Ein gutes Beispiel für eine schlechte Infografik
Viele reden über Infografiken, vor allem auch viele Seos. Ich habe schon mehrfach kritisiert, dass Infografik nicht gleich Infografik ist. Ob sie gut oder schlecht ist, hängt nach meiner Einschätzung von ihrem ästhetischen Wert ab sowie von der Frage, ob die Inhalte durch die Visualisierung einfach, schneller und besser als mit einem Text vermittelt werden können. Im folgenden ein Beispiel für eine aus meiner Sicht überflüssige Infografik. Es handelt sich interessanterweise um die mit den 200 Rankingfaktoren von Google, die kürzlich unter anderem von Seo-United geteilt wurde, quasi eine Seo-Infografik.
In einer schier endlosen Grafik werden die Rankingfaktoren mit Überschrift und kurzem Beschreibungstext aufgelistet. Zweilspaltig – immerhin, möchte man fast sagen – und unterteilt in einige thematische Blöcke. Die grafischen Elemente beschränken sich auf farbige Hintergründe sowie ein paar Pseudo-effektive Klebestreifen.
Warum, bitte schön, erstellt man daraus eine Infografik?
Es ist aus meiner Sicht eine typische Seo-Stilblüte, zu glauben, dass so etwas gut sei. Infografiken an sich sind gut, wenn sogar noch 200 Rankingfaktoren drauf sind, ist sie noch besser. Oder wie?
Warum ich das kritisiere
Die Inhalte sind nicht barrierefrei. Menschen mit Sehbehinderung können den Inhalt der Seite nicht erfassen. Das ist natürlich grundsätzlich bei Infografiken so. Aber: dieses Manko ist nur dann zu akzeptieren, wenn die Grafik an sich einen Sinn macht. Wenn aus der Art der Darstellung etwas erfahrbar wird, was nur mit einer Grafik, aber nicht als Text vermittelt wird – oder nur viel aufwendiger. Das ist im genannten Beispiel nicht der Fall.
Was Blinde nicht sehen, kann auch der Googlebot nicht sehen. Diese Art der Infografik ohne Erkenntnis-Mehrwert im Vergleich zum Text ist absolut Seo-untauglich. Gerade als Suchmaschinenoptimierer sollte man Infografiken sinnvoller einsetzen.
Für die Infografik zeichnet wohl SearchEngineJournal verantwortlich. Der ursprüngliche Post stammt von Brian Dean von backlinko.com, und der hat das Ganze sinnvollerweise noch als Textliste gepostet. Wenn man als Seo den Anspruch hat, solche Postings anders zu strukturieren, dann sollte man das besser mit einer eigenständigen CSS-formatierten Seite anbieten. Ein gutes Beispiel dafür bietet Google selber mit der interaktiven „Infografik“ “How Search Works“ über die Art, wie die Google-Suche funktioniert.
Warum die Kritik?
Zum einen, weil ich finde, dass man das Thema Barrierefreiheit nie aus dem Auge verlieren sollte, insbesondere als Seo. Es sind weit mehr Menschen mit Sehbehinderung da draußen unterwegs, als man gemeinhin glaubt. Und für die ist das Internet oft ein weitaus wichtigerer Bestandteil ihres Lebens als für uns Normalsichtige. Siehe dazu auch: Google ist behindert – Website barrierefrei optimieren für Blinde.
Viele reden in letzter Zeit von Qualität. Man sollte dabei im Hinterkopf haben, das eine Infografik an sich nicht für „Qualität“ steht. Ich denke, man sollte Infografiken, insbesondere als Medium an sich, genauso kritisieren wie Text-Content.
Und zum anderen finde ich es wichtig, Infografiken vernünftig zu konzipieren. Ich denke, gerade auch Seos sollten das im Hinterkopf haben. Die Aussicht auf einen Linkbait verführt zum unkritischen Einsatz.
30 Gedanken zu „Ein gutes Beispiel für eine schlechte Infografik“
Hallo,
eine Infografik kann mehrere Ziele verfolgen. Wenn diese den Sinn hatte, noch einmal auf den wirklich guten Blogpost auf backlinko.com hinzuweisen, finde ich es auch ok…
Grüße
Gretus
Ehrlich gesagt, finde ich es sowohl vom Aufwand des Erstellens als auch hinsichtlich der Ladezeit des Blogposts ziemlich überflüssig, die Infografik nur als „Linkbanner“ zu begründen.
