Gefährliche Bildungslücke: Google und Social-Media in der Schule
Mit ca. 25 Jahren Erfahrung in digitalen Medien würde ich mich schon als „Internet-affin“ einstufen. Und als jemand, der sich mit dem Thema Suchmaschinenoptimierung beschäftigt, denke ich auch, die Chance und Risiken, die von den Internet-Konzernen ausgehen, ganz gut einschätzen zu können. Das betrifft insbesondere die Datensammelleidenschaft. Ich habe das große Glück, in der Entstehungsphase des Internets dabei gewesen zu sein, wodurch ich vieles nicht als gottgegeben, sondern als eine logische Folge einer Entwicklung begreife. Aber: als Vater von vier Kindern weiß ich, dass sich das alles ändert. Und unser Bildungssystem scheint mir nicht in der Lage zu sein, den Veränderungen angemessen Rechnung zu tragen. Dadurch entsteht eine sehr gefährliche Bildungslücke …
Die folgenden Gedanken sind keinesfalls repräsentativ. Ich beziehe das auf meine Erfahrungen mit Grundschulen und Gymnasien hier in Berlin. Dadurch, dass ich in verschiedenen Schulgremien mitarbeite, erweitert sich der Horizont ein wenig. Vielleicht können wir in den Kommentaren weitere Eindrücke sammeln – und vielleicht ist es doch nicht so düster, wie es mir scheint. Zunächst ein paar Beispiele:
Sind Partyfotos das Problem?
Üblicherweise wird dieses Thema anhand der peinlichen Partyfotos aufbereitet. Man liegt als Jugendlicher halb besoffen auf irgendeinem Ecksofa – und deswegen bleibt man für den Rest seines Lebens arbeitslos. Weil dieses Szenario so absurd ist, wird häufig das gesamte Thema abgetan. Natürlich sind peinliche Fotos bei facebook und Co. unschön, aber sie sind bestenfalls eine anschauliche Spitze des Eisberges…
Mobbing via Social Media
Immer wieder höre ich von Vorfällen, in denen Kinder inzwischen mit Hilfe von Social-Media gemobbt werden. Im Grunde läuft es ganz einfach: da werden mit dem Handy versteckte Fotos aufgenommen, die lächerlichsten herausgewählt und dann bei Facebook, tumblr, oder ähnlichen Social-Media-Plattformen gepostet. Inzwischen haben viele Kinder schon in der Grundschulen ein eigenes Handy. Solche Fotos machen dann schnell die Runde, mit schlimmen Folgen für die Betroffenen. Jede Form von Mobbing ist schlimm, aber hinsichtlich derdigitalen Medien scheinen viele Kinder und Jugendliche zusätzlich verwirrt zu sein.
Wenn ich dann bei Lehrern oder Verantwortlichen nachfrage, ob die Kinder denn überhaupt im Umgang mit digitalen Medien geschult werden, ernte ich stets nur Achselzucken. Das einzige, was es gibt, ist ein sporadischer Informatik-Unterricht– Meist erst ab Klasse 8 oder 9. Und da geht es eigentlich nicht um das Internet als soziales Medium, sondern um Anwendungen und Programmierung.
Verstörende Bilder in der Google Bildersuche
Wenn ich Kinder bei Recherchen beobachte, dann nutzen sie natürlich Google. Aber meistens nicht die Websuche. Wikipedia wird sowieso gemieden, weil es viel zu viel zu lesen wäre. Stattdessen schalten viele sofort in die Google-Bildersuche (nicht nur meine ;-). Leider birgt die Bildersuche einige sehr unschöne Bilder, Filter hin oder her. Ob pornografisch, rechtsradikal oder Unfallbilder – die Macht der Schock-Fotos ist inzwischen weitgehend bekannt und wird weidlich ausgeschlachtet. Und viele dieser Bilder landen in der Google-Bildersuche. Für 10 – 12 Jährigen (oder jünger) kann das sehr verwirrend sein.
Echt oder Photoshop?
Hinzukommt die Unklarheit über „echt oder Photoshop-Montage?“. Wenn man in einem Kinofilm sitzt, lernen viele Kinder früh, dass es eine Differenz zwischen Inszenierung und Realität gibt. Die durch das Medium geklärte Grenze ist in den Suchergebnissen aufgehoben. Da steht alles in gleicher Weise nebeneinander. Sogar ich falle immer wieder auf Montagen herein, sei es bei Bildern oder auch bei Videos. Das Internet an sich erlaubt keine Einordnung in „Realität oder Fiktion“ mehr.
