Wofür und wie ich die Sistrix-Toolbox nutze

Wofür und wie ich die Sistrix-Toolbox nutze

Christian B. Schmidt hat einen Podcast veröffentlicht, in dem er die Sistrix-Toolbox thematisiert. Marco Janck ist auf den Zug aufgesprungen, und hat bei Facebook gefragt, ob denn niemand mehr den Sichtbarkeitsindex (SI) ernst nimmt. Sollte man nicht gerade als Seo-Agentur (oder selbständiger Seo) gerade auf einen guten Sichtbarkeitsindex optimieren? … Gute Gelegenheit, mal meinen Umgang mit der Sistrix-Toolbox kurz vorzustellen und was ich vom SI halte.

Ich bin – mal wieder – ein Sonderfall, weil ich kaum für Kunden arbeite. Wenn man das tut, bietet die Toolbox sicherlich viele weitere Möglichkeiten für eine effektive Kundenkommunikation. Gerade die Amateure aus den Chefetagen lieben einfache, übersichtliche Grafiken, Listen mit max. 10 Einträgen und vor allem Kurven, die nach oben zeigen. Kann man alles schnell und einfach aus der Toolbox exportieren.

Für mich und meine Ratgeber-Nischenseiten / Affiliate-Projekte gibt es vor allem zwei wichtige Perspektiven:

  • der Blick zurück: wie wirken sich umgesetzte Maßnahmen aus?
  • der Blick nach vorne: wo liegen für mein Projekt besondere Chancen?

SI – der Blick zurück

Der Sichtbarkeitsindex ist vor allem eins: ein Blick in die Vergangenheit. Hier kann man sehen, wie sich die Domain entwickelt und welche Maßnahmen gut gefruchtet haben und welche eben nicht. Wobei man lernen muss, die Werte im Laufe der Zeit richtig zu lesen und zu interpretieren. Nichts ist kontraproduktiver, als bei scheinbaren Einbrüchen des SI-Verlaufs sofort schnell und hektisch alles neu zu optimieren.

Für mich besonders wertvoll ist die Keyword-Liste der verlorenen oder verschlechterten Keywords. Die schaue ich mir recht häufig an, denn hier macht es nicht selten Sinn, mit neuen bzw. erweiterten Inhalten gegenzusteuern (zum Beispiel ein, zwei neue Bilder integrieren).

Ansonsten muss man ehrlicherweise sagen, dass Projekte mit einer Sichtbarkeit von unter 0,1 praktisch wie Papierschiffchen auf einem Ozean sind. Das erlaubt eigentlich kaum echte Rückschlüsse, weil man mit nur ein oder zwei guten Platzierungen in der Sichtbarkeit um 100 – 200 Prozent steigern kann.

Ich habe daher – für mich so intern – eine Sichtbarkeit 1,0 als Grenze. Erst wenn die erreicht ist, kann man mit einem Projekt wirklich „arbeiten“ und gezielt optimieren.

Chancen – der Blick nach vorn

Bis dahin ist der oben genannte 2. Aspekt der Toolbox viel wichtiger: bei welchen Keywords lohnt es sich weiter aktiv zu werden. Die Chancen bei Sistrix bieten mir in aller Regel hilfreiche Inspiration. Die Daten von Sistrix nutze ich aber nie separat. Stattdessen gleiche ich sie immer (!) mit meinen Daten aus der SearchConsole ab. Denn beide Datensets werden in der Kombination noch mächtiger.

Mit Hilfe der so gewonnen Daten ist es meist nur eine Frage der zeit, bis wann man eine Domain inhaltlich so ausgebaut hat, dass sie eine Grenze überschreitet, ab der dann wirklich sinnvolle Optimierungen möglich sind. Bei mir sind das wie gesagt, eine Sichtbarkeit von 1 und 1000 Besucher pro Tag. Wenn man das erreicht hat, geht alles weitere recht einfach von der Hand – und vor allem lohnen sich die Projekte dann auch für Affiliate-Maßnahmen …

Wettbewerber-Analyse

Natürlich bietet sich die Datenbasis von Sistrix auch an, um Wettbewerber zu analysieren. Wobei es sich dabei natürlich nur um „Ranking-Wettbewerber“ handelt. Mir nützt das meistens recht wenig, denn weder Neid noch Mißgunst oder Schadenfreude bringen meine Projekte voran. Die Wettbewerber-Analyse nützt mir vor allem als Inspiration: was sind die Inhalte, die meiner Domain noch fehlen?

