Google Doodle: interaktive farbige Punkte

Google Doodle: interaktive farbige Punkte

Doodle: farbige Punkte
Doodle: farbige Punkte

Das heutige Google Doodle gibt den heutigen Besuchern der Google Startseite Rätsel auf. Es zeigt das Google Logo als farbige Punkte. Aber wenn man, wie üblich, versucht das Doodle anzuklicken, bewegen sich die Punkte auseinander. Es ist das dritte interaktive Doodle, und meines Wissens das erste, das nicht klickbar ist. Das Look-and-Feel steht im Vordergrund. Natürlich gehen die Meinungen weit auseinander. Aber ich kann nur sagen: super klasse. Genau mein Fall…

Zunächst einmal ein Screenshot von der heutigen Google Startseite:

Google Doodle Ishihara Sehtest
Google Doodle Ishihara Sehtest

Warum diese Doodle?

Ishihara Sehtest
Ishihara Sehtest

Ich sehe in dem Doodle natürlich sofort die Punkte eines Sehtests. Der Anlass ist vermutlich der 100 Jahrestag der „Erfindung“ der Sehtest-Farbtafeln zum Überprüfen des Farbensehens. Im Jahre 1910 entwickelte der japanische Arzt Ishihara Shinobu ein Verfahren zum Erkennen von Fehlsichtigkeiten beim Farbensehen. Das Prinzip ist rechts einfach und heute vermutlich jedem bekannt. Man muss den Augentest zum Beispiel absolvieren, um einen Führerschein zu bekommen.

Wie funktioniert Sehen?

Die visuelle Wahrnehmung basiert auf Sinnesrezeptoren, die sich in der Netzhaut des Auges befinden. Der Mensch hat vier verschiedene Rezeptoren: die sog. Stäbchen fangen erst an zu arbeiten, wenn es dunkel wird. Für das normale Farbensehen während des Tages sind die sog. Zapfen zuständig. Von ihnen gibt es drei „Sorten“, die jeweils auf eine bestimmte Wellenlänge des Lichts ansprechen: Rot, Grün und Blau.

Sehbahn verbindet Auge und Gehirn
Sehbahn verbindet Auge und Gehirn

Durch das Zusammenspiel und die vielschichte Verknüpfung der verteilten Lichtinformation kann das Gehirn quasi das Bild unserer Welt berechnen. Oder anders gesagt: das, was unsere Nervenzellen aus den Informationen dieser drei Rezeptortypen generiert, ist die Welt, wie wir sie sehen.

Fast 10% aller Männer

Durch genetische Veränderung kommt es nun vor, dass einer oder sogar zwei dieser Rezeptortypen nicht funktionieren. So sind ca. 10% der männlichen Bevölkerung von der sogenannten „Rot-Grün-Schwäche“ betroffen. Bei ihnen arbeitet nur der „Blau-Rezeptor“ im vollen Umfang. Die Rot-grün-Schwäche kann graduell sehr verschieden auftreten. In aller Regel werden die Rot und Grün-Farbwerte nur als abgedämpfte Farben wahrgenommen. Erst wenn beide komplett ausfallen, spricht man von der „Rot-Grün-Blindheit“.

Ishihara Shinobu entwickelte einen nach ihm benannten Test mit Farbtafeln, auf denen er Punkte der Farbwerte „Rot, Grün (gelb) und Blau“ als Punkte malte. Das normale menschliche Auge setzt die Punkte zu einem Motiv zusammen. Wenn man jedoch bestimmte Farbwerte nur als Graustufen wahrnimmt, so ist das Motiv, das aus den Punkten gebildet wird, nicht zu erkennen.

Künstlerische Sehtest-Bilder

Ampelmänchen Graustufen
Ampelmänchen Graustufen

Gute Gelegenheit, um auf mein Projekt Sehtest-Bilder hinzuweisen. Sehtests sind schon lange mein Thema. Schon vor über 10 Jahren habe ich einen „interaktiven Sehtest“ konzipiert und erstellt. Außerdem habe ich schon Dutzende eigene künstlerische  Sehtest-Bilder gemalt. Mit meinem Video „Tanzende Punkte“ wurde in einer Ausstellung mit Polke, Kandinsky und anderen bedeutenden Künstlern gezeigt. Mich interessiert allerdings weniger der medizinische oder wissenschaftliche Nutzen als vielmehr die ästhetische Erfahrung. Naja, Künstler eben ;-)

Mehr über „Ishihara Shinobu“ bei Wikipedia.