Wahr oder falsch?
Gleiches gilt für die Text-Informationen. Egal, welches Ergebnis man bei Google anklickt: die meisten Kinder und Jugendlichen (und nicht nur die) glauben, dass das, was man bei Google vorne findet, wahr sei. Wie sollen sie auch wissen, was Adwords-Anzeigen sind? Wie sollen sie verstehen, dass sich hinter dem Google-Ranking ein keinesfalls perfekter Algorithmus verbirgt? Für jemanden, der sich mit der Google-Suche beschäftigt, ist dass offensichtlich – für andere eben nicht. Interessanterweise halten viele Lehrer, mit denen ich gesprochen habe, Wikipedia für fehleranfälliger als die Google-Ergebnisse.
Kommunikation als unverbindliches Datenstream-Game
Am unverständlichsten ist mir die Lust am Datenstream. Wenn man heute eine Schulhofpause beobachtet, glotzt ein großer Teil der Kinder und Jugendlichen auf das Smartphone. Irgendwie logisch, viele Erwachsen tun das auch, wenn sie mit ihren Kindern unterwegs sind. Es gibt offenbar eine Lust daran, über digitale Anwendungen miteinander zu kommunizieren. Selbst, wenn man sich in Sichtweite auf dem Schulhof gegenüber steht. Sei es, weil man sich vielleicht leichter ausklinken kann, oder weil man das Ganze später noch einmal nachlesen kann, oder weil es den Charakter eines unverbindlichen Spiels hat, ich weiß es nicht. Aber dass man damit sein Personenprofil bei der Plattform nach und nach vervollständigt, bedenkt natürlich niemand. Das Internet vergisst nicht!
Urheberrecht? Was ist das denn?
Fast kein Jugendlicher hat ein Verständnis für Urheberrecht. Was man im Internet findet, gilt als gemeinfrei. Ist doch irgendwie logisch: wenn es im Internet frei zur Verfügung gestellt wird, warum sollte man es nicht nutzen dürfen. Diese Einstellung – alles im Netz ist gemeinfrei – ist ebenfalls eine tickende Zeitbombe.
Was tun?
Ich will nicht darüber klagen, dass früher alles besser war, denn das bringt ja nichts. Die Lebensbedingungen entwickeln sich weiter, und mit dem technischen Fortschritt die entsprechenden Nutzungen.
Aber: es fehlt ein Bewusstsein für den Umgang mit diesen Medien. Wenn ein Kind mit einem Messer schnitzt, machen sich Erwachsene immer riesige Sorgen. Aber wenn es im Internet surft, denken viele: kann ja nichts passieren. Nein, im Gegenteil. Ich denke, die Gefahr, die vom Internet ausgeht, ist um ein Vielfaches größer.
Lehrer überfordert
Statt eine Kompetenz in Sachen digitaler Medien auszustrahlen, sind die meisten Lehrer hoffnungslos überfordert. In Berlin werden viele Schulen mit Smartbords ausgestattet. In vielen Fächern sieht das nun so aus: die Experten-Kinder sitzen vorne und bedienen die Geräte oder erklären, wo man was klicken kann. Die Kinder haben folglich den Eindruck, sie seien die aufgeklärten Experten – was mitnichten der Fall ist.
Es bräuchte „Unterricht zum Umgang mit digitalen Medien„, nach meiner Einschätzung schon ab der Grundschule. Das sehen auch fast alle Lehrer so, nur leider fühlt sich jeder einzelne damit überfordert. Bevor das nicht in der Lehrerausbildung ankommt, wird es bestenfalls zusätzlichen Unterricht zu dem Thema geben, für den aber 1. kein Geld vorhanden ist und 2. keiner weiß, in welches Fach man das denn noch heinquetschen könnte. Ehe sich in unserem föderalen Bildungssystem die Einsicht durchgesetzt hat, dass man die Rahmenpläne anpassen müsste, und ehe dass dann in der Lehrerbildung umgesetzt wird, und ehe dass dann schlißelich im Unterricht ankommte, werden vermutlich noch Jahre und Jahrzehnte vergehen.
