Neue Google Bildersuche: tiefgreifende Veränderungen angekündigt
Google hat ein Upgrade der Bildersuche angekündigt. Noch habe ich es nicht live gesehen, aber nach dem, was man im offiziellem Google-Post dazu lesen kann, handelt es sich um fundamentale und tiefgreifende Veränderungen. Ich ahne, dass alle, die bisher mit der Bildersuche zu tun hatten, nun umdenken müssen. Außerdem erklären diese Änderungen in der Bildersuche viele Fragen, die sich in den letzten Wochen und Monaten ergeben haben (z.B. „Warten auf das Google Images Update…„)
Seit wenigen Tagen hat Google Adwords-Werbung in der Bildersuche (siehe „Google Bildersuche nun mit Adwords-Werbung„). Was zunächst wie ein Test aussah, entpuppt sich nun als Auftakt einer kompletten Restrukturierung der Google Bildersuche. Aber der Reihe nach…
Geschichte der Google Bildersuche
In dem Google-Artikel „Ooh! Ahh! Google Images presents a nicer way to surf the visual web“ rollt Autor Nate Smith zunächst die Geschichte von Google-Images kurz auf: Gestartet im Jahr 2001 mit 250 Millionen Bildern, wuchs der Images-Index permanent an. 2005 waren es 1 Millarde Bilder, heute (2010) sind es offenbar 10 Millarden Bilder. Außerdem stellt Nate einige Features wie „Similar images“ oder „Similar Colors“ vor (siehe auch: „Google Bildersuche News [3]: Similar Images„). Was mich sehr verblüfft: In aller Regel werden die neuen, fundamentalen Features bei Google erst mal bei Google-Labs erprobt bzw. der Öffentlichkeit vorgestellt, bevor sie tatsächlich live gehen.
Angriff auf Bing-Bildersuche?
In diesem Fall scheint es, als wolle Google die Konkurrenz überraschen: nach meiner Einschätzung ein Angriff auf die Bing-Bildersuche, die viel Lob einstreichen konnte (siehe „Bing Bildersuche – Was kann Microsofts neue, äh… – Entscheidungsmaschine?„). Und tatsächlich erinnern die wesentlichen Merkmale der angekündigten Google Bildersuche stark an die Bing-Bildersuche. Ich würde sogar so weit gehen und sagen: die neue Google-Bildersuche ist eine Weiterentwicklung der Bing-Bildersuche.
Bildersuche nun mit 1000 Bildern pro Seite
Da ist zunächst die optische Erscheinung zu nennen. Bisher wirkte die Google-Bildersuche-Seite eher statisch. Sie war über Einzelseiten strukturiert, auf denen stets die gleiche Anzahl von Bilder zu sehen waren (übrlicherweise ca. 16 – 20, je nach Screen-Format). Nun geht Google auch den Bing-Weg: auf der Ergebnisseite wird ein Kasten eingeblendet, in dem man separat scrollen kann. Es werden zukünftig bis zu 1000 Bilder auf einer Seite angezeigt. Wer ab und zu die Bing-Bildersuche benutzt, wird schnell mit der neuen Navigation zurechtkommen. Für alle anderen wird ein erhebliches Umdenken erforderlich sein. Ich habe es noch nicht getestet, aber es ist zu erwarten, dass Google das ähnlich löst wie Bing: die Bilder werden beim Scrollen on-the-fly nachgeladen. Da ich die Bing Bildersuche schon ab und zu nutze, wird es für mich keine allzugroße Umstellung sein.
Neue Darstellungsgrößen
Weiterhin auffällig ist die neue Bildgröße: die Bilder werden bei Google-Images in Zukunft wesentlich größer angezeigt als bislang. (Bei Bing kann man aus drei Vorschaugrößen wählen.) Außerdem verzichtet Google in Zukunft auch auf die Informationen, die direkt unter den Bildern eingeblendet werden. Wie ursprünglich auch bei Bing erscheintsie erst beim Überrollen eines Bildes eine vergrößerte Ansicht, unter der dann die Bildinfos wie „Kurztext“ und „Url“ sowie der Link zu den „Ähnliche Bilder“ angezeigt wird. Allerdings hat Bing dieses Feature (mittelgroße Bild-Darstellung bei Überrollen) schon vor einiger Zeit wieder abgestellt. Beim Überrollen erscheinen nur noch die Text-Infos zum Bild. Mal abwarten, wie sich das bei Google entwickelt.
