Was ist Kreativität? (für Blogger, Marketeer und Seos)
In Internet-Zeitalter des Panda endet fast jeder gute gemeinte Artikel über besseres Ranking und Top-Platzierungen bei Google & Co. mit dem Top-Tipp: Sei kreativ! Auch für erfolgreiches Linkbuilding braucht man nicht mehr nur eine hübsche Freundin, sondern man muss nur eines sein: kreativ! Bei den letzten 30 Vorträgen, die ich zum Thema Suchmaschinenoptimierung oder „erfolgreiche Websites“ gehört habe, kam gefühlte 60 mal der No-1-Ratschlag: „Erschaffe kreativen Content!“ Irgendwie sind alle zu kleinen Matt Cutts mutiert, der den Satz wahrscheinlich erfunden hat. Es gibt kaum eine Floskel, die so abgedroschen ist wie „sei kreativ!“.
Aber was nützen abstrakte Ratschläge, wenn man nicht weiß, wie man sie umsetzen kann? Daher geht es in diesem Artikel um die Frage: wie geht das eigentlich – kreativ sein? Was ist Kreativität? Ist das angeboren – und die einen haben eben Glück und die anderen Pech? Kann man sich im Internet begraben lassen, wenn man glaubt, nicht kreativ zu sein? Ich denke nicht. Kreativität wird durch das Internet immer einfacher (…zumindest so lange man sich an andere richtet, was ja bei der Erstellung von Websites oder dem Betreiben eines Blogs die Regel ist)
Zunächst ein paar Begriffsbestimmungen, über die man sicherlich auch diskutieren kann, aber die ich jetzt einfach mal so hinsetze:
- Kreativität ist die Fähigkeit, einen Kontext so zu entwickeln, dass man etwas Neuartiges erschaffen kann.
- Ideen sind punktueller Ausdruck eines kreativen Prozesses.
- Inspiration ist ein Teil der wahrgenommenen Realität, den man wie ein Puzzleteil in den eigenen kreativen Prozess einfließen lässt.
Sogut soweit. Und wie manifestiert sich nun das Ganze und wird dadurch auch nutzbar? Ich möchte im Folgenden ein paar ungeordnete Überlegungen in den Raum werfen, die dem einen oder der anderen hoffentlich hilfreich sein werden, wenn es darum geht, dass man „kreativ“ sein soll oder muss.
Entdecke die Grenzen deines Kontextes – denn nur so kann man auch über den Tellerrand schauen. Der Kontext ist immer die Suppe, in der man schwimmt.
Sei Teil des Diskurses – denn nur so kapiert man, wie die Mehrheit tickt. Gerade im Internet gibt es für fast jedes Thema eine „Szene“, die sich zu eben diesem Thema organisiert hat. Kreativ ist man immer nur für eine bestimmte Zielgruppe bzw. im Rahmen eines definierten Diskurses.
Sei bereit, Risiken einzugehen – außerhalb des Diskurses macht man sich als Kreativer leicht zum Hampelmann. Eben weil die neuartigen Dinge, die man in einem Diskurs vorstellt, von außen betrachtet verrückt und lächerlich aussehen.
Sei authentisch – denn wenn man das Gefühl hat, dass kreative Ideen nicht ehrlich sind, glaubt man sie nicht. Neuartige, kreative Ideen habe sehr viel mit Glaubhaftigkeit und Vertrauen zu tun.
Blick über den Tellerrand – Kreativität ist in den meisten Fällen keine „grundsätzliche Neuschöpfung“, sondern eine adäquate Adaption. Wenn man sich in einem zweiten Diskurs bewegt, bemerkt man oft Dinge, die dort als kreativ angenommen werden. Es sind einfach gute Ideen. Natürlich kann man diese Ideen in aller Regel nicht eins zu eins auf den eigenen Diskurs übertragen. Aber von den Grundprinzipien kann man sich inspirieren lassen.
Riskiere das Unbekannte – wenn man mal eine Idee gefunden hat, die woanders funktioniert, aber im eigenen Diskurs völlig unbekannt bzw. unbenutzt ist: mach es einfach.
Misstraue Deinen Werten – wenn sie fremdbestimmt sind. Gerade wenn man sich in einer Internet-Community bewegt, wird man leicht von massenkompatiblen Werten durchströmt, die oft nur wenig durch die eigene Biographie geprägt sind. Diese Community-Werte und Richtlinien sind für den kreativen Prozess sehr hinderlich.