Gefährliche Bildungslücke
Es entsteht so eine sehr gefährliche Bildungslücke hinsichtlich der digitalen Medien im Allgemeinen und Social Media und der Google-Suche im Speziellen. Die große Gefahr liegt darin, das uns eine unaufgeklärte und unkritische Generation folgt, deren Unkenntnis von den großen Internet-Konzernen nur allzuleicht ausgenutzt werden wird.
Daher: redet mit den Kindern und Jugendlichen – und versucht das, was das Bildungssystem nicht zu leisten vermag, im privaten Rahmen zu vermitteln. Und denkt mal darüber nach, inwiefern ihr Vorbilder seid …
Btw: es gibt ein sehr positives Signal, dass ich beobachte. Offenbar ist für viele Kinder Edward Snowden ein Held. Warum, dass wissen die meisten auch nicht. Aber das schafft eine Grundlage für weitere Reflexion.
38 Gedanken zu „Gefährliche Bildungslücke: Google und Social-Media in der Schule“
Ein sehr aktuelles Thema, Danke für den guten Beitrag. Und ja, wieder sind es die Eltern, die die Mängel im Bildungswesen kompensieren müssen. Und da viele Eltern über keine Zeit, keine Kompetenzen, keine Lust usw. dafür verfügen, wachsen viele Kinder mit gravierenden Bildungslücken auf.
Ja, nur dass es leider nichts bringt, über das Bildungssystem zu schimpfen. Das nützt den Kindern gar nichts. Im Zweifelsfall muss man sich eben selber versuchen, diese Kompetenzen anzueignen. Oder es gebetsmühlenartig bei Verantwortlichen in Erinnerung bringen …
Hallo Martin,
Tolles Thema!
Mein Ziel ist es meine Tochter nicht mit den Medien allein zu lassen.
Das ist in meinen Augen meine Hauptverantwortung, die v.a. die Eltern tragen, wenn es um die Nutzung von Medien geht. Früher hat ja auch niemand das Schulfach „richtig Fernsehen“ eingefordert! (klar der Vergleich TV vs. Internet hinkt ein wenig, aber ich hoffe du verstehst, was ich damit meine!)
Ich denke zwar, dass die Schule hier auch teilweise in die Verantwortung genommen werden sollte, aber angesichts der allgemeinen Probleme an Berliner Schulen, die Du sicher auch kennen wirst, ist das reine Zukunftsmusik:
Wenn Farbe an den Wänden abblättert, die Stühle kaputt sind und die Eltern in der Schule putzen helfen und Schulbücher reparieren müssen und tausende von ausfallenden Unterrichtsstunden über allem schweben, dann stellt „Medienkompetenz“ vielleicht ein nachrangiges Problem aus Sicht der Schulleitung dar…
Fakt ist:
Ohne inhaltliche Begleitung ist das Internet für Kinder aus den o.g. Gründen ein gefährlicher und auch verstörender Raum. Diesen gilt es sukzessive und altersgerecht gemeinsam zu erschließen. Es müssen Gefahren gezeigt, Abschreckendes demonstriert und Problematische Aspekte angesprochen werden.
Diesen Job können aber nicht die Schulen übernehmen, selbst wenn nicht die Farbe an der Wand abblättert!
Ich möchte daher dem Kommentar von Maria Belaja-Lucic auf das heftigste widersprechen. „Und ja, wieder sind es die Eltern, die die Mängel im Bildungswesen kompensieren müssen.“ Das ist die Einstellung vom „Stamme Nimm“, die allzuviele Menschen an den Tag legen, anstelle sich um die eigenen Kinder einfach mal vernünftig zu kümmern, auch wenn man selbst einen 10 Std. Arbeitstag hinter sich hat!
Absolut zustimmen muss ich wiederum ihrem Kommentar im nächsten Satz: „Und da viele Eltern über keine Zeit, keine Kompetenzen, keine Lust usw. dafür verfügen, wachsen viele Kinder mit gravierenden Bildungslücken auf.“
„Keine Zeit“ ist ein faule Ausrede! „Keine Lust“ und „keine Kompetenzen“ ist der Hauptgrund, aber dann darf man nicht den Schulen die Schuld geben, sondern diesen Leuten, die ihrer Verantwortung als Eltern schlicht nicht gerecht werden. „Keine Lust“ im Kontext von Kinderbetreuung ist schlicht und einfach fahrlässig und am Ende einfach nur gefährlich für die Entwicklung des Kindes.
