SEO und Moral – Ist Adsense-Optimierung eigentlich ok?

SEO und Moral – Ist Adsense-Optimierung eigentlich ok?

SEO und Moral

SEO und Moral

Das Thema der Woche beim Webmaster-Friday lautet: SEO und Moral. Spontan hatte ich folgende Idee: Der Kunde ist König. Aber: „Wie sag ich meinem Kunden, dass seine Website Mist ist?“ Es wäre Unsinn, bessere Seiten zu verdrängen… Glücklicherweise habe ich solche Jobs noch nicht gemacht. Insofern steht es mir nicht zu, über nicht gewonnene Erfahrungen theoretisch zu debattieren. Ich werde daher das Thema SEO und Moral benutzen, um einer anderen Frage nachzugehen. Was ist eigentlich mit diesen unsäglichen Adsense-optimierten Webseiten? Mit SEO-Tricks in den SERPs nach oben gebracht, benutzen sie dumme nichts-ahnende Internet-Anfänger als Klickvieh …

Adsense-optimierte Müllseiten

Das Problem kennt wohl jeder: Man klickt auf der Google-Ergebnisseite das erste oder zweite Resultat an – und landet in der Hölle. Die Seite ist vollkommen unübersichtlich, grelle Farben, mit wenig Text, der kaum lesbar ist. Das, was man mit Mühe lesen kann, ist vollkommen nichts-sagend. Nur einige Stellen, die nach einfachen Navigationsmenüs aussehen, springen ins Auge. Sie sind klar und übersichtlich und laden zum Weiterklicken ein. Sie sind jedoch nichts anderes als Adsense-Werbung.

SEO böse

SEO böse

Nagut, wird der erfahrene Leser sagen, einfach wegklicken. Ist eben ein SEO-Projekt – da hat es ein übereifriger Suchmaschinen-Optimierer wohl etwas übertrieben. Das Problem an der Sache: weder ich noch Du sind repräsentativ. Wenn ich Leute aus meiner Familie oder dem Bekanntenkreis beobachte, sagen wir Tante Emma, stelle ich häufig fest: sie bleibt auf der Seite. Statt dem Dilemma ein Ende zu bereiten, versucht sie, durch einen weiteren Klick der Sache auf die Spur zu kommen. Sie ahnt keinen Schwindel, sondern hält ihre Unwissenheit für das Problem. Also noch mal geklickt – und schwuppdiwupp ist es passiert: der Website-Betreiber ist wieder ein paar Cent reicher. Und genau auf diese unerfahrenen Surfer/innen zielen diese Seiten ab. In SEO-Kreisen nennt man diese Website-Strategie MFA (Made for Adsense).

Google Adsense – eine saubere Sache?

Ich habe ernsthafte Zweifel am gesamten Adsense-Image. Denn für einen SEO steht in Sachen Monetarisierung nicht die Moral (der gesunde Menschenverstand) als Richter zwischen Gut und Böse, sondern Google. Für einen SEO ist verwerflich, was Google bestraft (Black-Hat-SEO). Im Umkehrschluss wird daraus: was Google gut findet, muss auch gut sein. Zum Beispiel eben Adsense-Werbung. Und natürlich liegt es auf der Hand, einen Service, den Google nicht bestraft, sondern fördert, weidlich auszuschlachten. Leicht verdientes Geld, aber moralisch tragbar? Dass Google in diesem Prozess ein schlechter Richter ist, dürfte klar sein. Es wird jedoch meist ausgeblendet.

Solange niemand geschädigt wird – kein Problem?

Die ganze Sache scheint eine win-win-win-Sache zu sein: der Website-Betreiber freut sich über ein paar Cent. Wenn er die Sache richtig groß aufzieht und, sagen wir mal, 100 solcher Pseudo-Websites verwaltet, kommt schon ein Sümmchen zusammen. Einem erfolglosen Langzeit-Studenten hilft es über die Anfangsjahre hinweg.

Dickes Girokonto

Dickes Girokonto

Und was sagt die Firma, die die Werbung schaltet? Die freut sich erst mal, dass jemand ihre Werbung anklickt. Denn statistisch gesehen will eben doch jeder soundso-vielste Klicker (???, keine Ahnung, bitte um Korrektur) tatsächlich ein Produkt kaufen. Über welche Seite der Klick kam, interessiert doch nicht. Hauptsache potentielle Kunden ködern. Die Masse macht s.

Und schließlich Google: die profitieren am meisten von der ganzen Sache. Solange sie das Adsense-Image nur schön positiv darstellen. „Mit Ihrer Website Geld verdienen“ – „Die Benutzer empfinden das als nützlich …“. Das ich nicht lache. Dass Tante Emma ganz frustriert und verstört die Seiten irgendwann wegklickt, wen interessiert das schon. Die Dame braucht einfach etwas mehr Erfahrung, dann wird sie sich schon besser zurechtfinden.

