Keyword-Recherche für ein neues Projekt
Wenn man ein neues Projekt startet, sollte das Ziel sein, die für die Zielgruppe besten und relevantesten Inhalte anzubieten. Wenn das gelingt, wird die Seite bei Google – und damit auch überall sonst – Erfolg haben. Man hat wahrscheinlich eine Idee davon, was so ungefähr das Beste sein könnte. Nur: kann man sich sicher sein? Wieso sollte der Rest der Welt da draußen so ticken wie man selbst? Ist es nicht vermessen, zu glauben, dass die eigene Beurteilung von Content-Qualität auch für alle anderen gilt? Da im Zusammenhang mit der Nischenseiten-Challenge auch viele Einsteiger das Thema „Aufbau einer neuen Website“ bearbeiten, möchte ich im Folgenden mal ein paar fundamentale Dinge zum Thema Keyword-Recherche bzw. besser „Keyword-Strukturierung“ vorstellen.
[Hinweis: das Wichtigste steht im letzten Abschnitt!]
Was ist guter Content?
Jedes Thema hat eine Zielgruppe. Ob man selber dazu gehört, ist offen. Meist ist es nicht der Fall. Man erstellt eine Website, um etwas zu verkaufen bzw um Geld damit zu verdienen. Die Zielgruppe hat aber anderes im Sinn: sie möchte nichts verkaufen, sondern etwas konsumieren oder sich informieren. Wahrscheinlich ist man daher nicht Teil der Zielgruppe – und wahrscheinlich kann man daher eher schlecht beurteilen, was „guter“ Content ist.
Um herauszufinden, wie die Zielgruppe tickt, kann man Heerscharen von Zielgruppen-Analytiker engagieren, oder sich für tausende von Euro Marktforschungsergebnisse ordern. Man kann Berater hinzuziehen und sich endlos den Kopf zermartern… oder einfach Google fragen.
Letztlich ist die Google-Suche ein Abbild dessen, was eine Zielgruppe im Zusammenhang mit einem Begriff (Keyword) erwartet. Denn genau das ist es, was Google macht: sie sammeln massenhaft Daten von Millionen von Menschen über einen langen Zeitraum, um daraus das für den Begriff beste Ergebnis zu generieren.
Ich habe das schon oft geschrieben, meist in anderen Zusammenhängen: wenn man wissen will, was der beste Content für ein Keyword ist, dann schaut man sich bei Google das erste Ergebnis an. Punkt. Wenn man das nicht für das beste Ergebnis hält, ist man eben nicht Teil der Zielgruppe, Teil der Masse. Dann sollte man nicht denken, Google sei schlecht, sondern sich eher damit abfinden, dass man es offenbar nicht richtig beurteilen kann – und sich eine Strategie überlegen, wie man trotz dieses Defizits eine gute Website erstellen kann.
Beim Aufbau einer neuen Website geht es darum, dem Benutzer einen sinnvollen Kontext anzubieten. Also eine Hauptnavigation mit übergeordneten Kategorien. Wenn die nicht stimmt, werden die User den Inhalt nicht verstehen – und damit Google auch nicht. Natürlich verbirgt sich hinter jeder Hauptkategorie auch eine HTML-Seite. Es sind eben die wichtigsten 10 – 15 Seiten, die man am Anfang an den Start bringen sollte.
Keyword-Tools, die entsprechende Vorschläge ausspucken gibt es viele. Nur: wie soll man entscheiden, welches die wirklich wichtigen Keywords sind – für die Zielgruppe bzw. Google? Die folgende Methode bietet Abhilfe:
Schritt 1: Keyword-Basics
Um diese Haupt-Keywords bzw. die Überschriften dieser ersten, wichtigsten Seiten zu finden, geht man am einfachsten wie folgt vor:
- Excel-Tabelle bereithalten.
- Haupt-Keyword bei Google suchen.
- Google-Suggest Ergebnisse in die Tabelle eintragen.
- Unten auf der Seite findet man die „Verwandten Suchanfragen„: alle in die Excel-Tabelle eintragen (auch Wiederholungen!)
- In die Bildersuche wechseln; Google-Suggest Ergebnisse in die Tabelle eintragen.