Ich lassse meine Tochter ja auch nicht auf ein Fahrrad ohne ihr das Radeln beizubringen und ich werfe sie auch nicht in den See und gehe weg, obwohl ich weiß, dass sie nicht schwimmen kann!
Gruß,
Sebastian
Danke, Sabeastin. Ja, die Metapher mit dem See ist auch sehr zutreffend.
Also mit meiner Aussage meinte ich hauptsächlich die fehlende Chancengleichheit in der Bildung.
„Das ist die Einstellung vom “Stamme Nimm”, die allzuviele Menschen an den Tag legen, anstelle sich um die eigenen Kinder einfach mal vernünftig zu kümmern, auch wenn man selbst einen 10 Std. Arbeitstag hinter sich hat!“
Genau richtig, und diese Menschen werden ihre Einstellung nicht ändern!
Hallo Maria,
Kurz vorneweg: Nicht dass Du mich falsch verstehst und meine Ablehnung diesem einen Satz gegenüber persönlich nimmst. Es sei Dir versichert, dass ich nicht Dich persönlich in meine Aussage mit einbezogen habe.
Ich kann Dir nur absolut Recht geben. Es ist ein Thema der Bildungsungleichheit, Hilflosigkeit und des „Nicht-mehr-mitkommens“, dass viele Eltern in die Passivität rutschen läßt. Aber auch bei bildungsnahen Schichten bemerke ich hin und wieder eine erstaunliche Ignoranz und Laxheit im Umgang mit der eigenen Verantwortung als Eltern. Mir erscheint es, dass viele nicht begriffen haben, dass es das permanente Begleiten, Ermahnen und Unterstützen war, dass uns (in den meisten Fällen) zu überlebensfähigen und mündigen Bürgern in der Gesellschaft gemacht hat.
Das macht mich traurig und wütend, denn das führt zu einer sich verschlimmernden Spirale der Verrohung, Verblödung und Verantwortungslosigkeit.
Schwieriges Thema…
Gruß,
Sebastian
Hallo Sebastian,
Danke für Deine Erklärung.
„Aber auch bei bildungsnahen Schichten bemerke ich hin und wieder eine erstaunliche Ignoranz und Laxheit im Umgang mit der eigenen Verantwortung als Eltern.“
Ich vermute, eine Ursache hierfür liegt darin, dass die Entscheidung pro Kind für die Menschen nicht primär eine Entscheidung des Herzens war, sondern oft vielmehr aus anderen Motiven erfolgte, wie z.B. „weil es sich so gehört“. Und die Kindererziehung, in der Form wie Du sie beschreibst, verlangt ihnen dann doch zu viel Arbeit ab.
Ist jetzt aber ein anderes Thema…:)
Grüße
Maria
Medienkompetenz ist heutzutage zwingend erforderlich, wird aber, z.B.: aus Angst vor den „neuen“ Medien, aus Kostengründen(!) und, da die Lehrer schlicht nicht wissen (und es ihnen auch niemand sagt/beibringt), was zu lehren ist, an Schulen nicht gelehrt. In Hamburg wird sogar das Fach „Informatik“ einfach abgeschafft. Im Zuge der re:publica14 habe ich bereits in verschiedenen Artikeln darauf hingewiesen (http://www.nachhilfe-hh.de/blog/medienkompetenz-an-schulen-verantwortung/), dass es viel Handlungsbedarf in der schulischen Medienkompetenzförderung unserer Kinder gibt. Schön, dass es hier auch mal jemand aus dem Bereich „internet“ auch so sieht.
Danke für den Link. Leider war ich nicht auf der Re:publica. Interessant zu lesen, auch aus Deiner Perspektive …
nach meiner Meinung ist unser Bildungssystem beginnend in der Grundschule bis zu den Master-Studiengängen hoffnungslos überfordert was „Online“ im Allgemeinen und Speziellen angeht. Ich sehe da so schnell auch leider keine Hoffnung.
