Universal Search Usability : Google’s Layout-Problem
Ich habe mal darüber nachgedacht, was die „Universal-Search“ eigentlich für die SERPs (Search Engine Result Pages) bedeuten würde bedeutet. Sind die bröckchenweise eingestreuten Bildchen oder Video-Stills schon das Ende vom Lied? Wohl kaum. Um der Sache auf die Spur zu kommen, sollte man nicht „über google“, sondern „aus Sicht von google“ denken. Ich habe mal versucht, die Anforderungen, durch die die Google-Suche getrieben wird, aufzuführen – und daraus einen Layout-Entwurf für die „Google-Suche von morgen“ entwickelt.
Zunächst ist klar, dass google auf dem Suchmaschinen-Markt quasi ein Monopol hat. Über die Gründe gibt es zahlreiche tolle Artikel. Der wichtigste Grund scheint mir: Funktionalität. Die Suche ist schnell und die Treffer werden eigentlich auch immer besser. Man findet kaum noch Resultate, die völlig deplatziert erscheinen. Nun hat google sein Design und Layout genau daraufhin ausgerichtet. Der Farben-Dreiklang: Blau=Überschrift, Schwarz=Text, Grün=Link hat die „Genaration google“ geprägt und ist ein Standard geworden: die visualisierten Funktionsregeln. Der User hat die „Regeln“ der Funktionalität verinnerlicht und kann die Suchergebnisse sehr schnell „abscannen“ und die gesuchte Information aus den Titeln herausfiltern. Das geschieht bei vielen inzwischen, ohne dass sie das noch wahrnehmen. Auch das zweispaltige Layout ist „hyperfunktional“. Der Benutzer kann sehr schnell beide Listen überfliegen. Allerdings: Nicht ohne Grund hat Google die Spaltenbreite fixiert. Wenn sich der Text an den Bildschirm anpassen würde, dann wäre bei breiten Bildschirmen das „Abscannen aus dem Augenwinkel“ nicht mehr möglich. Die Spaltenbreite von 580 px hat sich mit Sicherheit in zahllosen aufwendigen Analysen zum schnellen Überfliegen als optimal herauskristallisiert.
Änderungen am google Layout und Design werden stets nur in „Kleinst-Schritten“ vorgenommen. Und das hat seinen Grund: viel zu groß ist die Gefahr, dass der Benutzer über eine Änderung im Design oder Layout „stolpert“. Dann würden plötzlich Fragen thematisiert, die google nur schaden könnten. Solange die Funktionalität im Vordergrund steht, ist google toll. Das google-Webdesign ist deshalb so super, weil es „perfekt funktioniert“ – hyper-ergonomisch, Usability pur. Als Gestaltung unsichtbar, aber voll funktional. Mit der Qualität des Google-Designs werde ich mich in einem späteren Artikel näher befassen.
Sogut soweit. Nun mal endlich aus Sicht von Google gedacht: Was könnte man verbessern? Was finden die Benutzer verbesserungswürdig? Google hat dazu sicherlich zahlreiche Marktanalysen in der Schublade, die ich leider nicht kenne. Aber ich bin mir fast sicher, dass viele Menschen es „bequemer“ haben möchten. Lesen ist für viele „unbequem“. Schöner wäre es, die Informationen direkter zu erhalten: über Bilder, Videos oder Töne. Und genau das verstehe ich unter „Universal Search“. Der Benutzer erhält Informationsangebote, die die „Textgrenze überschreiten“. Wer also nach „Weihnachtsgans“ sucht, der will vielleicht nicht mehr lange einen Text durchlesen, sondern ein Video finden, sich zurücklehnen und in 5 Minuten vorgekaut bekommen, wie man eine Weihnachtsgans zubereitet.
Warum hat google ein „Layout-Problem“?
