Nochmal zum Thema Infografiken …
Da ich in letzter Zeit zunehmend Fragen zum Thema Infografiken erhalte, hier noch mal ein Artikel, der vielleicht einige Fragen klärt. Ich möchte vorab betonen, dass es viele gibt, die eine andere Einschätzung haben. Was aus meiner Sicht nicht geht, ist: „Komm, wir machen mal ne Infografik.“ Viele vergessen dabei, dass es entscheidende Voraussetzungen für eine erfolgreiche Infografik gibt, die man im Vorfeld genau überdenken sollte.
Es ist ebenso blödsinnig zu sagen: ich male mal ein Bild. Oder: ich schreibe mal ein Buch. Das sind von vornherein Rohrkrepierer. Das kann man sich erlauben, wenn man Künstler ist und keine vordergründige Gewinnerzielungsabsicht hat. Ansonsten muss man auf dieses Gefühl, diese Spekulation warten:
Da kommt ein Trend!
Ich sage bewusst nicht: da ist ein Trend. Denn wenn ein Trend bereits ein solcher ist, dann ist es im Grunde zu spät. Dann sind die Influencer längst an Bord und haben ihre Quellen und Materialien lanciert. Am besten ist, wenn man ein upcoming Thema erkennt, bevor es ein Trend ist. Und dann etwas beisteuert, was die Trendbildung befeuert. So dass andere sagen können: Ja, stimmt, das Thema liegt in der Luft. Hier ist ein Angebot (z.B. eine Infografik), die ich nutzen kann, um selber zum Trendsetter zu werden.
Wissenslücken
Wenn man nun so einen bevorstehenden Trend erahnt, stellt sich die Frage nach den „Wissenslücken“. Was ist das, was andere wissen wollen, wenn dieses Thema ein Trend werden sollte? Diese Punkte sammelt man. Es sollte nach meiner Erfahrung zwischen 5 und 10 sein. Weniger ist dünne, mehr ist eine Überforderung. Daraus erstellt man dann ein (schriftliches) …
Konzept: welche Fragen …
… will man wie beantworten? Und vor allem: in welcher Reihenfolge? (Zum Thema „richtige Reihenfolge“ folgt in den kommenden Tagen noch ein Artikel). Man hat also nun einen potentiell upcoming Trend und die notwendigen Wissenslücken ermittelt. An dieser Stelle muss man sich überlegen: kann man diese Informationen mit Bildern einfach und anschaulich erklären? Gibt es eine Bild-Idee, die das Ganze zusammenfassen kann? Dann – und nur dann (!) – hat man die richtigen Voraussetzungen für eine potentiell erfolgreiche …
Infografik
Eine Infografik vermittelt Fragen und Antworten, …
- die im Zuge eines Trends auftreten.
- Sie befriedigt damit ein Wissensbedürfnis,
- ist leicht zu konsumieren
- und einfach zu teilen.
Wenn die genannten Bedingungen eintreten, dann wird sie sich von alleine verbreiten. Weil ja jeder, der darüber berichten will, einen eigenen Nutzen davon hat: Wer das teilt, bietet seinen Leser / Followern / Freunden einen Mehrwert, ohne das er oder sie selber viel Arbeit damit hat.
Warum Seeding?
Eine zum richtigen Zeitpunkt lancierte Infografik (es kann aber auch ein Video, ein Blogartikel oder ein Tweet sein) ist ein Selbstläufer. Seeding, also das aktive Promoten, um Influencer davon zu überzeugen (bzw. sie zu überreden), das Teil zu teilen, ist im Grunde das Eingeständnis, dass man im Vorfeld einen Fehler gemacht hat:
- entweder gibt es keinen Trend (also niemand braucht das Teil),
- oder die Infografik beantwortet die falschen Fragen,
- oder sie sieht einfach Mist aus (das übergehe ich hier mal, weil es im Grunde nur die Gestalter betrifft).
Eine Infografik, die offensichtlich nur dem Zwecke des Linkaufbaus dienen soll, ist oft strategisch schlecht durchdacht. Dann ist es auch kein Wunder, wenn man den Influencern Geld oder Geschenke bieten muss, damit sie die Sache – oft lustlos – erwähnen.
Keine Frage der Gestaltung
Wie gesagt: dieser Artikel soll denjenigen helfen, die mal eben schnell und billig eine Infografik haben wollen. Eine gute Infografik ist keine Frage der Gestaltung (auch aber erst später und nicht entscheidend). Daher: bevor ihr Infografiken mit Hoffnungen überfrachtet, klärt die Punkte „upcoming Trend?“ und „welche Informationslücke?“. Erst dann kann man entscheiden, ob eine Infografik das geeignete Medium ist.
Ob der vorhergesagte upcoming Trend dann auch tatsächlich einer wird, ist natürlich fraglich. Insofern birgt jede erfolgreiche Infografik ein Risiko: wenn man sich verschätzt hat, war der Aufwand für die Katz – oder es wird eben nur in sehr bescheidenem Umfang geshart. Oder aber: vielleicht war man nur zu früh. Ich erinnere an meine Infografik über Google Glass, die ca. 4 Wochen lang unbeachtet rumlag, ehe das Thema dann so richtig Fahrt aufnahm.
14 Gedanken zu „Nochmal zum Thema Infografiken …“
Den meisten wird es so ergehen wie mir, es fehlt einfach am künstlerischen Talent um überhaupt eine vernünftige Infografik zu erstellen. Da kann die Idee noch so toll sein, wenn es scheisse aussieht, dann sieht es eben scheisse aus und man lässt es bleiben. Besser gesagt, man sollte es bleiben lassen und die Idee an die neue Berufsgruppe der Infografiker übergeben.
ja klar. Das stimmt natürlich. Aber: ehe man sich an die „Berufsgruppe der Infografiker“ wendet, sollte man erst einmal das oben gesagte beherzigen. Ich sage 90% der Leute: tut mir leid, das wird nichts. Aber andere Grefiker denken sich vielleicht: Auftrag ist Auftrag, soll der Kunde doch sehen, was er am Ende damit macht. Und dann ist auf allen Seiten die Unzufriedenheit groß.