Screens von Google Bildersuche (alt und neu) sowie Bing-Bildersuche
Im Folgenden drei Screens. Ich habe den offiziellen Screen aus dem Google-Post (neue Bildersuche am Beispiel „yellowstone national park“) verglichen mit zwei anderen: Oben die bisherige Darstellung der Google Bildersuche, in der Mitte die aktuelle Darstellung der Bing-Bildersuche zum gleichen Keyword, unten die Darstellung, wie sie in der neuen Google-Bildersuche erscheinen soll.
1. Google Bildersuche bisher:
2. Bing Bildersuche:
2. Google Bildersuche neu:
Die neue Google Bildersuche sieht also wie eine Weiterentwicklung der Bing-Bildersuche aus. Es scheint, als hätte Google einen Entwicklungsschritt ausgelassen.
Neu: Vorschauseite nur noch ein Ausschnitt der Original-Quelle
Am Einschneidendsten ist aber aus meiner Sicht folgendes: Offenbar wird bei Anklicken eines Bildes in Zukunft nicht mehr die Zielseite angezeigt, sondern nur ein „Ausschnitt der Seite“ – vermutlich der HTML-Teil einer Seite, auf der das Bild eingebettet ist. Das saubere Einbetten und der umgebende Text werden als SEO-technisch wesentlich wichtiger bei der Optimierung als es bereits ist.
Besonders bitter ist dieses Vorgehen von Google für alle, die ihre Bilder-Seiten monetarisiert haben. Wer also Adsense- oder Affiliate-Werbung in seiner Galerie laufen hatte, wird vermutlich erhebliche Einbrüche zu verzeichnen haben: denn viele Leute werden vermutlich nicht mehr den zweiten Klick machen, wenn sie nach dem ersten Klick auf ein Bild einen Auszug von der Seite bekommen (vermutlich ohne Adsense bzw. Werbung). Es ist also anzunehmen, dass Werbung in Zukunft direkt über oder unter dem Bild der Originalseite angeordnet sein wird… Stattdessen zeigt Google nun selber Adwords in der Bildersuche. In dem offiziellen Screen ist die Ad-Zeile zwar nicht zu sehen. Aber es ist zu erwarten, dass Google in der live-Version dann Werbung einblendet. Wieder eine Beispiel mehr, wo Google sich Einnahmequellen, die bisher auf Seiten der Website-Besitzer lagen, zurückholt.
Die nächste Urheberrechtsdebatte…
Ich finde den Schritt von Google relativ mutig: denn natürlich wird dadurch erneut der Vorwurf untermauert, dass Google sich die Inhalte Dritter im eigenen Interesse nutzt. Der zusätzliche Klick ist sicherlich eine erhebliche Hürde, und urheberrechtlich geschützte Bilder werden nun – offenbar auch in voller Auflösung – auf „Google Seiten“ benutzt – auch zur Gewinnerzielung. Nach dem BGH-Urteil zu den Google Thumbnails wird das sicherlich wieder für Gesprächsstoff sorgen…
Was passiert mit Framebreaker-Scripten?
Wie Google mit den Frame-Breaker-Scripten umgeht, die viele bislang einsetzen, um den Traffic tatsächlich auf die Zielseiten zu lotsen, bleibt abzuwarten (siehe „Framebreaker javaScript – Fazit des google Tests„, Achtung, alt ;-)). Bing blendet in dem Fall ein „Warnscript“ ein, dass man die Bing-Seite nun verläßt – das sieht immer irgendwie nach einer Spam-Warnung aus. Da ich auch Frame-Breaker-Scripte verwende, werde ich das sehr genau beobachten und diese ggf. zeitnah abschalten. Auf jeden Fall ist absehbar, dass ich viel traffic verlieren werde.
Querformate klar im Vorteil
Es hat sich bereits bei der Universal-Search abgezeichnet: Querformate werden in der neuen Darstellung der Google-Bildersuche klar bevorzugt: denn bei gleicher Bildhöhe nehmen Querformate natürlich viel mehr Platz in Anspruch. Dieser Vorteil im Kampf um die visuelle Vorherschaft wird sich sicherlich in den Klickzahlen auswirken. Mal sehen, bis zu welcher Breite Google die Bilder darstellt. Ich vermute, dass durch die neue Darstellungsform die „Extrem-Format“, sowohl breit als auch hoch, eingeschränkt werden.
