Bing Bildersuche – Was kann Microsofts neue, äh… – Entscheidungsmaschine?

Bing Bildersuche – Was kann Microsofts neue, äh… – Entscheidungsmaschine?

Bing Bildersuche - Microsofts Entscheidungsmaschine
Bing Bildersuche

Bing.de ist online. Seit heute gestern morgen ist die deutsche Seite von Microsofts neuer … äh … „Entscheidungsmaschine“ online. Dieses aufdringliche Wortmonster stammt von Microsoft selber („decision-machine“). Nagut, ich will das mal als Marketing-Gag zur Kenntnis nehmen. (Oder richtet sich der Begriff gegen Google, nach dem Motto: „Die Entscheidungsschlacht!“?) Warum ich allerdings bei Bing leichter zu Entscheidungen finden könnte, leuchtet mit nicht ein. Denn im Grunde sieht Bing erst mal aus wie ein aufgeräumtes Google. Aber hübsch aufgeräumt. Ich muss sagen: es schmeichelt meinen Augen. Bing ist auch auf den zweiten Blick einfach netter als Google, es hat nicht diese harte Kantigkeit einer in die Jahre gekommen Tante, die sich durch oberflächliche, wild zusammengeflickte Farbkleckser aufzutakeln versucht.

Wie zu erwarten interessiert mich natürlich besonders die Bildersuche. Was kann die Bildersuche von Bing? Welche Funktionen bietet sie? Kann sie mehr als ihr Pendant von Google? Ich habe ein wenig rumgetestet und möchte die ersten Ergebnisse kurz vorstellen. Und um es gleich vorweg zu sagen: ich bin positiv überrascht. Das hätte ich Microsoft nicht zugetraut. Aber der Reihe nach…

Usability – Wie komfortabel ist die Bing-Bildersuche?

Die Bing-Bildersuche ist recht übersichtlich. Das Design ist ausgewogen und die Navigationselemente klar angeordnet. Man findet sich intuitiv sofort zurecht. Der wesentliche Unterschied zur bekannten Google-Ergebnisseite ist ein Auswahlmenu auf der linken Seite. Hier hat man die Möglichkeit, die Suchergebnisse zu verfeinern. Dazu später mehr.

Die Ergebnisse werden sehr zügig eingeblendet. Eine Besonderheit –  im Gegensatz zu Google Bildersuche und anderen – hat man aus der MSN / Live-Search übernommen: die Bilder werden nicht mehr als blätterbare Seiten angezeigt, sondern erscheinen in einem Fenster. In diesem Ergebnis-Fenster kann man beliebig lange nach unten scrollen. Bing lädt die Bilder dabei in Schüben nach. Das ist etwas gewöhnungsbedürftig. Aber das Prinzip ist clever. Sobald man den Scroller nach unten bewegt (und damit signalisiert, dass man mehr sehen möchte), lädt das System den nächsten Schwung Bilder nach. Das kann man verblüffend lange fortsetzen und so locker ein paar hundert Bilder laden. Ich finde das im Gegensatz zum ewigen Blättern der Google Bildersuche sehr komfortabel .

Links oben befindet sich in der Hauptnavigation der Punkt „Bilder“, über den man die Bildersuche aufruft. Den größten Teil des Screens nimmt das Fenster ein, in das die Bildresultate geladen werden. Rechts sieht man den Scrollbalken, durch den man neue Bilder nachladen kann, indem man ihn nach unten zieht. Rechts oberhalb dieses Fensters befinden sich vier kleine Icons. Hierüber lässt sich die Größe der Bildresultate ändern. Ganz links: viele kleine Bilder (bei mir sieben pro Zeile), daneben etwas größere Darstellung (fünf pro Zeile), dann noch mal etwas größer (drei pro Zeile). Bei diesen drei Darstellungsmöglichkeiten werden keinerlei Textinformationen gezeigt. Wunderbar schön und sauber, volle Konzentration auf die Bilder. Erst durch drüberrollen bekommt man ein paar Infos: Dateiname (hervorgehoben über dem Bild), Bildmaße in Pixeln, Dateigröße in kb, die domain des Bildes sowie zwei weitere Optionen (dazu gleich mehr).

