Vorsicht bei Adsense auf Sites mit User-generated Content
Der Google-Adsense-Quality-Team-Mitarbeiter Tomer Honen hat vor einigen Tagen in einem Google+ Posting darauf hingewiesen, dass es bei den „Content-Richtlinien für Adsense“ eine Modifikation gegeben hat. Konkret geht es um Seiten, auf denen User-generated Content eingebunden wird, also zum Beispiel Blog- oder Forenkommentare. Google weist sehr deutlich darauf hin, dass man als Website-Betreiber auch für die Inhalte, die andere Benutzer beisteuern, verantwortlich ist. Weitergedacht folgt daraus, dass man darauf achten muss, dass auch die Benutzer die Google-Adsense-Richtlinien einhalten. Andernfalls droht eine Sperrung des Adsense-Accounts.
Das Ganze ist ein sehr sensibles Thema. Denn es zeigt, wie anfällig das Adsense-System letztlich sein kann. Nehmen wir an, jemand hinterlässt hier im Blog einen Kommentar, in dem steht, dass man auf eine Anzeige rechts klicken soll. Das ist laut Google streng untersagt. Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Google algorithmisch die Inhalte auswertet, und Formulierungen, die darauf hindeuten, als würde es im Text solche Aufforderungen geben, mit einer automatisch erzeigten Drohmail verbindet. Als ich die zum ersten Mal erhalten habe, war ich zunächst ganz schön erschrocken, weil Google darin nicht darauf hinweist, in welchem Artikel oder in welcher Passage so eine fragwürdige Formulierung steckt. Google hat mir seinerzeit drei Tage Bearbeitungszeit eingeräumt, bevor mein Adsense-Account gesperrt würde. Und zwar an einem Freitag Mittag. Glücklicherweise war ich seinerzeit nicht Freitag früh in ein verlängertes Offline-Wochenende unterwegs. Sonst hätte ich ganz schön doof aus der Wäsche geguckt …
Damit man stets seine Inhalte unter Kontrolle hat, empfiehlt Google folgendes:
- Informieren Sie Ihre Nutzer über die AdSense-Richtlinien.
- Bewerten Sie jede Website, bevor Sie Anzeigencode darauf platzieren.
- Überprüfen Sie Seiten mit vielen Zugriffen vorsorglich mindestens einmal pro Woche.
- Fügen Sie Keyword-Filter hinzu, wie beispielsweise Content nur für Erwachsene, Pay-to-Dienste, mit Hacking verbundener Content und Glücksspiele. Wir selbst können zwar keine genauen Informationen zur Keyword-Filterung oder Content-Filterung liefern, Sie können aber bei Google danach suchen.
- Fügen Sie allen Seiten mit von Nutzern erstelltem Content einen Link hinzu, über den ein Richtlinienverstoß gemeldet werden kann.
Kurz zu den Punkten: Google empfiehlt also, dass diejenigen die bei mir im Blog kommentieren, zunächst die Adsense-Programmrichtlinien durcharbeiten sollen. Hallo?! Wenn ich das neben mein Kommentarfeld schreibe, werden vermutlich 90% abgeschreckt auf den Kommentar verzichten wollen.
Der Punkt „Verwenden Sie einen Keyword-Filter“ ist fast lustig: „Wir selbst können zwar keine genauen Informationen zur Keyword-Filterung oder Content-Filterung liefern, Sie können aber bei Google danach suchen.“ ist ja für eine Richtlinie ganz großes Kino :-)
Einen Hinweis-Button, mit dem man einen Richtlinien-Verstoß melden kann, habe ich auch noch nie in einem Blog gesehen – bzw. bemerkt. Gibt es für so etwas schon ein Plugin?
Hier mal einige Punkte aus den speziellen „Content-Richtlinien“:
- […]
- Übermäßig vulgären Content
- Content in Verbindung mit Glücksspielen oder Spielkasinos
- Content zum Verkauf von Bier oder hochprozentigen alkoholischen Getränken
- Content zum Verkauf von Tabak und Tabakprodukten
- Content zum Verkauf verschreibungspflichtiger Arzneimittel
- Content in Bezug auf Programme, die Nutzern ein Entgelt für das Klicken auf Anzeigen oder Angebote, das Durchführen von Suchvorgängen, das Surfen auf Websites oder das Lesen von E-Mails bieten
- […]
Wer also Adsense auf den eigenen Seiten einbindet, sollte das auf dem Schirm haben. Übrigens weist Google seit einigen Tagen darauf hin (bei mir direkt im Adsense-Account), dass man eine valide Email-Adresse hinterlassen soll, über die man ständig erreichbar ist, um Warnungen zu Richtlinienverstößen auch zeitnah zu erhalten. Für mich sieht das so aus, als sei eine Verschärfung des Adsense-Filters zu erwarten.