Auch google muss sich über Ergonomie und Usability Gedanken machen. Bzw. gerade Google, weil ja die Funktionalität so im Vordergrund steht. Schnelligkeit und Übersichtlichkeit sind entscheiden bei Google über den Erfolg. Nach meinem Verständnis hat Google da ein Problem: die bisher in die SERPs eingefügten Bilder und Videos nehmen nicht nur Platz weg. Vor allem „stören“ sie die schnelle Orientierung, das schnelle Abscannen von Überschriften. Und häufig wirken die Bilder oder Videos auch „deplatziert“, weil man Textergebnisse erwartet. Auf der anderen Seite muss google aber aus oben genannten Gründen immer häufiger auch solche Resultate anbieten, um nicht Benutzer an Konkurrenten zu verlieren.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Screen-Auflösung. Auf meinen 1600 x 1200 px Screen sind zwei-Drittel der SERPs weiss. Die Entwicklung der Design-Standards ist ja auch durch wachsende Auflösungen vorangetrieben worden. Demnächst werden wir die Schwelle überschreiten, wo der 1280 x 1024 Screen bzw Breitformate wie 1400 x 1050 etc die Mehrheit der Bildschirme stellen werden. Schon heute wirken Seiten, die auf 800 x 600 optimiert sind,mickerig. Google wird in absehbarer Zeit darauf reagieren müssen.
Ich denke daher, dass google in absehbarer Zeit sein komplettes Layout umstellen wird, um den Anforderungen der „Universal Search“ gerecht zu werden. Ich habe mal einen kleinen Entwurf gemacht. Vielleicht könnte das dann so aussehen:
Ein weiteres, wahrscheinlich sogar das wichtigste Argument für eine Umstellung des Layouts wäre die Image-Werbung. Die bisherige Ergebnissseite hat für google den extremen Nachteil, dass man dort keine Werbe-Bilder setzen könnte, ohne dass das auf massive Verärgerung treffen würde. Wenn aber links eine „Bilderspalte aufgetan würde, könnte man dort prima auch Bildwerbung platzieren. Wer sich auf dem Werbemarkt auskennt, wird erahnen, welches Potential in Bildwerbung auf den SERPs steckt.
Das Konzept der „Universal Search“ muss Google aus meiner Sicht zwingend umsetzen, wenn man die marktbeherrschende Position behalten will. Es ist, überspitzt formuliert, wie mit dem Buch und dem Fernseher. Die Masse der Menschen ist träge. Man sieht lieber fern, als das man liest. Nicht mehr lange, dann wird Fernsehen auch im Internet stattfinden. Wahrscheinlich irgendwann nur noch über das Internet. YouTube und Konsorten sind doch die Faustkeile der internetbasierten Medien-Entwicklung. Und die bisherige Websuche von google liegt noch weit davor…
Nicht, dass jetzt jemand auf den Gedanken käme, ich hätte Zugang zu geheimen google-Plänen. Es ist alles pure Spekulation. Aber wenn es so käme, hätten viele Leute wieder viel Arbeit…
Interessante Weblinks
Der Seonaut hat einen spannenden Artikel über die Universal Search geschrieben ( Universal Search Patent von Google genehmigt – Was nun ? ). Auch er sieht neue Herausforderungen für die Suchmaschinen-Optimierung voraus.
Bei Sistrix kann man etwas über Ajax-Versuche nachlesen ( Google-SERPs bald in Ajax? ). Bisher zwar nur in den USA. Aber immerhin zeigt es, dass google die Usability-Fragen jetzt auch öffentlich macht.
Im Blog2.0 wird eine offizielle Eyetracking-Analyse zum Thema Universal-Search vorgestellt ( Wie verändert Google Universal Search die Wahrnehmung der Nutzer? ). Sehr spannend. Ich werde mich mit dem eyetracking-Test von google noch mal separat beschäftigen, weil ich die google Schlussfolgerungen, bzw die komplette Analyse-Methode für falsch und bewusst irreführend halte. In eine ähnliche Richtung geht auch schon der Artikel von Isa-media ( Google Eye Tracking Analyse wiederspricht eigener Darstellung ) über diese Studie.
Schlussendlich habe ich einen kleinen Beitrag verfasst, wie „meine Mona Lisa“ auf die Hauptseite der SERPs gerutscht ist und sich nun ganz oben ziemlich breit macht: Leonardo in den SERPs – Wikipedia überrundet.
Ein Gedanke zu „Universal Search Usability : Google’s Layout-Problem“
Hi, Guter Artikel, ich hoffe das wir uns auf eine Fortsetzung freuen können :-)
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