Wenn man dies Bildinfos sehen möchte, ohne über die Bilder rollen zu müssen, kann man die vierte Option rechts oben aktivieren. Dann wird die Suchseite im Prinzip so dargestellt wie bei Google.

Ähnliche Bilder – Hat Microsoft Google technologisch überholt?

Aber nochmal zurück zu den Optionen, die man bei Drüberrollen unterhalb des Bildes bekommt: Man hat hier die Möglichkeit, nach „Ähnlichen Bildern“ zu suchen. Interessanter- und pikanterweise hat Microsoft dieses Feature, dass Google erst vor einiger Zeit als Test in seinem Testlabor (labs.google.com) vorgestellt hat, bereits fest in die Bing-Bildersuche integriert. Ich bin mal gespannt, wie lange Google jetzt noch mit der offiziellen Einführung der Funktion „Ähnliche Bilder“ wartet. Durch diesen Microsoft-Vorstoß bekommt man das Gefühl, dass die Redmonder bei der Bildersuche schon weiter sind. Oder zumindest soll man es bekommen (siehe oben „Entscheidungsschlacht“) …

Optionen zum Verfeinern der Suchergebnisse

Bing Bildersuche Suchoptionen
Bing Bildersuche Suchoptionen

In diesem Zusammenhang kommt auch die Optionsspalte am linken Bildrand ins Spiel. Hier bietet Bing auf den ersten Blick Möglichkeiten, die Bildersuche zu verfeinern. Es ist im Grunde nichts dabei, was Google nicht auch bietet. Aber bei Google muss man das erst suchen und über mehrere Klicks aktivieren. Ich vermute, dass ein Großteil der Google-Bildersuche-Benutzer die Verfeinerungsoptionen überhaupt nicht kennen.

Zu den Bing-Bildersuche-Optionen: Zunächst kann man die Bildgröße wählen. Der Begriff „Hintergrundbild“ scheint in der Reihe etwas dämlich gewählt zu sein. Denn alle „Screen-Wallpaperformate tauchen auch bei „groß“ auf. Wenn ich es richtig verstehe, wird hier die aktuelle Screen-Auflösung ausgewertet und nur Bilder angezeigt, die dieser Screen-Auflösung entsprechen. Es handelt sich also um eine Einladung, Bilder herunter zu laden und sie als Desktop-Hintergrundbild zu verwenden. Ob Bing mit diesem feature punkten kann, wird man sehen. Mir sind ja Einladungen zu Download ohne expliziete Erwähnung möglicher Urheberrechte suspekt.

Die Funktion Layout gibt es bei Google nicht. Obwohl die Daten natürlich denkbar einfach zu ermitteln wären. Der praktische Nutzen kann für die Benutzer allerdings groß sein, besonders für die, die Bilder gezielt für eine bestimmte Nutzung suchen. Wer zum Beispiel Bilder für eine Powerpoint-Präsentationen sucht, wird froh sein, wenn er zwischen „breit“ und „hoch“ wählen kann. Je nach dem, was er braucht.

Es folgt die Wahl der Farbe. Hier ist Bing noch klar der Google-Bildersuche unterlegen. Während Google schon die Auswahl aus zwölf Farben anbietet, kann Bing bisher nur zwischen Farbe und Schwarz-Weiss unterscheiden. Ich bin gespannt, wann das nachgeholt wird. Der Sinn diese Farbspezifikation ist sicherlich in der Produktsuche zu sehen. Wenn man einen blauen Lamborghini kaufen möchte, dann kann man sich schnell über die Farbauswahl mal anschauen, was man da kaufen möchte. Nach meinen Tests ist es jedoch (wie auch beider  Google-Bildersuche) wesentlich effektiver, die Farbe als Keyword (Erklärung) mit zu suchen als über die Farbauswahl.

