Warum „unqualifizierter Traffic“ gut und wichtig ist

Warum „unqualifizierter Traffic“ gut und wichtig ist

Qualifizierter Seo-Traffic (?)
Qualifizierter Seo-Traffic (?)

Sehr häufig liest man als Empfehlung von Seo-Experten, dass es gar nicht darum ginge, viel Traffic zu haben, sondern eher darum, qualifizierten Traffic zu bekommen. Auch wenn das viele Kollegen sagen, die ich sehr schätze, will ich im folgenden Artikel darlegen, warum ich das so pauschal nicht sagen würde. Es kommt dabei immer auf die Art der Website an – und vor allem auf die Frage, was man unter „qualifiziert“ versteht. 

Was ist eigentlich qualifizierter Traffic? Man könnte auch sagen: wertvolle Besucher sind die, die „konvertieren„. Wenn ich den Ratschlag lese, man solle sich nur um qualifizierten Traffic kümmern, klingt es in meinen Ohren stets so, also wären das nur diejenigen, deren Besuch am Ende zu einem Lead führt. Also solche, die etwas kaufen oder bestellen. Kurzum: qualifizierte Besucher sind solche, die am Ende tatsächlich Geld da lassen.

Diese Sichtweise halte ich in vielerlei Hinsicht für zu kurz gegriffen.

Die Sache mit dem guten Gefühl

Ich würde stattdessen sagen: Entscheidend ist, dass ein Besucher die Seite mit einem guten Gefühl verlässt. Denn das kann sich in vielerlei Hinsicht auszahlen:

  • Sie oder er kann sich an die Seite erinnern (Brand-Building).
  • Sie oder er würde (!) etwas kaufen.
    • Wenn der Bedarf wirklich konkret wird, besucht sie oder er diese Seite erneut.
    • Wenn das der Fall ist, würde sie oder er die Seite auch auf analogen Wegen empfehlen.
    • Wenn das der Fall ist, würde sie oder er die Seite auch auf digitalen Wegen empfehlen.
    • Digitale Empfehlungen führen fast immer zu Links (nach wie vor ein zentraler Faktor beim Thema Seo).

Wer seinen Traffic nicht ausschließlich einkauft (z.B. über Werbeanzeigen), sondern Besucher über Suchmaschinen oder über Verlinkungen von anderen Websites gewinnt, sollte sich in meinen Augen nicht allzusehr darauf versteifen, nur „qualifizierten Traffic“ zu bekommen, der am Ende konvertiert. Denn dadurch schränkt man seine Inhalte extrem ein. Wenn man nur auf die abzielt, die sich tatsächlich just in diesem Moment in einem Kaufentscheidungsprozess befinden, ist das thematische und inhaltlich Spektrum recht dünn. Denn für fast jedes Thema gibt es interessante und spannende Randbereiche, die überhaupt nicht während des konkreten Entscheidungsprozesses relevant sind.

Und genau bei diesen Inhalten hat man die Chancen, die eigene Website von den Wettbewerbern abzusetzen. Genau hier greifen all die Inhalte, die man auch gerne als „Content-Marketing“ bezeichnet. Unterhaltsame, informative, lustige, erstaunliche, kurz: gute Inhalte. So gute Inhalte, dass sich die Website im Kopf des Benutzers festsetzt, so gut, dass man sie empfehlen würde. Viele machen das sogar, sei es in Foren, bei Facebook, Twitter, Blogs oder wo auch immer.

Solche guten Inhalte sind so breit gefasst, dass sie weit mehr als nur „qualifizierten Traffic“ erzeugen.

Links sind Empfehlungen – und als solche nach wie vor ein zentrales Kriterium für Suchmaschinen-Rankings. Und natürliche Links zeigen logischerweise vorwiegend auf solche Inhalte, die mehr als nur qualifizierten Traffic anziehen. Links werden von außergewöhnlichen, humorvollen, informativen Inhalten angezogen, nicht von solchen, die nur einer kurzfristigen Kaufentscheidung dienen.