Kein Traffic-Index!

Was der Sichtbarkeitsindex nicht ist – und Sistrix wird nicht müde, das stets zu wiederholen – ist ein Traffic-Index. Das ist schon deshalb völlig logisch, weil jede normale Domain nicht nur Traffic von Google bekommt, sondern aus vielen verschiedenen Quellen. Vor allem Anfänger verlieren das aber aus dem Blick, vor allem, wenn sie Seo für die einzige Traffic-Quelle halten. Das liegt vor allem deshalb nahe, weil Sistrix selber Prognosen über den Traffic eines Keywords anbietet. Ich weiß aber – wie viele andere auch – dass diese Traffic-Prognose von Sistrix in vielen Fällen falsch ist. Das liegt vermutlich auch daran, dass sich die Suchgewohnheiten der Menschen erheblich verändern. Immer mehr Menschen suchen im Longtailbereich – und viele dieser Anfragen kann Sistrix gar nicht tracken.

Zudem bewertet Sistrix vor allem Brands relativ hoch, wenn man mit einem Brand-Begriff (z.B. „Fielmann“) auf Position 3 oder 4 liegt, dann treibt das den SI nach oben, ohne dass man irgendwelche zusätzlichen Besucher hätte. Denn wer nach Fielmann sucht, der klickt sowieso das erste Ergebnis an.

Aber trotzdem: manchmal passt es doch. Eigentlich wollte ich das Gesagte mit einem Beispiel belegen, aber dann habe ich das hier gefunden: mein Projekt Erythrozyten.net bekommt tatsächlich 85% ihres Traffics über Google. Und hier gibt es eine deutliche Ähnlichkeit des Sichtbarkeitsverlaufes und des echten Traffics: SI und echter Traffic von Erythrozyten.net

SI und echter Traffic von Erythrozyten.net

Besonders hilfreich: die Keyword-Recherche mit „Erweiterten Daten“

Für mich als Bilder-Seo ergeben sich natürlich besondere Chancen aus der Kombination von Texten und Bildern. Daher sind die Filter-Optionen im Bereich „Keywords“ sehr wertvoll. Mein neues Lieblingsspielfeld sind natürlich die Featured Snippets. Um die zu erobern, braucht man sowohl in der organischen als auch in der Bildersuche Top-Positionen.

Kurzum: der Sichtbarkeitsindex dient mir stets nur  zur Beruhigung, dass alles geregelt läuft. Und der Überblick über Keywords und Chancen bieten mir eine Menge Inspiration, wie man eine Domain weiter verbessern kann.

Die Gefahr: sich zu verbeißen

Auch ich bin in der ersten Zeit einem beliebten Anfängerfehler unterlegen: nur allzu leicht verrennt man sich in den Daten. Man verbeißt sich in den Rankings einzelner Keywords. Da das oft zu nichts führt, beginnt man, die Qualität von Wettbewerbern falsch einzuschätzen, die User-Intention zu missachten, die große Google-Verschwörung zu erkennen und so weiter. Nein: einzelne Rankings sind völlig belanglos. Man darf Seo nie verbissen sehen, sondern immer probieren und studieren, bis man die Hebel findet, mit denen man Erfolg hat. Die Chancen und die erweiterte Keyword-Daten können dabei helfen. Letztlich führt das dazu, dass man das, was man selber eben besonders gut kann, in den Rankings nach vorne bekommt.

Und nun Ihr: wie nutzt ihr die Toolbox? Oder gar nicht? Was sind Eure Inspirationsquellen?

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13 Gedanken zu „Wofür und wie ich die Sistrix-Toolbox nutze

  1. Einen SI von 1 halte ich persönlich als Grenze für sinnfrei. Gerade in Nischenbereichen ist dieser Wert nicht oder kaum zu erreichen bzw. die Keys, zu denen man ranken müsste, nicht relevant zur wirklich Suchintention passend zum Angebot.

