Google Doodle: Wer ist Norman Rockwell? Kunst oder Kitsch?
Wer ist Norman Rockwell??? Heute zeigt Google nach langer Zeit mal wieder ein Doodle. Eines dieser lustigen Bildchen, die von Zeit zu Zeit beim Öffnen der Google-Startseite gute Laune verbreiten. In aller Regel bezieht sich Google dabei auf Personen oder Ereignisse, die gemeinhin bekannt sind. Es sind meist „Gedenk-Doodle“ – Erinnerungsbildchen, die einer Kalenderblatt-Illustration ähneln. „Ach ja, heut ist…“ – Der normal-gebildete Blogleser weiß dabei meist, worum es geht. Heute nicht – oder kennt hier jemand Norman Rockwell? Will Google uns wieder auf Schatzsuche schicken und ein Doodle-Rästel aufziehen? Wohl kaum… Zunächst einmal das Bild:
Das Bild zeigt ein zwei Kinder von hinten. Sie kuscheln sich – offenbar unschuldig verliebt – auf einer Bank aneinander und betrachten die untergehende Sonne. Das Mädchen hält eine zarte Blume in der Hand. Vor der Bank, dem Betrachter zugewandt, sitzt ein Hund, Typ Promenadenmischung. Daneben steht eine Gieskanne (?) mit einer gelben Blume darin.
Der Malstil und die gedämpfte Farbigkeit vermitteln den Eindruck eines Bildes aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Und in der Tat: Norman Rockwell war ein amerikanischer Maler und Illustrator, der von 1894 bis 1978 lebte. Er hat über 40 Jahre lang die Titelbilder der Saturday Evening Post gemalt und sich einen Ruf als außergewöhnlicher Illustrator gesichert. Am heutigen 3. Februar feiern wir Rockwells 116 Geburtstag. – Hmm, 116. Geburtstag? So außergewöhnlich ist das doch eigentlich nicht, dass man dafür ein Doodle spendieren muss, oder? Ok, wenn es Abraham Lincoln oder Albert Einstein wäre, aber Norman Rockwell? Hier in Deutschland?
Norman Rockwell: Kunst- oder Kitsch-Maler
Norman Rockwell ist künstlerisch umstritten. Zweifelsohne hat er die Fähigkeit, atmosphärische Bildszenerien zu inszinieren, die emotional berühren. Aber sie berühren eben „Durchschnittsgefühle“. So wie seine Bilder auch eben das durchschnittliche, amerikanische Kleinbürgertum thematisieren. Wer Bilder malt, rückt in den Kontext der Kunst. Wenn man bedenkt, welche außerordentliche Entwicklung die amerikanische Kunst im 20. Jahrhundert genommen hat, kann man Norman Rockwell auch als „Kitschmaler“ kritisieren. Zumindest aus der Kunstperspektive. Gleichwohl gibt es viele Amerikaner, die ihn verehren. Norman Rockwell ist vielleicht in gewisser Weise mit Carl Spitzweg zu vergleichen, der ebenso stimmungsvolle wie niedliche Bilder gemalt hat. Mehr über Norman Rockwell hier: „Norman Rockwell Museum“ (engl.) oder bei Wikipedia. [Quelle des Bildes links: arturovasquez.wordpress.com (engl.)]
Warum ein Rockwell-Doodle?
Warum macht Google das? Der Google-Watchblog weist zwar auch auf das Doodle hin, aber hat auch keine Ahnung, warum eben Rockwell. Wenn das Doodle nur in Amerika zu sehen wäre, kein Problem. Aber was will uns Google hier in Deutschland damit sagen? Für mich lautet die Botschaft: schaut her, wir sind die Mitte der Gesellschaft in Amerika. Unsere Werte haben die USA groß gemacht. Seid nicht so misstrauisch, wir sind doch ganz niedlich. – Oder wie seht ihr das? Ist das subtile Verharmlosung aktueller Diskussionen oder nur ein harmloses „Weiterbildungsdoodle“?
7 Gedanken zu „Google Doodle: Wer ist Norman Rockwell? Kunst oder Kitsch?“
Komisch. Genau das dachte ich mir auch, als ich (neugierig geworden) auf Googles Bildchen klickte.
1. Wer zum Teufel ist Norman Rockwell?
2. Warum sollte ein Maler und Illustrator aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, der in den USA mehr oder weniger bekannt, aber nicht unumstritten ist, für mich eine Bedeutung haben? Und welche?
Fragen über Fragen … ;)
Vielleicht sollte ich mal Google fragen …
Norman Rockwell, ja, den kenne ich.
Vielleicht ist er der Allgemeinheit in Deutschland eher unbekannt, genauso wie wahrscheinlich Frank Frazetta. Doch beide waren wegweisende Illustratoren und Künstler, die Generationen geprägt haben.
Fast schon erschreckend, mit einem Klick auf das doodle auf so einer forschen Blog-Kritik zu landen. Google’s Suchergebnisse mögen nicht mehr die besten sein, doch zumindest heute verdienen die Köpfe dahinter Achtung.
Wie schön, wieder mal den Horizont erweitert zu haben.Von mir aus könntet Ihr jeden Tag so einen Doodle machen. Ich finde es erfrieschend immer etwas Neues zu entdecken. Für mich also ganz klar ein „Weiterbildungsdoodle“.
salu2 Tina
Man kann es auch übertreiben. da wird mir viel zu viel gedoodlet
Von mir aus könnte es jeden Tag so ein Doodle geben. Wer Norman Rockwell nicht kennt, erweitert so doch zumindest sein Wissen.
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