Vertraue Deinen Werten – wenn sie tatsächlich auf Erfahrungen basieren. Wer sich aus Überzeugung vom Mainstream absetzt, ist per se schon auf einem kreativen Weg.
Setz Dich nicht unter Druck – die Suche nach kreativen Idee kann leicht das Gegenteil bewirken: vollkommene Unkreativität. Laß Dich treiben und von anderen inspirieren. Und immer wenn Dich etwas anspringt, so nach dem Motto: „Coole Idee“, dann lass Dich davon inspirieren.
Kreativität ist nicht „einfach so, ohne Arbeit“ – jeder kreative Prozess und jede Idee muss erst einmal umgesetzt werden – und das macht Arbeit.
Spontanität – ist sehr wichtig. Wenn man eine Idee hat, dann nicht zu lange darüber nachdenken. Man kan Kreativität auch „kaput-reflektieren“.
Fazit: Kreative Ideen entstehen nie sprunghaft, sondern sind immer in einem bestimmten Kontext gewachsen. Man muss nur die Augen offen halten und den Mut haben, sie auf den eigenen Bereich zu übertragen. Die Top-Kreativen der Nation machen letztlich nichts anderes. Und wenn eine Idee floppt? So what…
Dieser Artikel ist Teil des Webmasterfriady, wo es in dieser Woche um genau dieses Thema geht. (Wenn ich ehrlich bin, hatte ich erst die Idee für diesen Artikel, und habe dann gedacht: mal sehen, was andere dazu schreiben. Ich bin gespannt.)
8 Gedanken zu „Was ist Kreativität? (für Blogger, Marketeer und Seos)“
Interessanter Artikel, das Thema ist schon etwas heikel.
Alle reden von kreativen content, aber wie du schreibst ist die Umsetzung nicht immer einfach und nicht immer klar was gemeint ist.
Hinzu kommt auch das man eigentlich authentisch bleiben möchte und eigentlich keine x-tra „fake-artikel“ erstellen nur um für Google vorgaben zu erfüllen.
Leider zwingt einem der „Erfolgsdruck“ oft dazu, schade eigentlich oder „früher war alles besser“! :-P
Gefällt mir! ;)
Kreativ sein ist nicht unbedingt einfach! Viele Blogger schießen bei diesem Ziel, über das Ziel hinaus. Dies habe ich sehr häufig bei den letzten SEO-Wettbewerben gesehen. Da gab es Blog Beiträge, die waren einfach nicht mehr zum Lesen, sondern ausschließlich für die Suchmaschine gemacht. Ob dies nun mal kreativ ist, sei mal dahingestellt. Dies ist aber auf jeden Fall ein sehr interessantes Thema wo man sehr viel dazu schreiben kann und zu allen möglichen Themen breit ausschwenken kann. Bloß einen sinnvollen Text zum Thema: „kreativ“ zu schreiben, nenne ich mal kreativ.
Martin, ich muss dir sagen, das du die kreativität in Person bist. Auf was du manchmal kommst um Links zu baiten, wie zum Beispiel mit deinem Aprilscherz oder deinem Google Street View Video (Ich glaube, durch Paris war das), ist echt unglaublich und sehr geil.
Kreativität ist aber gerade wichtig, wenn man was erreichen möchte. Gegen den Strom schwimmen, neue Wege gehen, die noch nicht gegangen wurden. Und ich bin der Meinung, das du das sehr gut vormachst.
Ich glaube das der Aufruf zu „kreativem Content“ primär an uns appelliert, einen Zustand persönlicher Freiheit zu erschaffen, der Anderen und einem Selbst die Grundlage bildet, Kreativität als Kunst – oder auch Können – zu empfinden, das Neuartiges entwickelt und erlebt.
In Anlehnung daran ergibt sich Kreativität aber auch als Prozess, der entsteht, wenn Trends oder auch Hypes evaluiert werden müssen. Als Tipp meinerseits deshalb in diesem Zusammenhang ein Hinweis auf ein interessantes Wiki zur Webentwicklung, das zu diesem Thema resümiert. > Trend und Hypes – Erkennen und Filtern
Guter Artikel, vielen Dank! Hier noch ein Tipp falls die Inspiration fehlt… http://wp.me/p1YAnJ-t
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