Fazit: erhebliche Veränderungen?
Nun muss man mal abwarten, wie sich die ganze Sache tatsächlich anfühlt, wenn sie live ist. Google hat angekündigt, dass die neue Bildersuche in den nächsten Tagen weltweit freigeschaltet wird. So ein wenig hoffe ich ja noch, dass es sich „nur“ um eine Menu-Option handelt. Aber in dem Blogpost wird es so beschrieben, als ginge es tatsächlich um die Bildersuche an sich.
Bilder bald wieder fließend indexiert?
Zum Schluss noch eine Vermutung zu dem ausbleibenden „Google Bildersuche Update„: es ist vollkommen logisch, dass diese Änderungen an der Google Bildersuche erhebliche Ressourcen verschlungen hat. Google hat ja von allen indizierten Bildern eigene Thumbnails angelegt. Und bedingt durch die neue Darstellungsgröße mussten nun also ca. 10 Millarden Bilder nach-indexiert werden und als neue Thumbnail-Version abgespeichert werden. Es bleibt also zu hoffen, dass diese Arbeiten nun bald erledigt sind und Google nach live-Schalten der neuen Bildersuche wieder zu einem zügigen, fließenden Indexieren neuer Bilder zurückkehrt…
29 Gedanken zu „Neue Google Bildersuche: tiefgreifende Veränderungen angekündigt“
Weitere Konsequenz, ich muß meine PHP-Skripte zur Auswertung der Bilder-SERPs anpassen. Naja, ich arbeite schon mal dran… :-)
Tja, das war wohl zu erwarten, dass G. da etwas zusammenbraut. Der Gedanke, dass jemand z.B. nach „Hochzeitsfotos“ sucht und meine Bilder findet, wobei direkt über die Bilder Adsense-Werbung von anderen Hochzeitsfotografen eingeblendet wird ist nicht gerade beruhigend. Die 2-Klick Hürde wird zu einem echten Problem für alle, die auf Bilder optimieren. Danke für den Artikel – wie immer sehr gut!
@Martin
Habe es grad bei Dir mit „Mona Lisa“ probiert. Das Framebreaker-Script funktioniert noch.
Wenn Du schon mal live probieren willst, am ehesten klappt das im Moment bei images.google.com. Aber auch nicht immer, man muß öfter „Aktualisieren“ drücken.
Also wenn Google diese Änderungen wirklich so durchzieht, wird es viel wichtiger in der oberen hälfte der Google Image Search zu sein. Wer scrollt sich schon durch diese Masse von Bilder? Da war es mit 1,2 und 3 einfacher noch gute Klicks zu bekommen. Oder bin ich ein Schwarzseher?
@Fotograf: ja, in Bildergalerien wird sich einiges ändern…
@Putzlowitsch: danke, aber ich kann es bei mir immer noch nicht sehen. Heute Abend vielleicht…
Ich finde die Usability der Suche bei Verwendung des Mausrads furchtbar. Vielleicht liegt es auch nur an mir, aber ich bekomme es nicht hin, genau eine Reihe runter zu scrollen oder irgendwie den Überblick zu behalten, wo genau ich mich befinde. Und durch die verschiedenen Bildformate sieht das Ganze meiner Meinung nach auch unordentlich aus. Ich mags nicht.
Es ist zwar etwas versteckt, nämlich ganz am Ende der Seite, aber man hat mit „Switch to basic version“ immerhin die Möglichkeit zur gewohnten Anzeige umzuschalten.
Bei Google Videos gab es das früher auch, dass Videos direkt auf der Google-Seite abrufbar waren. Das konnte man in seiner Video-Sitemap über „allow embed“ steuern. Ich kann mir nicht vorstellen – oder will nicht hoffen – dass Google dies bei der Bildersuche nicht auch so anbietet. Aber es hilft wohl nur abwarten. Meine Bilder in brauchbarer Größe bei Google abzubilden empfände ich jedenfalls als „Diebstahl“.
@Frank
Aha, interessant. Ich habe allerdings noch nie bis zum Ende gescrollt und deshalb die Option nicht gesehen.
Immerhin kann Google damit auch „messen“, wie oft die alte Ansicht aufgerufen wird. Wenn es ganz viele machen, wird vielleicht die alte Suche wieder zum Standard und die neue eine Auswahloption :-)
Hm ich bin ja etwas hinterher, sehe grade dass man die neue Suche ja schon sehen kann. Bei mir nur auf google.com. Die „Entfernung“ zur Zielseite ist ja so nicht so groß, ich bin mal gespannt wie sich das auswirkt, wenns im deutschen Raum gestaltet wird. Hoffentlich nicht so negativ.