Fazit

Ein qualifizierter Besucher ist jemand, der am Ende das gute Gefühl hat, dass ihm die Website geholfen hat. Ob er tatsächlich etwas gekauft hat, ist dabei zweitrangig. Die Seite wird von solchen Besuchern langfristig profitieren – vielleicht nicht im Einzelfall, aber auf eine statistische Menge hoch gerechnet auf jeden Fall. Denn diese Lektion kann man gut von Google lernen: für eine Seo-Strategie ist letztlich nicht der einzelne Besucher relevant, sondern die statistische Masse. Es ist für den langfristigen Erfolg ein erheblicher Unterschied, ob 1% oder 5%  oder 10% meine Seite empfehlen – und vor allem auch, ob die Bezugsmenge 10 oder 1000 oder 1 Mio. Besucher sind.

Man sollte beim Optimieren also nie vergessen, dass ein „zufriedener Besucher“ langfristig mindestens so wertvoll ist wie einer, der „nur“ einen Kauf getätigt hat.

Warum schreibe ich das? Die oben erwähnten geschätzten Kollegen mit jahrelanger Erfahrung werden das alles wissen und für ihre Websites richtig abschätzen – aber gerade bei Neueinsteigern und insbesondere im Nischenseiten-Bereich – wird aus meiner Sicht allzu oft auf Keywords fokussiert, die zwar nicht viele, aber dafür qualifizierte Besucher bringen sollen. Das Ergebnis ist meist, dass so eine Seite nie in irgendwelchen Rankings nach vorne kommen wird.

Was meint ihr?

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Wann ist Seo-Traffic qualifiziert?
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14 Gedanken zu „Warum „unqualifizierter Traffic“ gut und wichtig ist

  1. Der Blick ist tatsächlich oft sehr auf die Conversions („harte Zahlen“) beseschränkt. Ich arbeite viel für einen Online-Shop, dort lösen wir das Problem durch eine strikte Festlegung, welche User Intention mit welcher Seite befriedigt werden soll. Bei transaktionalen Seiten (z.B. Kategorien) zählen ganz klar die Conversions, während Informationsseiten (Blog, Kaufberatungen usw.) sich bewusst nicht daran messen müssen, sondern ob sie den Informationsbedarf erfüllen konnten (= das von Dir beschriebene „gute Gefühl“ bzw. Branding, das auch zu Links, Mentions, wiederkehrenden Besuchern usw. führen soll).

    Was ein qualifizierter Besucher ist hängt im Endeffekt von der Zielsetzung ab.

    Aber nicht vergessen: Jeder aktuell nicht qualifizierter Besucher hat das Potential beim nächsten Besuch qualifiziert zu sein. Also besser nicht schon beim ersten Kontakt vergeigen ;-)

  2. Hallo Martin,

    natürlich geht es fast allen Webseiten so, dass sie mehr Conversions generieren wollen.

    Ich bin aber auch deiner Meinung, dass mehr Traffic, auch wenn er vielleicht im ersten Moment nicht mehr Conversions bringt, langfristig hilfreich ist.

    Wenn ein Besucher auf deiner Seite das findet was er gesucht hat, du ihm in dem Moment also weiterhelfen konntest, wird er sicherlich auch gerne wieder auf dich zurückgreifen oder deine Seite weiterempfehlen.

    Insofern steigt mit der Besucherzahl dann auch die Wahrscheinlichkeit, dass jemand Kunde wird auch wenn man dafür vielleicht etwas mehr Geduld mitbringen muss.

    Langfristig ist die Strategie des unqualifizierten Traffics also sicherlich hilfreich.

    Schöne Gruß
    Michael

  3. Danke für den interessanten Beitrag!

    Ein zufriedener Besucher verlässt die Seite mit einem guten Gefühl, auch wenn er nichts gekauft hat. Genau das ist der Schlüsselsatz in dem Artikel!

    Eine lustige und vor allem informative Webseite kann viel zu dem guten Gefühl beitragen. Wenn ich von mir ausgehe, werde ich eine solche Seite bestimmt wieder besuchen und letztendlich damit den qualifizierten Traffic steigern.