- Wenn es dort „Verwandte Suchanfragen“ gibt: in die Tabelle eintragen.
- In die Videosuche wechseln; Google-Suggest Ergebnisse in die Tabelle eintragen.
Grundsätzlich: Wiederholungen eintragen!
Schritt 2: Verwandte Suchanfragen
Nun wiederholt man diesen Vorgang für alle „Verwandten Suchanfragen“ des Hauptkeywords.
Man erhält so eine Liste aus etwa 100 bis 200 Begriffen, die viele Wiederholungen enthält. Als nächstes sortiert man die Liste alphabetisch, so dass Wiederholungen direkt hintereinander stehen.
Schritt 3: Liste säubern
Nun wird diese Liste aufgeräumt. Man erstellt eine neue Spalte, die ich immer „Count“ nenne. Darin wird die Anzahl der Wiederholungen festgehalten. Wenn man also beispielsweise 10 mal „lichtmikroskop aufbau“ in der Liste stehen hat, dann löscht man neun davon und schreibt hinter das verbliebene eine 10.
Ausnahme: Reihenfolge. Wenn zwei Begriffe in unterschiedlicher Reihenfolge auftauchen, kann man die auch zusammenfassen (so mache ich es zumindest). Also „mikroskop aufbau“ und „aufbau mikroskop“ wird bei mir zuammengefasst.
Ausnahme: Singular/Plural. Ich würde empfehlen, sich für eines zu entscheiden. Meist zeigt die Liste schon, welche Form relevanter ist. Falls nicht: Singular ist nach meiner Erfahrung meist besser (weil es am Ende besser konvertiert).
Ich lösche bei mir übrigens auch grundsätzlich mein Hauptkeyword heraus. Das ist zwar im Prinzip nicht ganz sauber, aber es erleichtert das Lesen der Liste ungemein.
Liste zur Arbeit vorbereiten
Nun ergänze ich die Liste um folgende Spalten: HTML, Bild; Video/PDF; fertig; Top-10. Die ca. 8-10 Begriffe, die am meisten „counts“ haben, hinterlege ich hellgrau. Denn das sind die zentralen Begriffe, die man auf seiner Seite behandeln muss. Die Excel-Tabelle sieht dann etwa so aus (zu meinem Keyword „lichtmikroskop“):
Das Ganze kann man sich ausdrucken oder aber auch digital weiter pflegen. Denn nun kann man an die Arbeit gehen. Denn im Prinzip sollte nun für jeden Begriff eine eigene HTML-Seite erstellt werden, möglichst mit mind. einem Bild, dass dieses Keyword enthält, und wenn möglich mit einem Video, das dieses Keyword enthält. In manchen Fällen macht eine eigene Unterseite keinen Sinn. Dann sollte der Begriff aus der Liste aber mindestens in einer h2-Überschrift enthalten sein.
Soviel zu den Basics. Aber …
Halt! Das reicht nicht!
Das zuvor beschrieben Vorgehen ist die Voraussetzung dafür, eine zielgruppengerechte Website zu erstellen, aber es fehlt etwas entscheidendes: das Eigene! Diese Liste muss man nun unbedingt noch um 3 – 5 Keywords ergänzen, die man selber interessant findet. Etwas, das weder Google noch andere Wettbewerber auf dem Schirm haben. Sinnvoll ist, wenn es etwas aus dem Offline-Leben ist, etwas, zu dem man eine konkrete Beziehung hat. Dieses Eigene, diese 3 – 5 zusätzlichen Keywords, sind letztlich das Salz in der Suppe, das, was die eigene Website von vorn herein unverwechselbar macht. Und man sollte von diesen eignenen Keywords wenigstens 1 bis 2 gleich zu Projektbeginn in einer eigenständigen Seite vorstellen. Damit Google von Anfang an weiß: ok, das ist nicht wieder eine dieser 0815-Sites, von der es schon Millionen gibt…
Zusätzliche Tools, egal ob kostenpflichtig oder nicht, können beim Finden dieser eigenen Keywords helfen. Sie sind aber nicht wirklich nötig. Ich würde gerade am Anfang den Keyword-Tools nicht so sehr trauen wie dem oben gezeigten Weg, der etwas 1 bis 1,5 Stunden Zeit kostet. Die Tools werden erst später wirklich relevant.
