Der Webmaster-Friday und das social-web
„Wohin treibt das social-web“ lautet in dieser Woche das Thema des Webmaster-Friday. Eigentlich ein tolles Thema. Nur leider hat außer Andreas (Artikel: „Wohin treibt das Social-Web?„) niemand mitgemacht. Falsch: eben noch, kurz vor Toresschluss, sich noch Peer mit einen Artikel beteiligt („Wohin treibt das Social Web – für Selbständige im Netz?„). Immerhin zwei, aber deutlich wenigen als 8 oder 10 wie noch vor einigen Monaten. Nun hat Eisy mal das Konzept vom Webmaster-Friday kritisch hinterfragt und Vor- und Nachteile aufgelistet („Thema der Woche: Gemeinschaftsdiskussionen„). Vielen Dank dafür. Ich frage mich nun, ob beides miteinander verwoben ist.
Das spannende an Veränderungen im Social Web („2.0“) ist, dass sie schleichend vonstatten gehen. Man kann also nicht sagen: Gestern war es so, heute ist es anders. Es sind die kleinen Indizien, an denen sich letztlich tatsächlich Veränderungen zeigen. Allerdings wissen wir heute, dass man nichts mehr autonom, sondern immer nur als Versatzstück einer gigantischen Vernetzung sehen kann. Man könnte sagen: Micro-System verursachen Micro-Veränderungen, die durch Masse zu gewaltigen Veränderungen führen, die man kaum bemerkt.
Social-Web ohne natürliche Grenzen
Soviel zur Vorrede. Wohin treibt es denn nun, das social-web? Ich fange mal so an: Das social-Web hat keine natürlichen Grenzen. Früher hat man die digitalen Medien „benutzt“. Und es gab immer Grenzen. Also ich vor ca. 20 Jahren zum ersten mal mit dem Computer gearbeitet habe, haben wir Anwendungen im Format 640 x 480 Pixel erstellt. Das war das Monitorformat. Und wir haben mit einen Palette mit 256 Farben gearbeitet. Alles anderen hat zu viel Rechenpower erfordert (ich glaube, der Mac hieß „Performa“ oder so). Die Technik wurde zwar immer besser, aber im Grunde hat sie immer eine Grenze definiert: Bis hier hin und nicht weiter. Noch heute sind diese Grenzen in vielen Bereichen die Bremsen. Das „Fernsehen aus dem Internet“ wird sicherlich der nächste Durchbruch.
Das social Web hat keine Grenze – weil sich der Fokus verschoben hat. Der Computer oder das Internet waren bislang „Werkzeuge“, mit deren Hilfe man ein Konzept oder eine Idee oder Vision verwirklichen konnte. Durch das Social-Web ändert sich das: man benutzt das Web nicht mehr, man wird ein Teil davon. Die Distanz löst sich auf, man wird ein Teil der digitalen Welt. Man nutzt das Social-Web in aller Regel nicht, weil man einen Plan verfolgt. Im Gegenteil: das Social-Web verführt zum „sich treiben lassen„. Insofern lautet die Frage aus meiner Sicht: „Wohin treibt uns das Social-Web?“
Es ist die Wiedergeburt des planlosen Surfens, aber diesmal wenigstens gemeinsam.
Social Media als kreatives Instrument
Für viele SEOs bietet das Social-Web allerdings auch Öffentlichkeit. Wer clever ist, versucht die planlose Masse in die eigene Richtung zu kanalisieren. Gerade jetzt, wo Google auch Echtzeit-Ergebnisse aus dem Social-Web in die Suche mit einfließen lässt, ist es dringend erforderlich, die Möglichkeiten auszuloten, um den Anschluss nicht zu verpassen.