    SG

  4. Hallo Martin,
    denke was Du beschreibst sollte doch das sein, was man unter Content Marketing versteht. Denn wer liest schon einen Blog der rein verkaufsgetrieben ist? Leider gibt es solche falsch conversionoptimierten Blogs an jeder Ecke. Man kann ja auch contentbasierte Conversions in Analytics messen. Viele machen das ja auch mit der Newsletteranmeldung. Kommentare auf Blogs oder Shares sind aber ebenso wertvoll. Dein Blog ist da ein gutes Beispiel, wie Du versuchst bei den Kommentare qulifizierte von unqualifizierten zu trennen.

  5. Hm, am Ende des Tages propagierst Du mit dem „zufriedenen Besucher“ ja auch nichts anderes, als qualifizierten Traffic. Entweder wird ein Besucher angelockt, weil er glaubt, dass er etwas von Interesse findet oder weil er überzeugt ist. Das muss nicht zwingend etwas mit mit der Kernthematik der Website zu tun haben, aber mit dem Themenumfeld. Und dann passt es doch wieder mit dem „qualifizierten Traffic“.

  6. Hallo,
    ich kann dir nur zustimmen. Es ist alles von der Nische und Art der Webseite abhängig. Ein Besucher ist für eine Webseite immer gut, besonders wenn er eine Weile auf der Webseite bleibt. Unqualifizierte Besucher können die Webseite auch weiterempfehlen.
    Grüße

  7. Dieser Artikel spricht mir aus der Seele! Arbeite zurzeit mit mehreren Kunden zusammen, die zwar gerne SEO und gerne auch Content Marketing machen möchten, ihren Fokus – vor allem im Bereich SEO – nur auf „relevanten“ Traffic legen möchten. Heißt: nur Leads oder Leute direkt kaufen.

    Meine Meinung: je „unexklusiver“ ein Produkt ist, d.h.: je mehr Konkurrenten und Vergleichsangebote es gibt, desto eher fährt man mit dieser Denke gegen die Wand.

    Der Grund ist simpel (und über Analytics und Co. durchaus nachvollziehbar): kaum ein Kunde kauft in diesen Fällen beim ersten, zweiten oder gar dritten Kontaktpunkt mit dem eigenen Unternehmen. Selbst wenn die eigenen (Landing) Pages perfekt optimiert sind, wir der potentielle Kunde sich in dem Fall die Seite ohnehin verlassen und nochmal vergleichen. Wenn wir nur Traffic dieser Sorte haben, ist der Preis das Einzige, was beim Kunden hängen bleibt. Und diesen Kampf kann man nun mal nicht immer gewinnen.

    Sobald man aber auch Traffic auf die Seite holt, der sich für die Inhalte auf der Seite interessiert (Blog Posts, Studien, Videos, etc.) und es schafft die Architektur der Seite so zu legen, dass er nicht direkt im ersten, sondern eben erst im zweiten oder dritten Schritt zum eigentlichen Produkt kommt, ist die Chance auf einen Abschluss viel, viel höher.

    Wie gesagt: exklusive Produkte mit viel Nachfrage und wenig Angebot sind hiervor sicherlich ein Stück weit ausgenommen. Aber solche Produkte gibt es ja bekanntlich nicht viele :)

  8. Cooler Artikel, der beide Seiten sehr gut beschreibt. Als Agentur/ Freelancer ist es echt schwer diesbezüglich die richtige Balance zu finden. Erfahrungsgemäß fliegt es einem später „um die Ohren“, wenn man am Anfang zu 100% das umsetzt, was der Kunde möchte: nämlich nur Traffic auf die eigene Seite zu ziehen, der auch kauft. Die UX geht auf mehrere Monate gesehen dann doch flöten. Die Konkurrenten optimieren in der Zeit automatisch ihre eigene Strategie und erstellen Content der nicht nur zur Conversion führt, sondern auch noch „lesbar“ ist bzw. viel mehr Mehrwerte hat, als der eigene.
    Mein Tipp an alle, die in dieser Zwickmühle sind: den Kunden von Anfang an „erziehen“, ohne ihn zu verärgern und ihm von Beginn des Projekts an immer wieder aufzeigen, weshalb es wichtig ist nicht nur „Conversion Content“ zu generieren. Ist natürlich stark vom Kunden abhängig, sollte aber mit ein wenig Feingefühl immer möglich sein :)

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