Hallo Martin, vielen Dank für den sehr guten und wichtigen Beitrag. Das sind auch meine Gedanken zu dem Thema. Ich habe darum der Schule meiner Kinder angeboten, ehrenamtlich einen Vortrag zum Thema Internetnutzung zu halten. Interessanterweise wurde dieser Vorschlag auch direkt dem Themengebiet Informatik zugeordnet. („Machen wir ja schon!“) Dein Beitrag ist ein Anstoß mein Angebot noch einmal vorzutragen. Aufklärungsbedarf ist auf jeden Fall nötig. Die meisten Eltern & Lehrer können dies nicht leisten.
hehe, verrückt. Genau so war es bei mir: ich habe das angeboten, und wurde auch an „Informatik“ verwiesen („machen wir erst in der 9. Klasse“).
Ich danke Dir für den schönen Artikel Martin!
Ich teile Deine Bedenken fast uneingeschränkt. Ich stelle selber immer wieder fest, daß es auch für vermeintlich aufgeklärte Erwachsene schwierig ist zu unterscheiden, was wahr oder falsch ist bzw. herauszufinden wo die ursprüngliche Informationen herkommen. Für Kinder und Jugendliche ist das dementsprechend bedeutend schwieriger.
Wir sind wenigstens noch in einer anderen Zeit aufgewachsen und haben an einem „anderes Leben“ aktiv teilgenommen. Das gibt uns die Möglichkeit davon zu profitieren. Bei Jugendlichen stelle ich immer wieder fest, daß sie glauben das was sie tagtäglich leben sei das wahre Leben. Als Außenstehender wird mir dabei in der Tat ein bisschen schummerig, aber ehrlich … wir dachten das damals auch.
Trotz aller Befürchtungen meinerseits bei dieser Generation hätte ich so keine Idee, wie man dem vollumfänglich begegnen soll. Ich befürchte daß wir akzeptieren müssen, daß unsere Kinder in der Hinsicht die Leidtragenden eines Umbruchs werden, bei dem man sich im Vorfeld mangels Erfahrung und Begleitung sich nicht korrekt verhalten kann. Generationen danach werden es wieder besser machen, denke ich. Schade, aber ich fürchte es lässt sich nicht ändern …
Sehr guter Beitrag, Martin.
Ich kann in der Hinsicht nicht ganz so viel mitreden, da ich noch keine Kinder habe. Die Problematik verfolge ich aber schon seit langem. Durch ein paar Lehrer im Bekanntenkreis erfahre ich auch des Öfteren vom Umgang mit sozialen Medien und wie diese missbraucht werden (Mobbing).
Tablet PC und Smartphone sind für viele Eltern ein willkommenes Geschenk der Technik. (Sicherlich nicht bei allen so, aber ich sehe es bei vielen) Die Geräte unterhalten die Kinder und in dieser Zeit haben die Eltern ihre Ruhe. Klingt hart, ist aber oft so, weil die Eltern oft allgemein überfordert sind oder einfach bequem. An die Risiken wird dabei gar nicht gedacht. Ich möchte damit die neuen Technologien überhaupt nicht verteufeln, aber wie du sagst, der Umgang und vor allem die Risiken, die davon ausgehen, sollten geschult werden. Eltern sind sich desssen nämlich zum größten Teil auch nicht bewusst.
Hi Martin,
wieder mal ein tolles Thema welches hoffentlich zur Diskussion anregt ;-)
Grüße
Gretus
Hallo Martin,
ein wirklich gelungener Beitrag. Ich möchte noch anmerken, dass neben dem Umgang mit dem Medium Internet als solches auch noch die Art der Nutzung starke soziale Auswirkungen auf Jugendliche an sich hat. Dein Bild am Ende des Artikels beschreibt es sehr gut. Nicht umsonst spricht man von der Generation „Kopf runter“. Während ich damals noch einen stationären PC oder etwas später ein Notebook zum Surfen nutzen musste, geht heute alles mit Smartphone. Ich konnte damals aber eben noch zwischen Surfen und einer Unterhaltung von Angesicht zu angesicht unterscheiden. Heute beobachte ich häufig, dass ein gutes und persönliches Gespräch nicht möglich ist. Während eienr Unterhaltung wird immer wieder auf das Smartphone geschult oder eben sogar kurz gesimmst. Fazit: Technologien, die erfunden wurden, um Menschen miteinander zu vernetzen, erreichen genau das Gegenteil. Ich bin zwar in der Lage einem Kumpel auf einem anderen Kontinent, ein Statusupdate zu schicken. Direkte zwischenmenschliche Diskussionen scheinen aber immer mehr zu verkümmern.