Andere Adsense Accounts abschießen? (Update)
Besonders schwierig scheint mir noch der folgende Hinweis von Google zu sein: Man soll stets im Auge behalten, wo das eigene Adsense-Snippet eingebunden ist. Mir war das noch gar nicht bewusst: wie soll ich eigentlich verhindern, dass andere meinen Adsense-Anzeigencode auf schmutzigen Seiten einbaut? Der Quellcode einer HTML-Seite ist ja offen – und der Anzeigencode steht für jeden ersichtlich darin. Theoretisch jeder den Code herauskopieren und auf einer Seite einbauen, die gegen die Adsense-Richtlinien verstößt. So kann man den Adsense-Account eines Konkurrenten abschießen. Sehr sensibel und problematisch, würde ich sagen… Ich sehe zur Zeit keine Möglichkeit, sich davor zu schützen.
[Update] So ein Blog ist doch was Feines – Danke an Patrick in den Kommentaren. Man kann, wenn man sich bedroht fühlt, eine Liste von Domains angeben, auf denen die eigenen Anzeigen gezeigt werden dürfen. Das sollte man vielleicht besser auch machen, wenn man sich noch nicht bedroht fühlt. Siehe „Websites zum Schalten von Anzeigen autorisieren„. Ich hatte das nicht auf dem Schirm, und ich denke, dass Google diese Option klarer kommunizieren sollte.
Das Ganze wird dadurch verschärft, dass viele wahrscheinlich gar nicht bemerken würden, wenn ihr Adsense-Code so missbraucht würde. Ich empfehle daher, regelmäßig (mind. alle 4 Tage) im eigenen Account auf „Leistungsberichte -> Websites“ umzuschalten. Dort werden alle Domains aufgelistet, auf denen eigene Adsense-Snippets eingebunden sind. Ich habe bei mir stets 3- 6 Domains stehen, mit denen ich nichts zu tun habe. Allerdings lässt sich meist nicht ermitteln, warum diese Domains dort gelistet sind. Es sind auch meist nur höchstens 40 Zugriffe am Tag, und meist ist das nach wenigen Tagen wieder verschwunden.
Auf jeden Fall muss man sich darüber im Klaren sein, dass der Adsense-Account sehr fragil und anfällig für Angriffe ist. Je höher die Einnahmen steigen, und je abhängiger man von den Einnahmen ist, um so wichtiger ist es, nicht nur die Inhalte der eigenen Seiten genau im Auge zu haben, sondern auch stets zu prüfen, wo der eigenen Anzeigencode eingebunden ist.
Konkret würde ich folgende Maßnahmen empfehlen:
- Die Adsense-Richtlinien noch einmal studieren.
- Blogkommentare nicht automatisch freischalten, sondern immer erst nach manueller Prüfung.
- Vor allem Blogs / Foren, um die man sich nicht regelmäßig kümmert, sollte man im Auge behalten.
- Im Falle von Foren für ausreichend qualifizierte Moderatoren sorgen.
- Bei User-Content genau darauf achten, dass nichts beworben wird.
- Außerdem aufpassen, dass nicht irgendwo aufgefordert wird, auf Werbung zu klicken.
- Bei der Formulierung “ vulgären Content“ sind die Sensibilitätsgrenzend wahrscheinlich fließend. Trotzdem würde ich empfehlen, auf einen einigermaßen gepflegten Umgangston zu achten.
- Regelmäßige Prüfung, auf welchen Domains der eigene Anzeigencode eingebaut ist.
- Im Falle von Urlaub oder längerer Abwesenheit dafür sorgen, dass eine mögliche Adsense-Warnmail auch tatsächlich gelesen wird.
- Ich würde empfehlen, die Liste der autorisierten Websites zu erstellen, auch wenn man sich nicht bedroht fühlt. Allerdings darf man dann nicht vergessen, die zu aktualisieren, wenn man auf einer neue Domain Adsense einbindet.
Siehe auch: Seroundtable „Google s Publisher Quality Enforcer On User Generated Content & AdSense“ – via Hanns Kronenberg
26 Gedanken zu „Vorsicht bei Adsense auf Sites mit User-generated Content“
Irgendwie macht man es sich bei Google ziemlich einfach.