Vielen Dank für deine gute Zusammenfassung.
Die Punkte „Befriedigung von Wissensbedürfnissen“, „leichtes Verständnis“ und „leichte Teilbarkeit“ erachte ich als Basics. Auch eine „ansprechende grafische Gestaltung“ ist irgendwie Grundvoraussetzung.
Dennoch ist es sicher gut diese hier nochmal allen deutlich zu machen.
Aber…
Ich finde, dass Deine Beschreibung gerade in Bezug eines „upcoming trends“ maximal den Idealzustand beschreibt.
Es ist nämlich nicht so, dass in jeder Branche immer auch gleich ein Trend um die Ecke kommt. Je kleiner die Nische ist, umso schwieriger ist es hier einen echten oder vermeintlichen Trend auszumachen.
Bei kleineren Branchen ist es oft so, dass diese fachlich recht spezifisch sind. Dort findet man häufig sehr viele Themen und Inhalte, die es zwar in endlos langen Fachartikeln, Doktorarbeiten, Studien, Zahlenkolonnen usw. gibt, die aber gerade nicht im Stile einer guten Infografik für Laien, Kunden oder Newbies in der jeweiligen Szene *anschaulich* dargestellt sind.
Deshalb sehe ich die pauschale Aussage zum Seeding „gibt es keinen Trend (also niemand braucht das Teil) echt ein wenig anders.
Es gibt auch Trends die sind ständig wiederkehrend.
zum Beispiel die Photosynthese oder der Jahreskreislauf der Sonne oder die Zeitumstellung.
Die haben immer zu bestimmten Zeiten eine hohe Nachfrage. Damit ist man zwar nicht einmalig, aber man kann mitspielen.
Man kann sich aber auch „Trends“ schaffen, sprich Szenarios ausmalen. Zum Beispiel „Was passiert wenn Deutschlands Bürgschaften zum Rettungsschirm fällig werden?“
Gestaltung: Ist nicht unwichtig, ist aber wie bei einem Text in einem Blog. Keine noch so gute Gestaltung hilft weiter wenn nicht Text vorhanden ist.
Die Kürzung des Inhaltes auf das wesentliche ist die Kunst und so auch bei einer Infografik. Das Wesentliche muss vorhanden sein, nicht SchnickSchnack.
Hallo Martin,
Infografiken bieten dem Nutzer einen recht guten Mehrwert. Wir haben auch die Erfahrung gemacht, dass man mit einer gut aufbereiteten Info gerne auch mal freiwillig verlinkt wird. Das ist dann schön organisch und bringt einem nicht nur Juice, sondern auch oft echte Besucher.
Toller Artikel. :-)
Danke für die gute Zusammenfassung. Ich habe mich letztens selbst im Bereich Marketing probiert, musste allerdings feststellen, dass der Bedarf scheinbar nicht so hoch in dem Themenbereich war. Nächstes Mal werde ich mir vorher intensiver Gedanken machen und dann probieren, genau das Bedürfnis zu stillen.
Denke das sollte dann besser klappen. Interessantes Thema ist es auf jeden Fall.
Guter Artikel!
Sehr guter Artikel und Zusammenfassung!
Mit einer Infografik kann man nichts verkehrt machen. Ein Bild kann den Text noch mal verstärken und wirkt dazu dem Verständnis zum text bei. Ich selber benutzte gerne einige Bilder im Artikel.
Hallo Martin,
vielen Dank für die Zusammenstellung und den Einblick im Umgang mit Infografiken. Ich denke Slideshare ist keine schlechte Alternative, um Informationen anschaulich auf der eigenen Webseite zu vermitteln.
BG
Sebastian
Wie man schon vor langer Zeit einmal gesagt hat. Ein Bild (dazu gehören auch Infografiken) sagt mehr als 1000 Worte. Man bekommt mit einer Infografik alles schnell und einfach auf einen Punkt gebracht.
Und da Infografiken so gut funktionieren habe ich hier zu diesem Thema noch eine Infografik.
https://www.acid21.com/Blog/Online-Marketing-Warum-Infografiken-funktionieren-Infografik/
Habe früher mal Infografiken gemacht – finde diese auch auf anderen Seiten immer sehr toll, leider habe ich aber mittlerweile zu viele Seiten – das ich das zeitlich nicht mehr schaffe.
Bin aber ein riesengroßer Fan von Infografiken.
Hallo Martin,
Hab mir auf deiner Seite geade die Garfik zum Aufbau eines Lichmikroskops angesehen und find dies echt super gemacht.
Wie erstellst du dir solche Grafiken. Nutz du dafür ein spezilles Programm/Tool oder gibst du diese Arbeit ab?
Hab bei einigen mene Seiten ebenfalls den Bedarf solcher Grafiken ausfindig gemacht, da es zwar NAchfrage gibt eber noch keiner eine wirklich informative Grafik dazu anbietet, die das Thema gut beantwortet.
Momentan scheitere ich einfach noch an der Umsetzung.
Ich erstelle Vektor-Style immer mit Flash, alte Gewohnheit. Arbeite schon seit 15 Jahren mit Flash – heutzutage nutze ich es nur noch als Grafik-Programm für VektorBilder oder Animationen.
Mit Illustrator geht es im Grunde besser …
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