Ich persönlich merke auch, dass mich Twitter nach einiger Zeit abtörnt. Länger als 30 Minuten kann ich da nicht mitmachen, sonst bin ich raus aus dem Alltag. Ich hab es schon ein paar mal gesagt: Twitter nebenbei geht nicht. Über Facebook rede ich gar nicht, weil ich den Account nur proforma habe. Die Zahl von über 100 follower erkläre ich mir damit, dasss es von mir nicht zu befürchten gibt (außer ab und zu eine „Bildersuche-Facebook-Test“). Xing verlinke ich gar nicht, weil ich da nur ca. alle 4 Wochen mal reinschaue, um die Anfragen abzuklicken. Social-Value = Null!
Und was hat das mit dem Webmaster-Friday zu tun?
Möglicherweise sinkt durch das Überangebot des Social-Web die Motivation, eigene Beiträge zu leisten. Zumindest dann, wenn sie Arbeit machen. Ein Blogartikel macht einfach mehr Arbeit als ein Tweet. Ich glaube, dass sich im Social Web die Gruppe der „Kreativen“ und die Gruppe der „Konsumenten“ immer stärker voneinander entfernen werden. Der innere Schweinehund liebt das planlose Treiben. Ich vermute, dass die geringe Beteiligung am Webmaster-Friday stark mit dem inneren Schweinehund zu tun hat.
Ich hoffe, dass das niemand als Vorwurf versteht. Ich sehe es ja bei mir selber. Vielleicht sind die ersten drei Monate eines Jahres auch immer besonders arbeitsreich. Vielleicht waren die Themen auch teilweise „schlapp“. Vielleicht war es eher ein Zufall. Und vielleicht ist der Gemeinschaftsgedanke auch auf Dauer absurd. Das Hauptproblem des Webmasterfriday ist sicherlich die Zielgruppe: er richtet sich an Anfänger und Fortgeschrittene. Und bei jedem Thema wird eine Gruppe eher verschreckt und eine andere angesprochen. Für Experten ist er sowieso nicht interessant. Daher fehlen natürlich die „Zugpferde“. Ich bin aber zuversichtlich, dass sich der Webmasterfriday im Laufe der Jahre verfestigen wird…
Wie geht s weiter mit dem Webmaster-Friday?
Ich werde beim Webmaster-Friday in nächster Zeit (ca. Ende April) einige konzeptionelle Veränderungen vornehmen. Dann werden diejenigen, die sich am häufigsten beteiligen, dauerhaft auf der Startseite gelistet werden, vielleicht auch mit einem Banner. Mal sehen. Vielleicht werde ich auch Bilder integrieren, und man kann sich auch nur mit einem Bild oder einer Grafik beteiligen. Vielleicht werde ich sogar twitter-Meldungen mit einem bestimmten Hashtag einfügen (#wmf) – mal sehen…
Über die derzeitige „Beteiligungsflaute“ mache ich mir aber keine Sorgen. So ein Gemeinschaftsprojekt lebt einfach von den Teilnehmern, und da geht es logischerweise immer mal auf und mal ab. Entscheidend ist, dass die Idee weiter entwickelt und die Seite wächst…
Das aktuelle Thema lautet übrigens: „Was ist die richtige Linkbuilding-Strategie?“
6 Gedanken zu „Der Webmaster-Friday und das social-web“
Schöner Baum!
Wenn da nur nicht dieser störende Schriftzug „Social Media“ wäre… :-)
Hallo,
interessanter Artikel, irgendwie ist das Thema Webmaster Friday komplett an mir vorbei gegangen :-( Werde aber auch mal mitmachen, schade gerade das Thema hätte mich schon stark interessiert. Hoffe die Themen bleiben spannend, bis zum nächsten mal :)
Gruß
Sebastian
@Ingo: das ist Kunst ;-)
@Sebastian: Gerne und jederzeit. Bin gespannt…
Danke, dass aus dem Artikel nicht ein „Webmasterfriday stirbt und Blogs sind sowieso tot -Artikel“ wurde ;)
Das wird schon.
Ein sehr aufschlussreicher Artikel. Doch ich bin immer skeptisch wenn es um futurologische Vermutungen geht. Zu häufig haben sich die Vermutungen als vollkommen falsch erwiesen.
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