Ich finde die neue Bildersuche von Google sehr unübersichtlich und ausserdem sehr gewöhnungsbedürftig.
Ich habe gerade auf images.google.com die neue Struktur getestet. Von den Ranking-Resultaten her kann ich keine Unterschiede feststellen.
Für mich bedeutet das, dass es zukünftig noch wichtiger ist, die eigener Bilder zu „tunen“, damit diese noch ansprechender werden. Das Ranking rückt m. M. nach etwas in den Hintergrund, persönlich nehme ich spontan Bilder in der Mitte schneller wahr als beispielsweise das Bild auf Platz ein.
Was mir aber etwas Sorgen bereitet ist die von google neu eingebaute „Zwischenseite“. Hier werden wohl viele Besucher hängen bleiben…
@Andi, Framebraker-Skripte funktionieren aber weiterhin, wie z.B. eine Suche nach „tagseoblog“ zeigt. Insofern sehe ich der Einführung in Deutschland eher gelassen entgegen.
Worauf ich eher fiebere ist, dass die vielen, vielen Bilder, die die Bots in den letzten Monaten gecrawlt haben, auch endlich mal im Index erscheinen!
betrifft die Änderung nur die Bilder oder auch die Videos. Ich finde da ist Google im Vergleich zu Bing auch noch weit unterlegen, weil man bei Bing eben direkt reinschauen kann ohne die Suchseite zu verlassen, was Recherchen erheblich verkürzen kann.
Ich finde die Suche im Prinzip gut, komme gut damit klar und es nervte mich bisher auch immer, mich durch die Seiten klicken zu müssen. Aber dass Google nun quasi die Einnahmen der Webuser klaut, finde ich schon etwas bescheiden. Und vor allem ist das bedenklich, wenn es sich dabei um Bilder handelt, die der Webseitenbetreiber selbst aufgenommen hat und damit eigentlich seinen Lebensunterhalt verdient (siehe oben Kommentar von Fotograf). Hier bedient sich Google an geistigem Eigentum anderer, um Umsätze zu generieren. Bin mal gespannt, wie Gerichte in möglichen Verfahren darüber entscheiden.
@Peggy, nur die Bilder. Bei den Videos gabs früher auch die Möglichkeit, sie nur auf Google abzuspielen, das konnte man in seiner Sitemap einstellen. Mittlerweile wird immer auf die Ziel-Webseite verlinkt.
Also mir gefällt das überhaupt nicht,weil wenn man irgendeine Kleinigkeit nachgoogelt wie zb.nur einen Vor und Nachnamen sieht man dann dort zig Fotos,die man gar nicht sehen will!
Und das auch noch in groß ….!
Das schlechteste was google bis jetzt getan hat finde ich.
Bin enttäuscht,muss mich wohl nach einer anderen Suchmaschiene umgucken.
Hab auch grad die neue Bildersuche „erlebt“. Ich kann allerdings die Kritik an der Darstellung hier nicht so richtig verstehen. Ich habe doch jetzt die Möglichkeit viel schneller durch eine große Anzahl von Bildern zu scrollen ohne jedes mal eine neue Suchergebnisseite anzuklicken.
Das mit der Google-eigenen Adsense-Werbung auf der Vorschauseite ist zu erwarten und finde ich auch etwas problematisch. Hier würde, falls es denn so sein wird, mit fremden Content Geld verdient.
Abwarten.
Also mir gefällt die neue Google Bildersuche überhaupt nicht. Vorher hatte man gleich die wichtigen Infos über die Größe der Bilder und musste sich nicht durch einen Wust durchwühlen. Und kaum bleibt man ein oder zwei Sekunden auf einem Bild ploppt schon eine Minivorschau auf, die lediglich stört, mir aber ganz sicher nicht hilft. Und dauerhaft ausschalten kann man den Mist leider auch nicht. So wie es aussieht muss man sich da wirklich nach einer anderen Suchmaschine umgucken oder die Bildersuche einfach nicht mehr verwenden. Die neue werde ich jedenfalls nicht nutzen. Viel zu unübersichtlich, nervend und uninformativ. Brauch ich nicht diese Neuerung.
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