@Martin – danke für diesen interessanten Artikel, der viele „Baustellen“ anspricht und bereits m.M.n. wichtige und mutige Fragen stellt.
Das Thema wird für mich nächstes Jahr akut, dann kommt meine Tochter in die Grundschule. Ich werde sie im Ntz auf jeden Fall gegleiten. Schon jetzt nutzt sie rege die Sprachsuche!!!
Hallo Martin,
danke für diesen tollen Beitrag! Auch ich bin Papa und bis meine Tochter wirklich richtig mit dem Medium umgehen kann, wird noch etwas Zeit vergehen. Doch ich habe sie schon beobachtet, wie sie alleine mein Tablet genutzt hat, um in YT ein Kindervideo anzuschauen.
Ich bin auch der Meinung, dass dieses Thema viel zu sehr verdrängt wird und viel mehr in den Fokus gerückt gehört. Deshalb werde ich die Chance nutzen und diesen Beitrag teilen!
„es fehlt ein Bewusstsein für den Umgang mit diesen Medien“ – absolut meine Meinung und Erfahrung. Ich rede mit meinen Kindern viel über das Thema, erlebe aber bei deren Schulkameraden mit wie z. B. auch jedem Kettenbrief auf WhatsApp geglaubt wird… Bei meinen Großen am Gymnasium ist „Cybermobbing“ im Unterricht thematisiert worden, ein kleiner Anfang.
Toller Artikel über ein ganz wichtiges Thema!
Hallo zusammen, die von Martin ausgesprochene Lehrerschelte finde ich (mal wieder) viel zu pauschal. Ich spreche hier als jemand, der an einem Kölner Gymnasium für Medienkunde und Informatik zuständig ist, und kann nur sagen, dass die von dir angesprochenen Problembereiche hier durchaus Thema sind – und das nicht nur im Differenzierungsunterricht in Stufe 8 und 9 und nicht nur in den technikaffinen Fächern. Darüber hinaus verfügen die meisten weiterführenden Schulen über ein ausformuliertes Medienkonzept, in dem diese Themen auch enthalten sind. – Dass die Kinder nicht alles, was im Unterricht Thema ist, auch auf ihren Alltag beziehen, ist eine richtige Beobachtung. Aber das ist ja auch bei vielen Sachen auch so, die in die Erziehungsaufgabe der Eltern fallen. Statt hier als Elternteil mal wieder einseitig auf den Lehrern rumzuhacken, sollten Eltern und Lehrer die Medienbildung der Kleinen als gemeinschaftliche und kontinuierliche Aufgabe sehen… Gruß, Tuennes.
Hi Tuennes,
vielen Dank für den Kommentar. Es sollte mitnichten (nur) Lehrerschelte sein. Klar gibt es solche und solche – das hängt vermutlich auch mit dem alter der Kollegen zusammen. Blöd ist in der Tat, wenn ich das in dem Artikel pauschlisiert habe.
Vor allem gebe ich Dir Recht, dass den Eltern hier eine wichtige Vorbild-Funktion zukommt – und dass sie nicht jede Verantwortung an Schulen oder andere abgeben können.