Soklar soweit?!
Allen viel Erfolg beim Aufbauen des neuen Projektes :-)
Siehe auch
- Exemplarischer Aufbau eines neuen Projektes
- Die richtige Reihenfolge beim Content-Aufbau
- Nischenseiten-Challenge 2014: Report 3. Woche
24 Gedanken zu „Keyword-Recherche für ein neues Projekt“
Hi Martin,
coole Idee. Aber was trägst du bei HTML, Bild & Video ein bzw. warum dort ein X?
viele Grüße
Toni
ah, sorry, ich dachte, das wäre selbsterklärend. Ich drucke mir die Liste aus, und immer wenn ich eine Seite online habe, mache ich ein „x“ in die entprechende HTML-Spalte. Wenn ich dort auch eine Bild für dieses Keyword hinzugefügt habe, mache ich in der „Bild-Spalte“ ein „x“, ebenso beim Video (oder PDF, oder Slideshare). Wenn das Keyword dann in den Top-10 steht, kommt das x in die letzte Spalte.
Wer ganz genau ist, kann sogar noch eine weitere Spalte hinzufügen „Pos. 1“. Aber so lange pflege ich meine Listen nicht. Die sind nach ein paar Wochen / monaten meist unlesbar und wandern in den Müll :-)
Hi Martin,
danke für die Info. Werd ich auch mal probieren :)
viele Grüße
Toni
Hey Martin,
strukturierter gehts im Grunde nicht. Auch wenn ich die Methode an sich schon miteinfließen lasse, ist das Vorgehen nun mal dokumentiert, dank dir!
Kurze Frage zu „komischen Keys“. In einer Nische, in der ich mich bewege, tauchen lauter Baumärkte auf oder lokale suggest (produk + toom, obi, etc. oder produkt + berlin, schweiz etc.). Aus meiner Sicht macht es keinen Sinn dafür Inhalte zu erstellen bzw. fehlt mir ein kreativer Anschub. Ich könnte z.B. für die Baumarktsachen lauter Angebotsübersichtsseiten erstellen. Aber das ist in meinen Augen kein Content, der langfristig für die Seite Sinn macht.
Schmeißt du diese Keys raus oder wie würdest du es angehen? (bei meiner Recherche zum Haupt-KW waren 6 aus 10 suggests mit Baumarktanhang versehen)
Ich brauch nur einen Anhaltpunkt, wie man damit verfahren kann.
Grüße
Hallo Martin,
eine sehr übersichtliche Keywordliste, die Du da gepostet hast. Ich nutze auch schon sein einiger Zeit Exceltabellen, um die Keyword abzubilden. Zusätzlich habe ich noch das Suchaufkommen integriert und 14 tägige Rankingchecks sowie mögliche Einnahmen bei adsense für die Plätze 1-3. Ich finde Deine Herangehensweise mit den Videos sehr interessant und habe dazu eine Frage. Auf Deiner Nischenseite nutzt Du ja eigene, aber teilweise auch fremde Videos. Wie verhält sich das mit den Urheberrechten? Sicherlich kann man bei youtube ohne Probleme über die „Teilen“ Funktion ein Video in die eigene Page einbetten, aber ist das bei Seiten mit denen Geld verdient werden kann legal? Schreibst Du die Besitzer an, oder wie verfährst Du damit?
Das „Wichtigste“ stand wirklich im letzten Absatz. :-) Ich muss gestehen, ich habe den Rest durch die Überschrift aber übersprungen und erst nachträglich gelesen. Clever. ;-)
Muss Dich an dieser Stelle einfach mal loben. Du bloggst jetzt schon 5 Jahre und 3 Monate und hast eines nie vergessen: verständlich zu schreiben und auch Einsteiger in diesem Bereich immer mitzunehmen!
Abgesehen davon ist der letzte Absatz und die damit verbundene Aussage „eigene Werte schaffen“ einfach wirklich das Salz in der Suppe.
Hier meine Tool-Tipps, um die eigenen Keywords zu finden:
– das eigene Hirn einschalten
– mit offenen Augen durch die Welt gehen
– gesunder Menschenverstand
…die sind sogar kostenlos!