Anscheinend hat man „den Kontakt zur Straße“ verloren und weiß nicht mehr, wie die Realität aussieht, was praktikabel ist und was nicht. Anders kann ich mir das nicht mehr erklären.
Als ich den Hinweis (mit der validen Adresse) im Account sah, dachte ich schon, es sei sonst was.
Google scheint ja wieder mal die Keule auzupacken und an seiner Drohkulisse zu feilen. Vor kurzem noch der freundliche, erneute Hinweis zu den verkauften Links, nun AdSense.
Ich zittere…
Naja zumindest vor der Verwendung deines Adsense-Snippet auf anderen Webseiten kannst du dich schützten. Einfach in den Adsense-Kontoeinstellungen nur deine Webseiten als „autorisierte Webseiten“ eintragen. Dann kann das Snippet zwar immer noch kopiert werden, du generierst damit aber keine Einnahmen.
Aus der Google Hilfe: „Wählen Sie diese Funktion als Vorsichtsmaßnahme aus, wenn Sie besondere Bedenken in Bezug auf eine böswillige Verwendung Ihres Anzeigencodes durch andere Nutzer haben.“
Danke Dir für den Hinweis. Ich habe es oben ergänzt.
„Dort werden alle Domains aufgelistet, auf denen eigene Adsense-Snippets eingebunden sind. Ich habe da stets 3- 6 Domains stehen, mit denen ich nichts zu tun habe. Allerdings lässt sich meist nicht ermitteln, warum diese Domains dort gelistet sind“
Guck dir mal genau an woher die kommen ;) Das ist nix „BÖSES“ :)
hm, meist sind es große Portale. Vermutlich wird mein Content da temporär in einem iFrame eingebunden. Aber genau habe ich es bislang nicht herausgefunden…
Inzwischen bekommt man aber eine URL mitgeliefert wo was im argen ist.. Und mir wurde von Adsense Mitarbeitern gesagt, dass denen schon klar ist, dass man User generated Content nicht immer im Blick haben kann.. Dafür gibt es ja diese 3 Tage Fristen.. (Die ich bisher auch immer nur Freitags bekommen habe) ;)
Wenn man in den 3 Tagen alles erledigt ist das kein Problem mehr..
Übermäßig vulgären Content
Haha, ein lustiges FSK12 Bild und das Forum eines Bekannten bekam eine Verwarnung, wegen Regelverstoss…, aber hauptsache bei gutefrage.net darf man über Sextoys etc diskutieren, dort ist es anscheinend kein Regelverstoss, wie immer mist Google mit zweier Maß… Dabei konvertiere Adsense bei meinem Bekannten im Forum noch am Besten, jetzt hat er es ausgebaut.
„Theoretisch könnte man dann ja den Adsense-Account eines Konkurrenten abschießen, indem man dessen Snippet auf einer richtig schmutzigen, schlechten Seite einbindet.“ Um dem vorzubeugen sollte man die eigenen Domains extra autorisieren.
Oh, wurde mittlerweile ja schon genannt. Das passiert wenn man erstmal X Tabs aus dem Twitter-Stream öffnet und nacheinander liest
Ja, stimmt, Danke auch Dir. Habe ich oben ergänzt.
Ja, das „Problem“ gibt es leider schon sehr lange.
Wir betreiben einen Forenhoster. Und hatten dort anfangs auch Adsense im Einsatz. Aber schon 2006 oder 2007 kam es zum Problemen.
Google hat uns mehrmals „Verwarnungen“ wegen „unpassender Inhalte“ geschickt. Wir haben versucht zu erklären, dass sowas bei mehreren Millionen Postings trotz Kontrollen schon mal vorkommen kann.
Ist in den google-eigenen Foren ja genauso.
Man konnte uns trotzdem keine Lösung anbieten. Es wurde ein paar mal vorgeschlagen, für die Foren einen zweiten Account anzulegen, um das Risiko einer Sperrung zu minimieren. Darauf angesprochen, dass das ja unter „Todesstrafe“ stehe, wurde mir Achselzucken und „Ja, stimmt!“ beantwortet.
Ich finde das ziemlich unbefriedigend. Google könnte auch ein extra Produkt für UCG anbieten. Aber die bauen ja lieber Telefone, Social Networks, Brillen, Streamingdienste … und alles, was jemals im Netz angeboten wurde ;-)
LG vom Wannsee,
Sebastian
Danke für das Beispiel. Ja, wie gesagt, es ist ein heikles Thema. Ich halte es auch praktisch kaum vermittelbar, dass alle User, die irgendwo etwas beisteuern wollen, erst einmal über die Google-Richtlinien informiert werden müssen. Das ist zwar irgendwie logisch, aber es hatte eben vermutlich kaum jemand auf dem Radar.