Die digitale Entwicklung schreitet so schnell voran, dass ein Bildungssystem wahrscheinlich gar nicht angemessen schnell reagieren kann. Nur ergibt sich daraus eben – ohne Schuldzuweisung – eine gefährliche Lücke …
Gruß, Martin
Hallo zusammen,
danke für den interessanten und wichtigen Artikel, der zu Recht mit Deutlichkeit auf die Missstände in Schulen und Elternhäuser hierzulande hinweist. Man muss nur in die Nachbarländer Polen oder Estland schauen. Die Länder haben uns in digitaler Medienbildung Einiges voraus. Ich arbeite als Medientrainerin für Familie und Jugend und Dozentin für Digitale Medienkompetenzförderung. Wie der Autor bereits betonte, ist das Geld immer knapp und ein Bewusstsein für die Förderung digitaler Medienbildung viel zu oft noch kaum vorhanden. Nach der neuesten JIM-Studie vom November 2013 (http://www.mpfs.de/?id=613) sind junge Menschen ca. 110 Minuten online, da ist die Fernsehnutzung noch nicht mit einbezogen. Nur weil Kinder und Jugendliche die Technik häufig viel schneller verstehen als wir Erwachsene, heißt das noch lange nicht, dass sie die Möglichkeiten und Risiken des Internets einschätzen können, um es möglichst kompetent und verantwortungsvoll nutzen zu können. Die Schere geht hier sehr weit auseinander. In einem Punkt muss ich dem Autor zustimmen und auch widersprechen. Ein Medienkundefach (in jedem Bundesland) wäre ein absolut wichtiger und überfälliger Schritt; noch besser jedoch wäre, Medienbildung begleitend in jede einzelne Stunde fließen zu lassen. Also auch mal Google Earth in Erdkunde, eine Onlinepetition im LER Unterricht erstellen, einen Schulblog bauen oder ein Rollenspiel zu Cybermobbing im Deutschunterricht verwirklichen. Die Latte neuer Möglichkeiten, Unterricht lebnsweltennah zu gestalten, ist sehr lang. Aber das Geld für externe Dozenten ist knapp oder gar nicht vorhanden; die schulinterne Lehrerschaft unzureichend medienaffin und mediengebildet (natürlich gibt es glücklicherweise Ausnahmen!).Smartboards stehen oft ungenutzt in der Ecke.
Zudem: Würden mehr Eltern verstehen, was ihre Kinder in der Schule nicht lernen zu verstehen, würden sie Medienbildung bereits zu Hause betreiben und bewusst das Handy am Abendbrotstisch nicht benutzen. Bleiben Eltern an der Medienbildung ihrer Kinder dran, bedeutet das nicht nur Up-to-date sein und bleiben, sondern auch eine Brücke zu ihren Kindern zu bauen, die gerade in Pubertätszeiten sehr wichtig ist. Es gibt viel zu tun! Seit Langem.
13 mal wurde bereits die blinde-kuh.de hier nicht erwähnt ;-)
Wie steht es mit unserer eigenen Kompetenz und unserem Verantwortungsbewußtsein? Wir, die wir fast 140 Internetjahre hinter uns haben, können wir zufrieden sein, was wir der nächsten Generation da so hinterlassen?
ALso ich fand die Zeit wo man noch im Wald gespielt und oder A-zerlatschen auch sehr schön :) Aber zum Thema zurück – finde es manchmal sehr erschreckend wenn ich sehe wie jung einige Kids bei Facebook…Es gibt soviel Gewalt Vidoes bei Facebook das ich meinem Sohn da ganz langsam hin führen werde.
mfg.
Sehr schöner Artikel der die Problematik vieler Kinder, aber auch Erwachsenen darstellt. Ohne Smartphones, Appz, Spielen geht es in der heutigen Welt gar nicht mehr. Die Kinder kommunizieren im Vergleich zu damals nicht, sie benutzen lieber ein Chat-Programm weil es viel einfacher ist. Dadurch leidet vor allem die Rechtschreibung und die Aussprache egal in welchem Land. Es ist schon eine Sucht und viele Eltern tun dagegen nichts, sie untersützen die heute zu sehr verwöhnten Kinder. Mittlerweile besitzt doch jedes zweite Kind ein „sehr hochwertiges“ Smartphone, welches von den Eltern bezahlt wird. Die Bildung wird vernachlässigt, was im späteren Leben zu Problemen bzw. Wissenslücken führen kann.
Fazit: Smartphones sind etwas tolles, aber für Kinder oder Jugendliche genügt auch ein einfaches Handy.
Danke für den Artikel. Ich finde ihn sehr ausgewogen und auch nicht als pauschale Lehrerschelte. Vielen Kommentatoren kann ich zustimmen. Sie machen es sich nicht so einfach und sehen Schule ODER Eltern allein in der Verantwortung. So kann ein Dialog entstehen, der nicht einfach nur bei den üblichen Schulzuweisungen stehen bleibt. Wenn sich jetzt Eltern und Lehrer, die von dem Thema etwas verstehen, als Impulsgeber für andere Eltern und Schule einbringen, kann man tatsächlich etwas verändern. Für Lehrpersonen gab es leider bisher keine Handreichung. Was mir bekannt ist, konzentriert sich auf die Schülersicht. Deshalb empfehle ich den Leitfaden „Social-Media für Lehrpersonen und Schulleitungen“, den drei Lehrervertretungen (LCH – Schweiz, GÖD – Östereich und VBE – Deutschland) länderübergreifend erstellt haben. Dieser ist kostenlos unter http://www.social-media-lehrperson.info zu finden. Ich hoffe, dies wird jetzt nicht nur als Werbung für den Leitfaden verstanden, sondern als hilfreicher Beitrag zum Artikel. Auf Kommentare bin ich gespannt.