Künstler Selbstportrait - astreines Foto
Künstler Selbstportrait – astreines Foto

Die anschließende Option – merkwürdigerweise „Stil“ genannt – unterscheidet zwischen Foto und „Abbildung“. Im Grunde müsste es „Grafik“ oder „Clipart“ heißen. Bzw. wenn man es ganz genau nimmt: „alles, was nicht Foto ist“. Diese Feature ist wie die Foto-Erkennung von Google noch recht ungenau. Das rechts gezeigte Selbstportrait wird von Bing als „Foto“ gelistet. Naja, Künstler sind ja auch keine normalen Menschen ;-)

Zum Schluss bietet Bing noch eine gezielte Suche nach Personen – und unterscheidet dabei zwischen „genaue Nahaufnahme“, Portrait“ und „andere“. Hmm, erst die gezeigten Ergebnissen machen deutlich, in welche Richtung der Zug fahren soll: die „genaue Nahaufnahme“ zeigt nur Gesichter, während das Portrait eher ein Oberkörperbild ist. Die „Anderen“ zeigen dann die Personen in Gänze. Auch das ist, bei allen technischen Kinderschuhen, mittelfristig sicherlich ein interessantes Feature.

Fazit der Benutzerfreundlichkeit: Bing kann an einigen Stellen mehr als Google und an anderen Stellen weniger. Im Grunde stehen sich der Platzhirsch und sein Herausforderer auf Augenhöhe gegenüber. Aber Bing hat einen klaren Vorteil: die Optionen sind für jeden sofort verständlich und damit nutzbar. Bei Google muss man erst mal kapieren, ein Sprungmenü aufzuklappen oder in die „Einstellungen“ zu klicken. Also: Punkt für Bing.

Bing Bildersuche Frameset: Oh nein…

Was passiert nun, wenn man eines der Bilder anklickt? Nun, auch Bing nutzt (wie Google) ein Frameset, um die Ergebnisseite einzublenden. Interessant ist, dass Bing auch hier schon etwas umsetzt, was bei Google noch im Labor liegt. In der Optionspalte links werden weitere Bildergebnisse eingeblendet, währende man eine gewählte Ergebnissseite vor Augen hat. Man kann also sofort zum nächsten Bild klicken, ohne erst wieder in die Übersichtsseite zurückzukehren. Aus Benutzersicht vielleicht ganz gut, aus Urhebersicht natürlich problematisch. Das Framebreaker-Script scheint auch hier zu funktionieren. Allerdings hatte ich beim ersten Klick auf ein Bild auf einer Seite, die ein frameBreaker-Script enthält, eine Nachfrage auf dem Schirm: Wollen Sie diese seite wirklich verlassen? Natürlich habe ich ja geklickt. Dumm – denn nun funktioniert alles ohne Nachfrage. Dummerweise kann ich es jetzt auch nicht mehr reproduzieren. Hat jemand etwas Vergleichbares beobachtet?

Welche Qualität haben die Suchergebnisse?

Die Bildersuche hat ja einen Vorteil: man kann auf einen Blick sehen, ob die Ergebnisse stimmen oder nicht. Und ich muss sagen: passt alles. Eines ist merkwürdig: die meisten viele SEO-Blogger sind sich einig: Die Ergebnisse von Bing sind schlechter. … Ok. Aber warum? Konkrete Beispiele dieser Behauptung leist man selten. Ich zur Zeit noch nichts an den Suchergebnissen bemängeln. Bei allen Tests kamen gute Ergebnisse zustande. Natürlich wird sich erst bei intensiver Benutzung zeigen, ob auch „SEO-Müll“ vorne rankt, oder ob es viele tote Links gibt oder ob es einfach „unpassende“ Bilder gibt.

Etwas anders stellt sich das freilich dar, wenn ich frage, ob „meine“ Seiten gut ranken. Tatsächlich liegen ich bei den meisten Keywords bei Bing deutlich hinter den Positionen, die ich bei Google habe. Das gilt zum Teil auch für die normale Websuche, aber besonders ist das in der Bildersuche der Fall. Aber es ist natürlich Unsinn, deswegen zu behaupten, Bing würde schlechtere Ergebnisse bringen.