    1. ist ja richtig, eine SI-Grenze macht wirklich nicht viel Sinn. allerdings kann man mit den meisten Nischenseiten schon einen SI von 1 erreichen – und dann hat man in der Regel so viel „Umgebung“ abgedeckt, dass das, was man erreichen will, auch tatsächlich recht gut mit Seo-Methoden zu erreichen ist. Vorher ist es halt viel Glücksspiel…

      Aber klar: das kann man schwerlich an einer SI-Grenze festmachen. Da ist die Traffic-Schwelle schon besser, wobei die wiederum nur wenig mit der Google-Sichtbarkeit zu tun hat. Naja, letztlich dient das alles ja eh nur der Inspiration und Motivation :-)

  2. Hallo,
    auch ich nutze die SISTRIX Toolbox sehr gerne. Spannend finde ich zur Zeit die Serp Snippets – passt das Verzeichnis zum Keyword – und den Punkt Keyword Kannibalisierung. Da wir im Oktober eine Umstellung auf https hatten, war die tägliche Entwicklung des SI ein guter Indikator. Ansonsten ist der SI auch nur ein Indikator, ob alles gut läuft. Ich ertappe mich aber auch immer wieder, wie ich einzelnen Rankings zu viel Aufmerksamkeit widme.
    Gruß
    Stefan

  3. Ich hätte mal eine allgemeine Frage zum SI. Die Seite urlaubstelegramm.de besitzt eine Sichtbarkeit von knapp 3,0. Mit wenigen Rankings und Rankings mit sehr geringem Suchvolumen. Wie setzt sich das zusammen. Und kann man den SI dann überhaupt noch ernst nehmen?

  4. Ich persönlich habe den SI noch nie wirklich „ernst genommen“. Leider ist es oft so, dass bestimmte Keywords oder ganze Keyword-Sets bei Sistrix nicht hinterlegt sind.

    Da kann der SI schon mal sehr schlecht sein und der Traffic aber überragend. Auch eine Webseite mit einem SI von 0,01 kann so einen guten Umsatz generieren, obwohl der Sichtbarkeitsindex hier eine andere Sprache spricht.

    Der SI ist für mich leider auch nur ein Faktor von vielen und hat alleine keine Aussagekraft über ein bestimmtes Projekt, ob dies nun als gut oder schlecht angesehen werden kann.

    1. Geanu: für den Traffic sollte man die SearchConsole nutzen, für die Google-Sichtbarkeit ist Sistrix als Ergänzung hilfreich. Und eben als Inspirationsquelle, wenn es um neu zu erschießende Themen (Keywords) geht.
      Als „Faktor“ würde ich den SI nicht bezeichnen.

  5. Schöner Artikel, Martin.

    An dieser Stelle hätte ich auch direkt einen Themenwunsch: Magst du nicht mal über den ROI von SEO-Tools schreiben? Wenn ich jede Woche meine Lieblings-SEO-Blogs lese habe ich fast den Eindruck, jeder hätte jedes Tool was es nur gibt.
    Alleine die Sistrix-Toolbox kostet aber schon 100-400 Euro pro Monat. Natürlich kommt es auf den Benutzer des Tools an, ab wann so etwas sinnvoll ist, jedoch würde mich sehr interessieren, ab welchem Punkt du angefangen hast bezahlte SEO-Tools einzusetzen.

    Liebe Grüße und schöne Weihnachtstage,
    Edward

    1. Das ist so schwer zu beziffern. Ich kann schwer sagen, welche Ideen und Umsätze ich ohne die Toolbox nicht gehabt hätte. Ich nutze die Toolbox nicht in dem Sinne, dass ich sage: hier ist Projekt x, dafür erstelle ich folgenden Toolbox-Plan, und dann habe ich am Ende damit Y-Gewinn.
      Irgendwie gehören diese Tools zum alltäglichen Drumrum …
      Aber es stimmt wahrscheinlich: inzwischen bin ich so lange dabei, dass ich auch komplett ohne (kostenpflichtige) Tools auskommen würde. Existenziell sind im Grunde nur Analytics und die SearchConsole.

    2. Das kannst Du einfach an z. B. meinem Beispiel weiter unten festmachen: Hat Dich das Tool auf eine Spur gebracht, die Du ohne nicht (so schnell) gefunden hättest? Dann hat Dir das Tool eben Zeitaufwand X gespart bzw. bei Kunden Y durch frühzeitige Fehleranalyse den Arsch gerettet, der Dich sonst abgesägt hätte. Bei kleineren Agenturen entscheidet das gern über das dritte Tesla-Leasing ja/nein.