Dein Artikel ist echt genial geschrieben und du hast mit so vielen Punkten einfach nur recht das man dir gar nicht widersprechen mag.
Gut geschrieben, Klasse.
Gerade mit dem Urheberrecht, eine ganz heikle Angelegenheit.
So heißt es dann „Eltern haften für Ihre Kinder“.
Ganz ehrlich, ich kläre meine Kinder auf wie es nur geht.
Aber es kann von keinem verlangt werden, seine Kinder ständig zu belehren und zu überwachen.
Es gibt noch ein anderes Problem im Bezug auf die „mobile Welt“, das leider meisten unter den Tisch fällt: Stichwort _hochfrequenter Elektrosmog_
Das läßt sich in ein paar Sätzen auch nicht ausführen und sonderlich mainstreammediengläubig oder gar selbst handysüchtig sollte man auch nicht sein… Ein Link zu kritischen Studien:
http://www.emf-portal.de/overview_epi.php?l=g&explode=0&tab=2#alle
Natürlich gibt es auch Studien, die das Problem nicht erkennen oder (angeblich) nicht reproduzieren konnten, wenn man allerdings dahinter schaut, sind diese meist von Mobilfunkanbietern oder nahestehenden Institutionen selbst finanziert….
Wir sollten uns bei der Kommunikation dann doch auch mal auf Brieftauben verlassen. Das ist dann sicher. ;)
Hallo Martin, als Internet Marketing Spezialist mit 22 Jahren IT Erfahrung und ebenfalls 4 Kindern, habe ich die gleichen Bedenken und habe mir von einer anderen Seite das Thema auf meinem Blog beleuchtet.
http://ulfdiebel.de/in-10-000-stunden-zum-uberflieger-oder-warum-so-viele-menschen-so-dumm-sind/
Ich bin dazu übergegangen, zu mindestens meinem Großen nach und nach die Mechanismen, die im Internet ablaufen zu erklären und versuche ihn zu motivieren einen eigenen Blog zu führen.
Solange unsere Kinder wahllos durch die Gegend surfen und sich ohne Ziel irgendwelche Infos füttern haben wir einen schweren Stand. Wir sollte da aktiv werden und unseren Kindern Richtung geben und Wege aufzeigen, wie sie die neuen Medien für sich und ihre Zukunft anwenden, anstatt sich von ihnen beherrschen zu lassen.
Wenn Du auch in Berlin bist, gibt es ja vielleicht Interesse etwas in dieser Richtung zu unternehmen. Vielleicht zusammen ein Internet Marketing Schnupperkurs für Jugendliche anbieten?
Liebe Grüße
Ulf Diebe
Ich finde es etwas grenzwertig, wenn unsere Kinder bereits so abhängig von modernen Medien sind und bereits frühs vor der Schule wie Zombies mit dem Handy in der Handy durch die Straßen laufen und sich nichts mehr zu sagen haben.
Auch ist die Ablenkung durch Social-Media in der Schule viel zu groß,
da die Verlockung von Facebook etc. größer als der Wunsch, dem Lehrer zu folgen ist.
Eine Unterstützung durch Technik und Social-Media ist ja ok, aber sollte man nicht der Abhängigkeit derer verfallen.
Hallo, ich bin gerade auf diesen interessanten Beitrag gestoßen. Sehr gut geschrieben. Dieses Thema wird auch für mich nächstes Jahr definitiv aktuell sein, weil dann kommt mein Sohn zur Schule.
Jetzt schon nutzt mein Sohn, ausgiebig die Sprachsuche bei Google. Das Thema Sprachsuche wird sich in den nächsten Jahren meiner Meinung nach sehr etablieren.
Gruß
Marko
Sehr interessante Seite und guter Bericht. Ich persönlich finde Social Media an der Schule gut wenn es sinnvoll genutzt wird aber es sollte nicht überhand nehmen. Man sollte noch mit Stift schreiben können ;)
VG
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