Dem kann ich mich nur voll und ganz anschließen. Habe irgendwann abgebrochen die Klopapierrolle zu lesen. Zu schmal, zu lang, zu schwach aufbereitet.
Ja, diese „Infografik“ war mir auch schon unangenehm aufgefallen. :-)
Mal vom Inhalt abgesehen ist auch die starke JPEG-Kompression den kleinen Schriften nicht gerade zuträglich. Eventuell wäre PNG da die bessere Wahl gewesen.
Eine Infografik sollte einem Leser/Kunden ein Thema anschaulich vermitteln können, sodass dieser einen komplizierten Sachverhalt möglichst schnell durchschauen kann.
Deswegen benutzt man in Vorträgen auch gerne Beispiele und Veranschaulichungen. Ein kompliziertes Thema auf ein einfaches, allgemein bekanntest Beispiel zu übertragen, war schon immer ein wirkungsvolles Mittel.
Das hat die oben genannte Infografik leider nicht geschafft. Das Thema wäre in tabellarischer Form deutliche einfacher zu begreifen gewesen.
Hallo Martin,
mach die Grafik doch einfach gleich besser als hier vorher noch so´n Wirbel zu veranstalten…
Grüße
Gretus
Ich hoffe, dass Du den Artikel nicht falsch verstehst. Es geht nicht darum, Dich / Euch zu kritisieren. Ich finde es nur wichtig, über die Qualität von Infografiken an sich nachzudenken, da ich sehr häufig das Gefähl habe, dass sie gerade im Seo-Kontext falsch eingeschätzt werden. Und da es aus meiner Sicht so ein gutes Beispiel ist, habe ich es eben genommen, um die Kritik zu konkretisieren.
Kritik wird doch wohl erlaubt sein…
Übrigens hatte ich das im vergangenen Jahr versucht, wobei mir die Summe aller 200 Faktoren nicht wichtig war, sondern eher die Tatsache, dass viele Faktoren miteinander in Beziehung stehen. Siehe: http://www.tagseoblog.de/google-ranking-faktoren-2012-infografik
Falls Du die als Flash gelassen hättest, wäre ja sogar so ein bißchen Interaktivität möglich.
Bspw. könnte dann beim Überfahren mit der Maus von einer Kuller ein Info-Fenster mit einem kurzen Erläuterungstext aufpoppen oder so.
ja, stimmt. Vor allem geht sowas auch mit Css. Ist nur sehr aufwendig zu erstellen – und kann dann nicht Social-Media-mäßig geteilt werden…
Stimmt auch wieder…
Die „Klopapierrolle“ eignet sich wohl bestens für die Klotür, um beim Päuschen die 200 Rankingfaktoren zu studieren.
Kann dem Beitrag nur zustimmen, denn so eine Masse von Informationen gehört einfach nicht in eine Grafik. Als ich die Infografik vor ein paar Tagen gesehen habe, war ich einfach komplett erschlagen von Farbenvielfalt und Informationsgehalt. Trotzdem bin ich mir sicher, dass die Grafik als Linkbait ihren Zweck erfüllt. Schade.
P.S. der Titel des Posts is sehr gelungen und hat mich zum Klicken verleitet ;)
Hallo Martin,
Kritik ist erlaubt. Sollte dieser Beitrag jedoch die `Vorbereitung´ auf den folgenden Post sein, wo Du eine bessere Version der Grafik/Tabelle vorstellst, fände ich diesen Artikel jetzt etwas `billig´ ehrlich gesagt…
Grüße
Gretus
nein, darum geht es überhaupt nicht. Ist tatsächlich als sachliche Kritik an einem Medium an sich gemeint, und die Grafik nur ein Beispiel. Es gäbe viele weitere Beispiele, nur schien mir diese besonders geeignet, weil es 1. aktuell ist, und 2. direkt im Seo-Kontext steht, wodurch die meisten wissen, warum es inhaltlich geht. Außerdem haben wohl auch die meisten die Grafik gesehen und könne sich vielleicht noch erinnern, was sie spontan dazu gedacht hatten.