      In dem Fall war der RoI top bzw. entspricht Mannstunde x gesparter Aufwand! Das gleiche gilt auch umgedreht: Wenn Dir ein Tool im Grunde keinen MEHRWERT bringt… ist der RoI eben Mist. Was Du wiederum als Mehrwert empfindest (bzw. jeder andere) ist rein subjektiv. Jemand mit 10+ Jahren SEO Erfahrung sieht so Tools in einem ganz anderen Licht als jemand frisch aus der hochkompetenten IHK SEO Schulung, dem im Grunde alles gerade über den Kopf wächst und der hier keine anderen (selbst [angekauften] gecodeten) Lösungen (z. B. Positracking, Linkcheck) am Start hat.

  6. Hm, für mich ist der SI, so wie der (x)ovi, der SS oder wie andere (Konkurrenten) ihren Krempel nennen nur ein Indikator für… „Hm, was da los?“. Wie erwähnt, kein Trafficindex. Da deckt sich Sistrix (oder jedes andere Tool) selten mit GA bzw. höchstens im Mainstream – oft genug war’s auch schon diametral, was ich immer besonders lustig fand.^^

    Eigentlich, so sehe ich es, ein Index für überhaupt nichts. Einfach weil kein (!) Tool den kompletten Datensatz abbildet und jedes dazu noch anders. Für mich sind die Sichtbarkeitsverläufe reine Botindikatoren (wie gut die bedient werden). Wenn die in allen Tools anfangen zu hüpfen, weiß ich – SEO Wetter ;) – dass was im Gange ist und ich wieder bisschen aufmerksamer PI 123 ansehen sollte. Oder ich technisch Mist gebaut habe, passiert ja auch mal – z. B. sich Seiten gegenseitig im Wochentakt rauskicken usw. und es deswegen zu Sprüngen kommt.

    Ich bin da treuer Anhänger der Meinung, dass Tools keinerlei Mehrwert haben (bzw. KEINE Daten irgendeinen Mehrwert haben, die man nicht zu 100 % erheben kann), aber interessant sind – und neue Impulse geben können. Aber eben keinerlei echte Aussagen über die eigene Arbeit oder die anderer treffen können. Vor allem wenn es in Nischen geht, ist man bei fast jedem Anbieter darauf angewiesen, ob das Set überhaupt sauber aufgenommen ist/gewertet wird (idR nicht). Wie gesagt, da habe ich so einige Projekte (gehabt), die umso besser performt haben, je schlechter sie bei Tool A oder B abschnitten (und bei Tool C z. B. nur nach oben gingen)…

    Ja, gegenüber Kunden mag das manchmal von Vorteil sein. Weil’s einfach scheint. So einfach wie man sich damit selber in die Pfanne haut, wenn der Kunde meint man ist ’ne Pfeife weil der SI usw. nach unten rauscht, obwohl alle (internen) (K)PIs nach oben gehen. Wie viele Verträge deswegen wohl schon gekündigt wurden… Ich quäle meine da lieber mit GA & Co. Hält viele auch vom selber „Wissen“ googlen und in „2h zum SEO Experten werden“ ab.

    Dass der SI mit der Zeit immer löchriger wird ist so eine andere Sache in Zeiten lokaler und zunehmend individueller SERPs. Auch hier kann ich einige Beispiele bringen, wo ich laut Tool mit KW X in der Penalty sein müsste (P > 120), bei Abfrage X, Y, Z (wechselnde Userangaben) aber mal auf 1, 6, 27. Mit Snippets, VS usw. fange ich da gar nicht erst an.

  7. Schöner Artikel, ich selbst nutze Sistrix sehr gerne für die tägliche SEO-Arbeit. Was mich stört: Ich finde den Preis deutlich zu hoch. 100 euro im Monat pro Feature sind doch ein wenig hoch gegriffen finde ich. Ich habe übrigens einige Projekte mit einem SI von weit unter 1,0, mit welchen ich sehr gut arbeiten kann und die gutes Geld bringen. Also so viel Sagt der Sichtbarkeitsindex nun auch nicht aus – meiner Meinung nach!

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