Wie geht es weiter mit Bing?

Ich finde, Microsoft hat mit bing einen überzeugende alternative zu Google vorgestellt. Aber nun kommt natürlich die Frage: warum sollte man Google den rücken kehren. Die Suche ist doch inzwischen zur Routine geworden. Und Routinen umzugewöhnen ist mühsam und kostet Überwindung. Ich denke sich der Erfolg von Bing von drei Punkten abhängt:

  • Wie aggressiv wirbt Microsoft und wie kann man dabei positives Image von Google absaugen? Ich glaube, uns steht eine schöne Schlammschlacht bevor :-)
  • Wie gut und schnell kann Microsoft „Verbesserungen“ und „Weiterentwicklungen“ vorstellen und einbinden. Diese Strategie gehört sicherlich maßgeblich zu Google, und es scheint mir unabdingbar, dass Microsoft sich auf diesem Wettlauf einläßt.
  • Welche Anreize wird Microsoft bieten, um Nutzen auf Bing zu locken? Ich schätze, man wird an die niederen Instinkte der breiten Masse appelieren und über populäre Massnahmen wie „Bonuszahlungen für 1 Monat bing-Benutzen“ oder so nachdenken.

Bilder optimieren für Bing-Bildersuche?

Bing ist für mich eine echte Alternative, und ich werde mich in den nächsten Wochen intensiv mit der Frage auseinandersetzen, wie man Bilder für die Bing-Bildersuche optimeren kann. Auch die Tatsache, dass auch Bing Bilder in der Websuche a la Universal-Search einsetzt, schreit nach genauerer Analyse. Viel Arbeit …

Bing Bildersuche - Was kann Microsofts neue Such- äh Entscheidungsmaschine?
Bing Bildersuche – Was kann Microsofts neue Such- äh Entscheidungsmaschine?

Zum Schluss noch ein paar nette Details, die mir bei der Recherche über den Weg gelaufen sind:

  • Bing ist noch nicht bei Google zu finden. Und das finde ich krass. Wo ist die großspurige Überheblichkeit vergangener Tage geblieben? Diese anmaßende Arroganz, mit der man den Konkurrenten helfen wollte? Ich bin gespannt, wann Bing bei Google zu finden sein wird.
  • Bei Wikipedia gibt es einen schönen Bing-Artikel. Er beschreibt nur leider nicht die „Entscheidungsmaschinen“, sondern ein längst pleite gegangenes Spielzeug-Unternehmen. Bin gespannt, ob und wann man bei Wikipedia die Artikel entsprechend ändern wird.
  • Welche Konsequenzen sich für viele ergeben, kann man noch gar nicht absehen. Ich bin gespannt, wie man in der schönen (?) deutsche Kleinstadt Bingen mit dem begrifflichen Hype umzugehen verstehen wird.
  • Ich vermute, dass man bei MS schon darüber nachdenkt, die Marketing-Features, die mit Adsense vergleichbar sind  (und scheinbar via yahoo geregelt wird), in „Bong“ umzubenennen. Dann würde man in Zukunft zu Werbung nur noch zielgruppengerecht „Bing-Bong“ sagen…

Weiterführende Artikel und Websites

… aus diesem Blog

7 Gedanken zu „Bing Bildersuche – Was kann Microsofts neue, äh… – Entscheidungsmaschine?

  1. Und Bing stellt sich von Anfang an in den Dienst der Zensur:

    „Die Suche kamasutra kann jugendgefährdenden Inhalt zurückgeben.
    Ändern Sie Ihre Suchbegriffe, um Ergebnisse zu erhalten.“

    Google hat damit kein Problem

  2. Hallo, ist es möglich, bei Bing anhand einer Grafikadresse ein Bild zu suchen und zu finden? Bei Google kopiere ich einfach die Grafikadresse in die Suchleiste und klicke auf „Bilder“ und schon ist es da. Das funktioniert leider nicht bei Bing.

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