Btw: ob Google mit dem heutigen Doodle tatsächlich Ishihara Shinobu und seine Farbtafeln ehren möchte, kann ich natürlich nicht mit Sicherheit sagen. Was meinst Du, zweidoteins (siehe „Ein Google Doodle ohne Bedeutung ?„) Wenn jemand etwas offizielle dazu liest, bin ich für einen Hinweis dankbar.

Update: hier das Doodle in Action als Video (dank einer Idee vom GoogleWatchBlog):

29 Gedanken zu „Google Doodle: interaktive farbige Punkte

  1. Ich finde es ebenfalls richtig klasse. Mir hat´s sehr gut gefallen und ich bin auch nicht drauf gekommen. Da ich aber wusste das du dich mit den Doodles auseinandersetzt hab ich hier mal geschaut und siehe da: Die Lösung des Rätsels gefunden. Danke dir!

    Gruß
    Olli

  2. Das blöde ist ja, dass die Rot-Grün-Schwäche mir hoher Wahrscheinlichkeit vererbt wird…

  3. Interessante und plausible These, aber ich hätte dann ja erwartet, dass dieses Doodle auch für .jp zu sehen ist. Bisher habe ich es nur auf .de und .co.uk finden können.

  4. @Frank: ja, ich glaube Du hast Recht. Wahrscheinlich meint Google doch etwas anderes. Egal, für mich sind farbige Punkte ein Sehtest…

  5. Ishihara war auch meine Idee, aber Ishihara hat den Test erst 1917 beschrieben…

  6. Na ja, Google wird ja heute zwölf Jahre alt. Und vielleicht hat sich der Doodle-Grafiker einfach einen riesigen Haufen Luftballons vorgestellt, in den man mit der Maus reinspringen kann. Möglicherweise war er ja vor kurzem mal bei Ikea…

    Oder sie hatten das noch in der Schublade und ihnen ist nix anderes eingefallen.

    Auf jeden Fall ist das doch ein 1a-Doodle mit 5 Sternen. :-)

  7. Im übrigen heißt mein Blog nicht „ZwoDotEins“ sondern „zweidoteins“. ;-) Nicht böse gemeint, aber ich merke immer wieder das die Leute mit dem Namen nicht klarkommen :D

  8. Christian: so wie ich zum Beispiel. Ist korrigiert.

    @eric: mit dem 12 jährigen hats, denke ich nichts zu tun. Sonst hätten sie es auch sagen könne. Und irgendwo hab ich gelesen, dass das 12 jährige schon war (4.9. ?).

    @stefan: ja, das ist ein Problem, das ernsthafte Lücke in die argumentation reisst. Naja, vermutlich haben sich die Doodle-Verantwortlichen im Datum geirrt…

  9. @Pascal: Danke für den Hinweis. Ich vermute mal, dass die Googler selber alle keine ahnung haben ;-)
    Neenee, ich denke inzwischen auch, dass ich daneben liege. aber was solls. Hätte es auch sein können. Da fällt mir ein, dass ich heute auch ein Video erstellt habe, aber mangels Zeit noch gar nicht hier gepostet habe. War eine gute Idee :-)

  10. Das Doodle soll lt. Twitter (Google Mitarbeiter) auf etwas interaktives Hinweisen: O-Ton: „Das Doodle ist schnell, interaktiv und macht Spaß – genau so wie Suche unserer Meinung nach sein sollte… Mehr können wir heute leider noch nicht verraten – stay tuned please :-)“ sagte der Google-Pressesprecher Stefan Keuchel…
    Desweiteren gibt es auch was in Street View: „Auch bei Google Street View kann man einen Kreis durch die Gegend schubsen. Der zeigt an, wohin man gehen möchte, wenn man ihn auf der Straße weiterbewegt. Man kann ihn aber auch auf eine Gebäudefassade ziehen – und das ist laut der Google-Keynote das neue Feature – dann wird aus dem Kreis ein Rechteck, das in den meisten Fällen perspektivisch korrekt projiziert wird. Doppelklickt man darauf, „geht“ Street View direkt an die Stelle, von der man die eben gewählte Seite eines Gebäudes optimal betrachten kann, und dreht auch gleich die Blickrichtung entsprechend. Alles ziemlich nett zur Urlaubsvorbereitung, wenn man sich schon mal vorab einen Eindruck von den Sehenswürdigkeiten verschaffen will.“
    Heute wieder ein interessantes Doodle…

  11. Ein kleiner Fehler: die Zapfen sind für die Farben zuständig, die Stäbchen für hell/dunkel ;)

  12. Den Doodle fand ích auch lustig. Hätte ich stundenlang machen können. Wäre ja auch dafür, dass die Doodles nicht nur zu bestimmten Anlässen genutzt werden … das wäre dann, wie jeden Tag ein Ü-Ei aufmachen … hihihi

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