Hallo Martin,
vielen Dank für deine Einblicke. Ich teile mit dir den Ansatz, dass Tools im ersten Schritt unnötig sind und nur vom Kern als den „codierten Fragen“ unserer zukünftigen Nutzer ablenken.
Zwei Ansätze will ich gerne noch in die Diskussion mit einbringen:
1. Nutzermissionen
Wir erstelle vor der Recherche immer noch eine Analyse nach den Bedürfnissen. Was die die auslösenden emotionalen Gründe für eine Suche
2. Priorisierung
Anhand des logarithmierten Suchvolumens multipliziert mit einem eigenen Relevanz-Faktor bekommen wir auf einfache Weise einen Prioritätswert für das Keyword-Set.
Viele Grüße von der Ostseeküste
Carsten
Hi Martin, sehr interessant wie du an die Sache ran gehst. Aber wie ich sehe, beachtest du Foren gar nicht? Ich habe sehr gute Erfahrung mit Foren gemacht. Aber vorallem nutze ich die Forenpost für Artikelideen aber zugleich auch für Keywords.
Bin gespannt auf deine weiteren Artikel
Hallo Martin,
vielen Dank für den auch für Einsteiger sehr verständlichen Artikel. Würdest Du auch empfehlen, dieselbe Vorgehensweise bei einem Blog anzuwenden? Sprich: für jeden dieser Keywords, anstelle der HTML Seiten, einen speziellen Artikel – neben dem Kernthema – dafür zu schreiben?
Ich freue mich auf eine Antwort
Beste Grüße
mArtist
sehr, sehr sauber. beim nächstem aufstellen einer website, wird dieses rezept als allererstes (zumindest ganz am anfang) herausgeholt und abgearbeitet. und dann kommt noch Carstens Tipp dazu. Besten Dank!
Genialer Artikel, wenn man den Artikel gelesen hat erscheint es einem gleich logisch. Aber so klar und kurz gefasst auf den Punkt gebracht habe ich dieses Thema noch niergends gelesen.Google bietet also schon so gut wie alles was es benötigt für die Recherche. Was aber nicht erwähnt wurde oder vielleicht habe ich es auch übersehen ist der Google Keyword Planer. Dieses Tool halte ich für unverzichtbar bei der Recherche.
Tolle Übersicht, da kann ich mich nur anschließen! Auch bei dem was Thomas und Carsten schreiben, kann man bedenklos zustimmen. Ich denke mal sollte immer eine gesunde Mischung aus gesundem Menschenverstand und genauer Analyse wählen. Dann klappts auch mit gutem Content – für den User UND Google ;-)
BG
Hi Martin.
Wie angekündigt, habe ich mit Deinem „Rezept“ mittlerweile viele Keywords-Sets erstellt, die auch richtig Traffic gebracht haben. Das letzte aber vor ca. zwei Monaten. Mittlerweile funktioniert die Suggest-Abfrage nur noch bedingt. Im Google-Fenster oben rechts gar nicht mehr, und in der „Hauptsuche“ bekommt man nur noch vier Searchterms vorgeschlagen.
Deswegen meine Frage: wie sollte man heutzutage am besten Keyword-Sets erstellen?
Über eine kurze Stellungnahme Deinerseits würde ich mich sehr freuen!
Vielen Dank auch nocheinmal für alle Deine Tipps
und beste Grüße,
Justin
ah, sorry. Ich würde es immer noch so machen wie oben beschrieben. Ubersuggest.org kann dabei Arbeit verkürzen (aber auch verlängern, je nachdem wie gut man es nutzen kann). Vor allem die „verwandten Suchanfragen“ sind oft unterschätzt.
Viel Erfolg.
Hi Martin.
Thx again for the answer!
Ein schönes Tool für diese Arbeit lieferte
gerade eben auch Felix Beilharz in meinen FB-Feed:
http://www.suggestit.de/
Liefert dann die 10 Google-Suggests für ein paar Länder
Deiner Wahl aus.
Liefert auf Wunsch auch „Suggests“ aus Youtube,
Amazon, Otto u.v.a. aus.
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