Getty Images klagt gegen Bing-Bildersuche
Na, das hat aber gedauert. Wie dank einer Reuters-Meldung nun bekannt wird, klagt GettyImages – einer der größten Stockphoto-Bilderanbieter weltweit – gegen Microsoft. Stein des Anstoßes sind einige Funktionen der Bing Bildersuche. Im Dezember 2012 hat Microsoft die Bing Bildersuche vorgestellt. Schon damals habe ich dazu aufgerufen, den Bot von Bing auszusperren. Denn dass das, was Mikrosoft damals eingeführt hat, gegen Urheberrecht verstößt, ist offensichtlich. Denn Bing zeigt die Bilder nicht mehr als Suchergebnisse, sondern als eigenständige Anwendung. Und zwar nicht nur als Thumbnails, sondern auch in großer Bildauflösung.
Das Ganze wirkt längst nicht mehr wie die Ergebnisse einer Suchmaschine, sondern wie ein schönes blätterbares Bilderalbum. Und das ist es vor allem, was Getty ärgert: kaum ein User ahnt noch, woher die Bilder stammen oder in welchem Kontext sie ursprünglich mal gezeigt wurden. Das verleitet dazu, sie für Allgemeingut zu halten, die man einfach mal so – in voller Auflösung – herunterladen und benutzen dürfe.
Damals, im Winter 2012 …
Damals hat bing die neue Bildersuche in einem Blogpost so angekündigt:
Ab heute implementieren wir eine völlig neue Art, Bilder auf Bing schneller und einfacher zu erkunden. Wenn man nun auf ein Bild klickt, verschwenden wir nicht Ihre Zeit mit dem Laden einer neuen Seite oder zwingen Sie, sich durch ein Bündel von Krempel zu graben. Das neue Design lädt schnell und platziert das Bild in der Mitte des Screens.
… und meine Antwort war:
Hallo!? Bing!? Das, was Du “ein Bündel von Krempel” nennst, ist meine Website, auf der meine (!) Bilder zu sehen sind!
Neu ist nun – seit dem 22. August dieses Jahres -, dass bing seine Bildersuche nun sogar als „Bilderalbum“ als Widget anbietet. Einfach mal die schönsten Bilder des Internets auf der eigenen Website einbauen…
Völlig zurecht geht Getty nun gegen Microsoft vor, und ich bin mir sicher, dass wir bald eine deutliche Änderung in der bing-Bildersuche sehen werden. Aktuell sieht die Suche nach z.B. „Mona Lisa Fun“ so aus:
Man erkennt ein Bild von mir in voller Auflösung. Ich habe bing aber nie gestattet, dass Bild anders als in Thumbnail-Größe anzuzeigen – so wie es das berühmte „Thumbnail-Urteil“ zumindest in Deutschland gestattet.
Erneuter Rückschlag für bing
Für Bing ist das sehr bitter. Im Grunde hinkt der einzige verbliebene Wettbewerber der Googlesuche auf allen Bereichen weit hinterher – lediglich in der Bildersuche konnte Bing in der Vergangenheit mit neuen, ungewöhnlichen Features Google unter Druck setzen. Doch nun hat Microsoft den Bogen überspannt. Auf der Jagd nach immer schöneren und benutzerfreundlicheren Features hat Bing einfach mal die Urheber und ihre Belange vergessen. Nun kommt die Quittung. An sich schade, denn bei der Marktmacht von Google würde man sich einen echten Wettbewerber sehr wünschen. Aber eben nicht auf Kosten der Inhalte-Anbieter und Rechte-Inhaber…
Wann kommt die Google Bildersuche dran?
Interessanterweise hat Google diese Art der Bilderpräsentation inzwischen längst von Bing übernommen. Zumindest weitgehend. Hier mal ein Google Bildersuche Screen (int. Version) zum gleichen Begriff:
Bis auf ein paar Layout-Details das gleiche Konzept: Bilder in großer Auflösung einfach durchklicken. Das ist keine Darstellung von Suchergebnissen mehr, sondern eine eigenständige Anwendung.
Einziger Trost: Google weiss genau, was hier los ist, wenn sie dieses Feature in Deutschland einführen würden. Daher wurde die neue Bildersuche zwar überall auf der Welt gelauncht, außer eben in Deutschland. Wir haben das Glück, dass die Bildersuchen bei uns noch eine echte Suche ist: ein Klick auf ein Thumbnail öffnet bei Google.de tatsächlich noch die Zielseite – in der Regel (hoffentlich) die des Urhebers. Aber das ist ein anderes, schwieriges Thema …
9 Gedanken zu „Getty Images klagt gegen Bing-Bildersuche“
Aloha @Martin
war heute zufällig mal kurz auf Bing`s Bildersuche, weil man dort, aufgrund der vergleichsweise schwächeren Schutzfilter, oft „härtere“ Bilder als bei Google findet. Dann wollte ich natürlich auch gleich die Quelle des Bildes besuchen, konnte aber tatsächlich den schon fast getarnten Verweislink zuerst nicht finden. Das empfand ich als derart webmasterfeindlich, dass ich dort erstmal meine Suche wieder beendete.
GettyImages tut mir schon fast Leid, weil die werden das Verfahren gegen Microsoft im Leben nicht gewinnen. Es wird nicht möglich sein, eine Bilder-Suchmaschine mit all ihren Freiheiten von einer Bilder-„Anwendung“ -wie Du sie nennst- abzugrenzen. Das öffentliche Interesse, Bilder betrachten zu wollen, wiegt auf dem Gericht wahrscheinlich weitaus mehr, als das wirtschaftliche Interesse einer einzelnen Bildagentur.
Ich befürchte ja nur, dass Google seine Bedenken, die neue Bildersuche auch hier in Deutschland einzuführen, über Bord wirft, sobald die Darstellung von großen Bildern in einem Schaukasten per Gerichtsbeschluss legalisiert wurde.
Cheers
—
„Klick auf ein Thumbnail öffnet bei Google.de tatsächlich noch die Zielseite“ seit wann ? So lange ich denken kann öffnet sich da eine Google Seite …
Bei mir öffnet sich die Originalseite mit der bekannten Leiste von Google auf der rechten Seite.
Den Link zur Ursprungsseite muss man auf Bing ja wirklich mit der Lupe suchen. Sowas ist schon eine Frechheit!
Das ist mit Bildern wie mit Musik … so manche technische Neuerung, die auf Nutzerfreundlichkeit und Verfügbarkeit im Netz abzielt, degradiert Kunst (als quasi Nebenwirkung) zur Massenware. Da hilft nur, sich eigene geschlossene Systeme bzgl. Marketing aufzubauen, damit die eigenen Schöpfungen nicht zu Ramsch verkommen.
Das einzige was Getty ärgert, ist die Bildagentur Corbis, die Bill Gates gehört. Ich gehe davon aus, dass Getty in diesem Fall seine Rechtsabteilung von der Leine läßt. Ob dies den Bildermachern nützt, ist fraglich.
GettyImages tut mir schon fast Leid, weil die werden das Verfahren gegen Microsoft im Leben nicht gewinnen. Es wird nicht möglich sein, eine Bilder-Suchmaschine mit all ihren Freiheiten von einer Bilder-“Anwendung” -wie Du sie nennst- abzugrenzen. Das öffentliche Interesse, Bilder betrachten zu wollen, wiegt auf dem Gericht wahrscheinlich weitaus mehr, als das wirtschaftliche Interesse einer einzelnen Bildagentur.
Danke :D Immer wieder interessant deinen Beiträgen zu folgen.
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