Linkkauf, Backlink-Tausch-Partner, Russenlinks und Co.

Russenlinks

Russenlinks

Die ganzen moralischen Debatten über Linkkauf, Backlink-Partner, Russenlinks und sonstewas sind aus meiner Sicht nur Scheingefechte. Denn als Instanz steht hinter diesen Streitigkeiten immer Google. Was Google gut findet, ist OK. Was Google schlecht findet, ist verwerflich, sogar moralisch. Ob Google überhaupt als Instanz geeignet ist, wird in diesem Zusammenhang nie thematisiert. Es ist fast so, als seien SEOs Angestellte von Google. Nur Geld bekommen sie nicht, es sei denn, sie schalten Adsense-Werbung…

Für mich sind diese Pseudo-Websites, die nur auf Adsense-Werbung optimiert sind, moralisch verwerflich. Die selbsternannten SEOs, die sich über ihre Einnahmen freuen, sollten sich mal fragen, worauf ihr Erfolg eigentlich basiert. Und als SEO sollte man sich fragen, ob Google tatsächlich eine Instanz ist, der man in diesen Fragen trauen kann. Aber wenn ich ehrlich bin: daran wird sich nichts ändern. So sind eben die Regeln der Geld-fixierten Marktwirtschaft. Auch SEOs sind nur wie die Fliegen…

Damit jetzt keine Missverständnisse aufkommen: ich bewege mich selber im System. Nicht nur, weil es keine Alternative gibt, sondern auch, weil es Spaß macht. Aber Adsense-optimierte Websites ohne Inhalt finde ich mindestens genauso verwerflich wie fragwürdige Link-Strategien…

Das schreiben andere zum Thema:

Update 12.07.2009, siehe hier: Seo und Moral (2) – Gegendarstellung

SEO und Moral - Adsense-Werbung auf häßlichen Websites

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Weiterführende Artikel

7 Gedanken zu „SEO und Moral – Ist Adsense-Optimierung eigentlich ok?

  1. Ein sehr schöner Artikel, der auch eine selbst gemachte Erfahrung bestätigt. Als ich vor zwei Jahren einen Urlaub gebucht hatte und meine Mutter zeitgleich einen neuen PC mit DSL-Anschluß (vorher noch altes Notebook mit 800×600 Pixeln Auflösung und analogem Modem) ihr eigen nennen durfte, dachte ich, laß sie doch mal nach dem Urlaubsland googeln. Meine Idee war, dass sie so die Vorzüge von großem Flachbildmonitor und DSL am besten erkennt. Und was macht sie? Die erste Seite die sie ansurft war eine SEO Seite mit in der rechten Navigation getarnter AdSense Werbung. Mit dieser hat sie sich dann auch intensivst beschäftigt. Informationen oder schöne Bilder vom Urlaubsland – Fehlanzeige!

  2. Auch ich stoße bei meinen normalen Suchvorgängen immer wieder auf diese schlecht gemachten MFA-Seiten. Wobei sich die Frage stellt – sind sie wirklich so schlecht gemacht, wenn sie doch auf den ersten Plätzen erscheinen?

    Nun, seo-handwerklich sind sie wohl OK (wenn vielleicht auch nicht White Head), aber mir als User bringen sie nichts außer vielen weiteren Adsense- oder anderer Werbelinks auf die klicken könnte. eist absolute Zeitverschwendung.
    Ob das wohl der Grund ist aus dem ich immer mehrere Suchergebnisse in verschiedenen Tabs öffne, um nach dem Schließen eines MFA-Tabs vielleicht gleich eine bessere Seite vor mir zu haben? Durchaus möglich.

  3. ja ja ich bin auch schon sehr oft auf solchen seiten gelandet und kann nur sagen, es nervt einfach. ich konnte mir bisher nicht vorstellen, das man damit wirklich geld verdienen kann. aber stimmt schon, man darf nicht von der eigenen intelligenz auf die anderer schließen sozusagen.

  4. @psychic seo: Das Öffnen mehrerer Tabs aus den SERPs mache ich auch, aber nur, weil auch ohne die MFA-Seiten oft genug nicht das passende Ergebnis dabei ist. So riesig ist das Problem dann doch nicht ;)

  5. Nur mal als doofer Gedanke am Rande (und nein, ich habe keine MFA-Seiten): Wenn der Klickende (Klicker ;) ) nach der MFA durch Adsense dann auf einer Seite landet die professionell ist, ist ihm ja auch geholfen. Da sichert also die Werbung die Qualität des Ergebnisses und damit die Moral. Es gab nur einen Umwegvon einem Klick, was gerade bei der Urlaubsrecherche nun wirklich nicht viel ist.

    Und für erkennende SEOs gibt’s die Meldefunktion in den Webmastertools ;)

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