PS: ach, und ich bereite fast nie Posts vor, dafür denke ich viel zu wenig strategisch. Aber interessant, dass Du auf die Idee kommst ;-)
Hi,
immer schwer sich selbst einzuschätzen. Musst man Deine Frau fragen, ob Du eher berechnend oder intuitiv unterwegs bist. Wundert man(n) sich manchmal, was die dann so sagen #lol
Grüße
Gretus
Hallo Martin,
haben wir ja gemacht, hier der erste Satz unseres Artikels: Hiermit möchten wir Euch auf den kürzlich von Brian Dean von backlinko.com veröffentlichten Artikel `Google’s 200 Ranking Factors´ hinweisen.
Wirklich erwähnenswert ist tatsächlich nur der auch Quellen beinhaltende Blogbeitrag auf backlinko.com, die Infografik quasi nur das Zubrot…
Grüße
Gretus
„absolut Seo-untauglich“ – einen Zweck hat sie aber erfüllt: Backlinks ohne Ende.
Auch wenn Google angeblich keine Infografiken als Linkbait mag, hier hat’s für Aufmerksamkeit gesorgt. Verfolg echt nicht viele SEO- und sonstige Webmaster-Blogs, aber wie oft ich das jetzt im Feed Reader hatte…
Naja. Wenn man mal genauer darüber nachdenkt, kommen jetzt überall Backlinks her die sagen: „haha, Fail!“ immerhin ists ein Backlink. Man könnte das ganze als äußerst intelligente SEO-Möglichkeit sehen, einen „Schlechten“-Beitrag zu schreiben, über den sich die Internetgemeinschaft dann „aufregt“ und dann überall nur darüber diskutiert wird.
Natürlich ist die kritisierte Infografik schlecht. – Aber so schlecht, dass sich jede Kritik daran erübrigt. Das kann jeder sehen.
Deswegen frage ich mich, warum es diesen kritischen Artikel überhaupt gibt. Vor allem wenn er inhaltlich nicht mehr in die Diskussion einbringt als die fehlende Barriere-Freiheit…
Ich finde es sehr schade, dass ich hier einen Artikel lesen muss, der anscheinend nur deswegen existiert, weil eigene SEO-Ziele verfolgt werden.
Quatsch. Fehlende Barrierefreiheit finde ich durchaus wichtig. Das wird bei der Infografik-Diskussion oft vergessen. Und darüber hinaus sage ich doch recht deutlich, was man bei einer Infografik bedenken sollte.
Die zugrundeliegende Information ist ja auch als normaler Blog-Post zu finden. Hab mich da grad mal durchgehangelt, das ist ein guter Ausgangspunkt, um eigene Check- und Prioritätenlisten zu erstellen.
Die SEO-Infografik ist ein gutes Beispiel. Selbst wenn man sich bemüht, ist man schnell überfordert mit den Informationen. Sebastians Bezeichnung „Klorolle“ finde ich super passend. :-)
Ich bin ganz der Meinung des Autors, die endlose Grafik hat bei mir auch nur Fragezeichen im Kopf verursacht.
Der entscheidende Punkt ist für mich die „Frage, ob die Inhalte durch die Visualisierung einfach, schneller und besser als mit einem Text vermittelt werden können.“ Die kritisierte Graphik kann das definitv nicht. Man hätte die gleiche Information mit dem gleichen Erkenntnisgewinn als Text darstellen können. Was ja de facto auch geschehen ist.
Der Begriff der „Klorolle“ gefällt mir auch super .. ;-)
Ich denke es hat bereits ein Umdenken stattgefunden: erst gab es nur die Infografik als Mittel zum Zweck, dann meinten alle das wäre super für einen Linkbait und nun steht langsam wieder der Mehrwert der Infografik für den User im Mittelpunkt.
Searchmetrics hat gerade seine Rankingfaktoren Studie 2013 für Deutschland veröffentlicht. Nicht nur als Infografik ; )
http://www.searchmetrics.com/de/services/ranking-faktoren-2013/
Infografik ist bei diesen Beispielen wohl nicht der richtige Ausdruck…
Diese Infografik hatte ich auch gefunden und hab sie ziemlich schnell weggeklickt. Ich fand sie wirklich sehr schwer leserlich und ein Blindfisch bin ich nicht wirklich.
Vor allem ist der Übertitel «…auf einen Blick» ziemlich übertrieben.
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