Danke für den Artikel.
Also ich habe auch Adsense-anzeigen auf fremden Webseiten.
Allerdings ist mir schon klar wie der dahin kommt.
Die Betreiber haben einfach Textabchnitte kopiert und den Adsensecode gleich mit.
Leider sind die Seiten nicht besonders gut besucht.
Man kann die Domains beshränken – stimmt aber die ads werden trotzdem angezeigt wenn einer den adsense code integriert, aber die clicks werden nicht gerechnet
Besten Dank für den Artikel.
>> Blogkommentare nicht automatisch freischalten, sondern immer erst nach manueller Prüfung.
Finde ich persönlich ziemlich gefährlich, da man durch so ein Verfahren Kenntnis über alle Inhalte auf seinen Seiten hat, unter Umständen haftet man damit für Inhalte die Dritte eingestellt haben.
>> Bei der Formulierung ” vulgären Content” sind die Sensibilitätsgrenzend wahrscheinlich fließend. Trotzdem würde ich empfehlen, auf einen einigermaßen gepflegten Umgangston zu achten.
Ich orientiere mich da einfach immer an Youtube, was da geht kann auch bei mir veranstaltet werden ;)
Die von Dir vorgeschlagenen Maßnahmen sind fürn A… (vulgären content nicht ausgeschrieben) ;-)
Mir passiert:
AdSense-Treffen in Zürich, wir besprechen meine Seite und wie man ideal AdSense einbinden kann. Zu Hause setze ich das Besprochene um. Nächstes AdSense-Treffen in Hamburg: Ich zeige zwei AdSense-Spezialisten aus dem Hause Google, wie ich die mit den AdSense-Spezialisten in Zürich entworfenen Änderungen umgesetzt habe. „Vorbildlich“ – war die einhellige Meinung.
Ein knappes Jahr später dann die Abmahnung von Google: so wie ich die Anzeige auf der Seite umgesetzt habe, geht das nicht. Ich soll das ändern. Welche der sechs Anzeigen (drei Anzeigen + drei Anzeigenblöcke) gemeint ist, wird mir nicht mitgeteilt.
Was sind das für „Richtlinien“, bei denen die mir die eine Abteilung bestätigt, ich hätte sie vorbildlich umgesetzt und die andere Anbteilung mir wegen derselben(!) Umsetzung die Anzeigen sperrt?
Alex
Ratet mal wen dieser Google Adsende Code gehört?
Und wenn man mal nach dieser PUP ID googelt: „pub-1404521824638299“
dann findet man sofort die anderen Seiten des „Übeltäters“!
Pssst…
schau doch einfach in mein Google+ Profil – da stehen die alle eingetragen :-)
„Bei der Formulierung ” vulgären Content” sind die Sensibilitätsgrenzend wahrscheinlich fließend.“
Das ist gut formuliert. Kommt hinzu, dass, was „noch tragbar“ ist, stark vom „Zeitgeist“ abhängt. Und da die kleinen Bots, die die Inhalte prüfen, nicht vernunftbegabt sind, kann es vorkommen, dass ein Artikel, der sich kritisch mit verpöntem auseinandersetzt, selbst als verpönt, zu besterafen, interpretiert wird.
Gewisse Stichworte darf man also nicht – auch nicht im kritischen Zusammenhang – benutzen; daraus folgt eine Selbstzensur und wenn man nicht mehr über alles reden kann, ist die Meinungsfreiheit am Ende.
G. kann zwar die Ad-Schaltungen auch auf einzelnen Seiten sperren, geht aber irgendwann dazu über, gleich die ganze Domain zu sperren.
Ich habe dadurch letztes Jahr einen Adsense-Account verloren. Der Account war bereits 7 Jahre alt und hatte mehrere 100.000 an Umsatz generiert. Google war das egal.
Nach der Sperrung war der aktuelle Kontostand natürlich futsch – frei nach Zypern – und ich hatte nicht einmal mehr die Möglichkeit, die korrekten Abrechnungen für die Steuer auszudrucken!
Der Google „Support“ hat mit den üblichen Textbausteinen geantwortet. Schlimmer als das Orakel in Delphi. Selbst über einen persönlichen Kontakt bei Google war es nicht möglich, einen zuständigen Ansprechpartner zu finden.
Finde ich echt gut, das du hier drauf hinweist, was alles passieren kann. So geht man für sich selbst, jetzt sensibler mit der Sache um.
Beste Grüße
Paul
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